2x Professor Manstein
schien. Manstein verwandte eine Nacht und den darauffolgenden Morgen dazu, um festzustellen, daß ihm hier einfach die Mittel fehlten, um weiterzuarbeiten.
Gegen elf Uhr ging Barbara gewöhnlich hinunter, um die Post zu holen. Sie tat es auch an diesem Morgen. Als sie wieder nach oben kam, hielt sie einen Brief in der Hand, den sie mißtrauisch betrachtete.
„Er ist für dich!“ sagte sie. „Ohne Absender!“
Manstein öffnete ihn. Mit Maschine geschrieben, ohne Anrede oder Unterschrift, erhielt der Brief die Anregung, er müsse eine gewisse Stelle seiner Gleichung nach einer neuen Arithmetik behandeln. Die Entwicklung dieser Arithmetik war in den Grundzügen angegeben.
Manstein schüttelte den Kopf.
„Was ist los?“ fragte Barbara.
Es dauerte eine Weile, bis Manstein antwortete.
„Hier ist jemand, der mich an einem Problem herumrechnen läßt, das er selbst wahrscheinlich innerhalb von zwanzig Minuten lösen könnte! Der Mann muß einer der fähigsten Köpfe sein, die auf der Welt existieren! Ich frage mich nur, wer zum Teufel er ist!“
Manstein hielt sich an die Anregung und kam bei seinen Rechnungen wieder um ein großes Stück weiter. Obwohl er noch weit von der Lösung entfernt war, schien sich schon jetzt ein gewisses Ergebnis abzuzeichnen. Manstein hielt es jedoch vorerst für zu phantastisch, als daß er auch nur einen Gedanken daran verschwendet hätte.
Nach dem Mittagessen wollte er ein wenig ausruhen, wurde jedoch von Inspektor Grewes gestört. Manstein machte keinen Hehl aus seiner Müdigkeit.
„Was ich Ihnen zu sagen habe“, sagte Inspektor Grewes, „ist interessant genug, daß Sie notfalls eine ganze Woche darüber Ihren Schlaf vergessen würden!“
Manstein bat ihn, Platz zu nehmen, und setzte sich selbst – mittlerweile auf J äußerste gespannt.
„In dem grauen Pappkarton“, begann Grewes ohne Einleitung, „war genug TNT, um dieses ganze Haus in die Luft zu jagen!“
Manstein nickte.
„So etwas Ähnliches hatte ich mir vorgestellt“, sagte er. „Wenn Sie mich vom Mittagsschlaf nur abhielten, um mir das zu sagen, werde ich Ihnen mein bestes Paar Hausschuhe an den Kopf werfen!“
Grewes lachte.
„Ich weiß noch etwas mehr! Der Taxichauffeur ist an Ihrem Faustschlag gestorben.“
Die übergroße Müdigkeit befähigte Manstein dazu, diese Unterstellung mit einer Handbewegung abzutun.
„Ihre Witze sind geschmacklos, Inspektor!“
Grewes wurde unvermittelt ernst.
„Lassen wir den Spaß beiseite, Professor! Der Mann ist daran gestorben, daß Sie ihm den Schädel eingeschlagen haben! Daran besteht nach Ansicht der Ärzte keinerlei Zweifel!“
Manstein wurde blaß.
„Aber das ist unmöglich! Ich könnte gar nicht so fest zuschlagen!“
Grewes zuckte mit den Schultern.
„Die Tatsache besteht trotzdem. Der Mann ist tot!“
Eine Weile breitete sich Schweigen über dem Raum aus. Der Inspektor ließ Manstein Zeit, mit dem Gehörten fertig zu werden. Manstein hatte den Kopf zwischen die Schultern gezogen und dachte nach. Dann raffte er sich plötzlich auf und fragte:
„Haben Sie sonst noch Neuigkeiten?“
An Grewes durchdringendem Blick war zu erkennen, daß er etwas Besonderes zu sagen hatte.
„Für die Polizeiärzte war der Taxichauffeur eine wahre Fundgrube. Sie stellten folgendes fest: Der Mensch trägt sein Herz dort, wo andere Leute ihr Schlüsselbein haben. Ein Schlüsselbein hat er nicht. Seine Blutzusammensetzung ist so, daß ein normaler Mensch damit keine Minute lang leben könnte. Er hat nur vier Fußzehen, und der fünfte Finger, mit dem er seinen Händen natürliches Aussehen gab, war künstlich angebracht!“
Manstein schüttelte den Kopf wie ein Hund, der aus dem Wasser steigt. Vorerst weigerte sich sein Verstand zu glauben, was er gehört hatte.
„Ich denke, auch unter den Polizeiärzten gibt es notorische Säufer!“
Grewes schien jedoch nicht in der Laune, auf diesen Scherz einzugehen.
„Ich habe keine Witze gemacht, Professor! Übrigens: An Ihrer Baustelle ist überhaupt nichts passiert – der Anruf war gefälscht! Und was den Taxichauffeur angeht: Er war nach der Meinung der Ärzte – gelinde gesagt – ein durchaus anomaler Mensch!“
„Und wenn wir es weniger gelinde ausdrücken?“
Grewes zuckte mit den Schultern.
„Man könnte beinahe annehmen, er sei ein Marsmensch oder so etwas!“
Manstein lachte.
„Da sehen Sie, Inspektor, wo man mit solchen Theorien hinkommt!“
„Was wollen Sie – für mich sind Marsbewohner etwas
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