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31 - Und Friede auf Erden

31 - Und Friede auf Erden

Titel: 31 - Und Friede auf Erden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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welcher durch Korallenklippen vor Überflutung und Zerstörung geschützt wird. Rechts hinaus liegt die entweder blau träumende oder beweglich funkelnde See, die ich hier nie in Erregung gesehen habe, und links die Küste mit dem tiefen Grün ihrer herrlichen Vegetation, aus welcher einzelne Häuser oder zusammenhängende Dorfschaften mit fremdblickenden, verwunderten Augen auf den vorüberrollenden Zug schauen. Die Pflanzenwelt prangt hier in fast noch größerer Üppigkeit als drüben auf dem ostindischen Festland. Bambusgruppen, Jack- und Brotfruchtbäume, riesige Bananen und volltragende Feigen, gelblich leuchtende Pisonien, Borassus-, Caryota-, Corypha-, Calamus- und Arecapalmen bilden die Unterbrechung von Kokospflanzen, welche kein Ende nehmen. Die dazwischenliegenden Häuser der Wohlhabenden sind mit blumengeschmückten Veranden versehen; der Ärmere lebt in einfachen Ziegel- oder Lehmhäusern, deren Dächer meist aus Palmblättern bestehen. Auch diese Wohnungen sind von Gärten umgeben und machen den Eindruck der Sauberkeit, welcher für jeden, der aus mit Arabern bevölkerten Gegenden kommt, doppelt angenehme Wirkung hat.
    Die Eingeborenenstadt von Point de Galle liegt im Niveau der See; die Europäerstadt zieht sich über die hohe, luftige Klippe nach dem wieder tiefer stehenden Leuchtturm hin. Von dem noch oberhalb der Kirche liegenden Hotel aus konnte ich den ganzen Hafen mit den hier ankernden Schiffen fast aller seefahrenden Nationen überblicken. Ich habe Pointe de Galle und seinen Hafen schon wiederholt beschrieben und will hier nur sagen, daß sich eine Fahrt von Colombo nach diesem Ort und Matara fast überreich belohnt.
    Mein diesmaliger Aufenthalt währte nicht länger als von heute früh bis morgen abend, also nur eine Nacht, und diese Nacht war keine angenehme. Da ich gern hoch, frei und licht wohne, wählte ich ein Zimmer in der zweiten Etage, während ich Sejjid Omar in der ersten unterbringen ließ. Die Räume hier oben hatten die Eigentümlichkeit, daß ihnen die Decken fehlten; das Hausdach, welches noch hoch über sie emporstieg, schützte sie gemeinschaftlich vor dem Regen, und da die Zwischenwände diesem Dach nicht folgten, sondern in etwas über Mannshöhe aufhörten, so konnten sich die Bewohner dieser Etage zwar nicht sehen, aber alles, was in dem einen Zimmer gesprochen wurde und ebenso jedes Geräusch und jeder andere Schall fiel von dem hohen Dach mit verdoppelter Stärke in die andern Räume zurück, so daß es fast nicht möglich war, ein lautes Wort zu sagen oder irgend etwas Hörbares zu tun, was niemand wissen sollte. Man wohnte da, wenigstens in Beziehung auf das Ohr, in vollster Öffentlichkeit.
    Ich aß auch hier, wie fast stets im Hotel, auf meinem Zimmer, bekümmerte mich um niemand und wußte also nicht, was für Gäste noch vorhanden waren. Doch erfuhr ich von Omar, daß eine Anzahl von Europäern per Segelschiff von Pondichery angekommen seien, welche mit der Bahn nach Colombo wollten.
    „Das sind keine höflichen Leute“, urteilte er. „Ich habe sie gegrüßt, aber sie dankten nicht, sondern lachten mich aus. Mohammed hat den Gruß geboten, und so grüße ich alle Menschen, auch die, welche nicht Mohammedaner sind, denn gerade weil ich einer bin, muß ich zeigen, daß wir höflich sind. Wenn diesen Leuten ihr Christentum befiehlt, mich auszulachen, anstatt mir zu danken, so sollten sie daheimbleiben und nicht dahin gehen, wo der Gruß geachtet wird.“
    Ich sagte nichts dazu, denn er liebte gewisse Leute nicht, und ich fühlte mich nicht berufen, über diese seine Abneigung mit ihm zu streiten.
    „Sihdi, was heißt im Englischen tail?“ fuhr er fort.
    „Schwanz und auch Zopf.“
    „Ape und monkey?“
    „Affe.“
    „So haben sie einem Chinesen nachgerufen, welcher hier wohnt und auch höflich grüßte, als er an ihnen vorüber und nach seinem Tisch ging. Wenn sie mich oder einen anderen beleidigen, so bin ich still, weil ich eben Sejjid Omar bin; aber hätten sie das dir getan, so dürften meine Fäuste wohl gute Arbeit bekommen haben!“
    Was diese seine Fäuste betraf, so mußte man Respekt haben. Er war nichts weniger als ein Losschläger, aber ein riesenstarker Kerl und kannte keine Furcht. Wo es Krakeel gab, da entfernte er sich stolz; aber es war auch vorgekommen, daß man ihn nicht gehen ließ, und da hatte er sich, ohne die Gegner zu zählen, mit einigen guten Hieben prächtig Luft gemacht.
    „Es muß ein Mann hier wohnen, welcher Kun-Yen (der

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