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3 - Wächter des Zwielichts

3 - Wächter des Zwielichts

Titel: 3 - Wächter des Zwielichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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zu verurteilen«, flüsterte ich. »Gut. Was auch immer dein Motiv war... lassen wir das. Zweite Frage: Warum hast du sie mit auf die Jagd genommen? Lüg nicht, lüg jetzt bloß nicht! Denn du hast Jagd auf die Kinder gemacht! Du wolltest den Vertrag verletzen!«
    »Es ist mit mir durchgegangen«, antwortete Igor gelassen. »Warum sollte ich lügen. Ich bin mit den Kleinen draußen herumgepirscht. Ich habe extra die ruhigste Gegend ausgesucht. Und plötzlich tauchen diese Kinder auf... Lebendige Kinder. Die gut riechen. Mit mir geht es durch, es packt mich. Und dann meine Kleinen ... Sie haben in diesem Jahr ihr erstes Kaninchen gefangen, den Geschmack von Blut kennen gelernt.«
    Und er lächelte - schuldbewusst, gequält, sehr aufrichtig. »Dein Kopf funktioniert ganz anders, wenn du in einem Tierkörper steckst«, erklärte er mir. »Nächstes Mal werde ich besser aufpassen.« »Gut«, meinte ich.
    Was hätte ich auch sonst sagen sollen? Jetzt, wo Nadjuschkas Leben an einem seidenen Faden hing? Selbst wenn er log, würde ich ihn nicht in die Mangel nehmen. »Anton!«, rief Sweta mir zu. »Fang!«
    Ich sah sie an - und in meinem Kopf wirbelten unzählige Bilder durcheinander.
    Eine schöne Frau in einem langen altmodischen Gewand, mit einem groß geblümten Tuch ...
    Ein Mädchen, das neben ihr einhergeht... stehen bleibt... die Frau nimmt es bei der Hand... In der Nähe ein Fluss ...
    Gras ... hohes Gras ... Warum ist es so hoch?... Es reicht ihr bis über den Kopf...
    Ich springe über einen Bach, auf vier Pfoten, mit der Nase am Boden, wittere die Spur...
    Ein kahler Wald, der in höckeriges Feld übergeht ... Gräben, Rinnen...
    Geruch... ein seltsamer Geruch steigt von dieser Erde auf... er wühlt mich auf... zwingt mich, den Schwanz einzuziehen...
    Die Frau mit dem Mädchen an der Hand steigt in einen tiefen Graben hinab...
    Zurück... zurück... das ist genau die Hexe, das ist die Hexe, ihr Geruch...
    »Was bedeutet das?«, fragte Swetlana. »Wenn es so dicht ist, warum habe ich die beiden dann nicht gefunden?«
    »Ein Schlachtfeld«, flüsterte ich, während ich aus meinem Kopf die Bilder von dem Mädchen und dem Wolf vertrieb. »Dort verlief die Front, Sweta. Der ganze Boden ist mit Blut getränkt. Dort muss man gezielt suchen, um wenigstens etwas zu finden. Es ist, als wolltest du den Kreml auf magische Weise sondieren.«
    Igor trat an uns heran, taktvoll hüstelnd. »Ist alles in Ordnung?«, fragte er. »Sollen wir im Lager auf das Verhör warten? Oder können wir das Ganze auch ruhiger angehen? In einer Woche ist meine Zeit hier zu Ende, dann melde ich mich selbst bei der Nachtwache und erkläre alles...«
    Ich überlegte. Versuchte das, was ich gesehen hatte, auf einer Karte der Umgebung zu orten, die ich in mir ins Gedächtnis rief. Zwanzig Kilometer - da war die Hexe mit Nadjuschka nicht zu Fuß hingekommen. Sie hatte den Weg abgekürzt, Hexen können so was. Mit dem Auto würden wir sie nicht erwischen, denn ich hatte keinen Jeep und im ganzen Dorf gab es keinen Niwa, keinen Uas. Vielleicht käme man mit einem Traktor über solche Wege... Natürlich könnte ich ins Zwielicht gehen. Oder noch besser: Mich in es hineinstürzen. »Sweta.« Ich sah ihr in die Augen. »Du bleibst hier.« »Was?« Diese Worte warfen sie um.
    »Die Hexe ist nicht dumm. Sie gibt uns keine drei Stunden zum Nachdenken. Sie setzt sich früher mit uns in Verbindung. Mit dir, besser gesagt, denn von mir verspricht sie sich nichts. Du bleibst hier, und wenn die Hexe sich meldet, redest du mit ihr. Sag ihr, dass ich einen Weg durch die Absperrung bahnen würde ... lüg irgendwas zusammen. Ich rufe dich später und lenke sie ab.«
    »Das schaffst du nicht«, sagte Swetlana. »Anton, du hast nicht die Kraft, um sie zu überwältigen! Und ich habe keine Ahnung, wie schnell ich ein Portal öffnen kann. Ich weiß nicht mal, ob ich das überhaupt kann. Ich habe das noch nie versucht, sondern nur darüber gelesen! Anton!« »Ich bin nicht allein«, erwiderte ich. »Nicht wahr, Igor?«
    Er erbleichte und schüttelte den Kopf. »He, he, Wächter... das haben wir aber nicht vereinbart.«
    »Wir haben abgemacht, dass du mir hilfst«, erinnerte ich ihn. »Wie die Hilfe aussieht, haben wir nicht gesagt. Stimmt's?«
    Igor schielte zu seinen Schützlingen hinüber. Runzelte die Stirn. »Du bist ein Schwein, Wächter ...«, seufzte er. »Es wäre für mich einfacher, mich mit einem Magier als mit einer Hexe anzulegen! Ihre Magie kommt

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