2938 - Versteck dich, wenn du kannst!
beruflich. Und diese nur halb zugeschobenen Schubladen, das passt ebenfalls nicht zu ihm.«
Sie drehte sich mit alarmiertem Blick zu uns um. »Was soll das bedeuten?«
»Erklären Sie uns erst einmal, was Sie hier wollen.«
»Agent Cotton, niemand im Büro weiß davon … von Paul und mir, meine ich. Paul wollte warten, bis unser aktuelles Projekt beendet war. Wir haben unsere Beziehung nicht öffentlich gemacht, weil ich sonst das Team hätte verlassen müssen. Es gibt klare Regeln bei S&T Pharmazeuticals. Eine davon lautet, dass private Verbindungen zwischen Vorgesetzten und Mitarbeitern nicht erwünscht sind.«
»Was hat das mit Ihrem Hiersein zu tun?«, hakte ich nach.
Ohne etwas zu sagen, holte sie etwas aus ihrer geräumigen Tasche und hielt es uns hin. Es waren zwei gerahmte Fotos, die Sonia Perkins und Paul Clarke zeigten. Auf einem Bild hatten sie die Köpfe aneinandergelegt und lächelten in die Kamera. Auf dem zweiten Foto standen sie eng umschlungen an einem Strand, hinter ihnen erstreckte sich tiefblaues Meer.
»Letztes Jahr, Mexiko«, murmelte Sonia Perkins mit erstickter Stimme. »Mir wurde heute früh klar, dass Sie oder die Polizei Pauls Wohnung durchsuchen würden, und ich wollte nicht, dass diese Fotos gefunden werden.«
Ich reichte sie ihr zurück.
»Sonst noch etwas?« Phil hatte noch einen Blick in das Ankleidezimmer geworfen und stand nun an der Durchgangstür.
»Was meinen Sie?« Auf einmal wirkte Miss Perkins nervös. Ihr Blick huschte zwischen Phil und mir hin und her, als suche sie fieberhaft nach einem Ausweg aus einer unangenehmen Situation.
»Dort drin steht ein Karton mit Unterlagen, er ist offensichtlich gerade eben durchwühlt worden, der Deckel liegt noch daneben.«
Ich verstand, was Phil meinte. Die gerahmten Fotos hatten hier irgendwo im Apartment gestanden. Wenn der Karton durchwühlt war, dann musste Sonia Perkins noch etwas anderes gesucht haben.
»Haben Sie gefunden, was Sie suchten?« Die Stimme meines Partners klang so, als sei er seiner Sache sehr sicher.
Sonia Perkins zögerte und blickte zu Boden. Instinktiv zog sie ihre Tasche näher zu sich heran.
»Wir können Sie nicht gehen lassen, ohne in Ihre Tasche zu sehen«, fuhr Phil fort. »Also geben Sie uns besser gleich das, was Sie darin verbergen.«
Die Frau seufzte resigniert, dann griff sie in ihre Handtasche und zog einen dicken Umschlag heraus. Stumm sah sie zu, wie ich ihn entgegennahm, um den Inhalt anzusehen.
»Sie wollten gemeinsam eine Wohnung kaufen?« Bei einem der Dokumente handelte es sich um einen Vorvertrag mit einem Bauunternehmen, das die Wohnungen im kommenden Jahr fertigstellen wollte. Als Käufer waren Paul Clarke und Sonia Perkins eingetragen. Es war jedoch nur er, der bereits eine größere Summe zur Anzahlung geleistet hatte.
»Sehe ich das richtig, dass Sie jetzt in den Genuss dieser Immobilie kommen, obwohl bisher nur Ihr verstorbener Freund dafür bezahlt hat?«
Sonia Perkins funkelte mich wütend an. »Wenn Sie es so nennen wollen, ja. Glauben Sie wirklich, dass es mir noch Freude macht, dort einzuziehen, nachdem Paul tot ist?«
Auch wenn ihre Wut nachvollziehbar war, so hatte sie doch genau gewusst, warum sie diese Unterlagen verschwinden lassen wollte.
Noch mehr traf das auf das zweite Dokument zu.
»Eine Lebensversicherung. Abgeschlossen zugunsten von Michelle Clarke und Ihnen«, stellte ich fest.
Tatsächlich war jede der beiden Frauen durch Clarkes Tod um 150.000 Dollar reicher geworden.
***
»Sonia Perkins hatte ein Motiv. Sie wusste von der Lebensversicherung. Aber sie hat Clarkes Wohnung nicht durchsucht. Heute hätte sie dazu keine Zeit gehabt, denn sie war uns nur wenige Minuten voraus. Falls sie es gestern schon getan hätte, also nach Clarkes Tod, hätte sie die Fotos und die Dokumente auch gleich mitnehmen können«, fasste ich zusammen, als wir wieder in unserem Mietwagen saßen. Wir hatten Sonia Perkins’ Daten aufgenommen und sie mit der Auflage, nicht zu verreisen und zu unserer Verfügung zu bleiben, erst einmal gehen lassen.
»Woher wusstest du, dass sie zu Clarkes Wohnung fuhr?«, wollte ich von Phil wissen.
»Das wusste ich erst in dem Moment, als ich dort ihr Fliederparfüm gerochen habe. Die Vermutung, dass sie und Clarke sich näher standen als einfache Arbeitskollegen, hatte ich schon heute früh. Sie sah wesentlich mitgenommener aus als die anderen.«
»Ein Hinweis, dass sie von der Nachricht seines Todes überrascht wurde?«
»Sieht auf den
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