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313

313

Titel: 313 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Tewaag
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der Tür drücken und die Jungs in der Zentrale fragen, ob die mich jetzt einschläfern lassen oder was. Aber dann nehme ich mir vor, ruhig zu bleiben. Einfach nur ruhig zu bleiben.
    Meine einzige Hoffnung ist, dass es einfach ein mordsmäßiges Missverständnis ist, irgendein schlechter Zufall oder so. Da wird halt irgendeiner von den eifersüchtigen Freaks behauptet haben, dass ich hier drinnen mit Drogen deale oder so. Oder jemand von der Presse hat sich einen Spaß erlaubt. Und vielleicht kann ich in einem Gespräch, hoffentlich innerhalb der nächsten Stunde, alles aufklären, sodass ich rauskomme und meine Süße sehe.
    Aber es bringt ja überhaupt nichts, dieses ganze Gedenke.
    Da höre ich durch das Fenster den Bollerwagen. Ich sitze hier drinnen in dieser Edelstahlzelle und höre, wie sich der Bollerwagen draußen original über den Scheißhof bewegt. Die Holzplanken klappern lose über den Asphalt. Dieses Geräusch, das hat immer wieder was von Beerdigung. Jetzt ist es meine eigene.
    Nach einer Stunde fange ich schließlich doch an durchzudrehen. Diese Zelle macht, dass ich durchdrehe. Sie ist bis in den letzten Winkel ausgeleuchtet, es gibt keine Möglichkeit, sich irgendwo zu verkriechen. Auf dem Bett liegst du wie eine Leiche in der Gerichtsmedizin, die gleich aufgemacht werden soll. Und überall diese Kameras. Es gibt keine Ecke, in der sie mich nicht sehen. Die sind nur dafür da, damit die Leute, die hier einlaufen, gar keine Möglichkeit haben, sich vorsorglich schon mal umzubringen, weil die Neuigkeiten, die auf sie warten, so beschissen sind. Das sagt dir die Zelle: So weit ist es mit dir gekommen. Du kannst nichts mehr zerstören außer dir selbst.
    Und ich denke: »Super, jetzt musst du sogar noch überwacht werden, dass du dich nicht wegmachst.«
    Nach einer Stunde und zehn Minuten bin ich nervlich ein komplettes Wrack und drücke die verdammte Notruftaste.
    Ich sage: »Jungs, bitte, ich hab keine Zigaretten, ich hab keine Jacke, es ist arschkalt. Kann bitte endlich jemand kommen und mir sagen, was los ist? Ich kriege gerade ein richtiges Kopfkino hier.«
    Und der Beamte: »Ihr Anwalt ist gerade gekommen.«
    Und ich: »Können Sie dem bitte sagen, dass er auf mich wartet?«
    Und der Beamte: »Ja.«
    Es vergehen zwei Stunden, bis sie mich holen.
    Endlich bringen sie mich in ein Besprechungszimmer, in dem nur ein viereckiger Tisch steht. Keine Blume, kein Bild, kein gar nichts. Der Direktor und der Bereichsleiter sitzen schon da, die haben meine Akte vor sich liegen. Sieht mir sehr nach kurzem Prozess aus. Standgericht. Mit dem langen, dünnen Direktor habe ich ja bereits vor der Metzgerei Bekanntschaft gemacht. Den Bereichsleiter kenne ich kaum, hab nur gehört, dass er ’n richtiger Treiber sein soll. Er ist so was wie der Sheriff vom Regelvollzug, bisschen älter, aber immer noch voll der Schrank. Fünf Sterne auf der Schulterklappe und das ganze Arsenal am Gürtel: Handschellen, Schlagstock, K.-o.-Spray. Ich stehe da und mein Herz schlägt bis an die Wände von diesem sterilen Zimmer.
    Der Direktor macht wieder ganz einen auf freundlicher Onkel: »Herr Stein, setzen Sie sich. Ihr Anwalt befindet sich noch im Besucherraum. Wenn Sie wollen, können Sie den gern dazu holen, und wir gehen das gemeinsam durch.«
    Und ich so empört: »Aber sicher holen wir den dazu! Auf jeden Fall! Ich hab nämlich das Gefühl, ich brauche hier Zeugen.«
    Dann sitzen wir da und sehen uns an und warten auf meinen Anwalt. Ich versuche aus den Blicken der beiden irgendwas zu lesen, aber da steht nichts, ihr Blick ist total leer, blank, komplett tote Augen.
    Dann kommt mein Anwalt rein, und ich denke, der wird mir gleich helfen und alles aufklären, aber dann merke ich, dass mein eigener Anwalt genauso wenig weiß wie ich.
    Er nur so: »Herr Stein, was ist hier los?«
    Bevor ich irgendwas sagen kann, antwortet ihm der Direktor kalt: »Wir werden Ihnen gleich alles schildern.«
    Da ist mir klar, jetzt passiert gleich irgendwas ganz Schlimmes, jetzt gibt’s ein richtiges Brett, und mir rasen Wellen über die Haut, als ob ich gleichzeitig friere und schwitze.
    Ich sag: »Was soll denn das heißen, ›alles schildern‹? Was sind das überhaupt für Begriffe, ›alles schildern‹? Es gibt überhaupt nicht alles zu schildern.«
    Da legt der Direktor los: »Wir haben heute ein Fax von der Staatsanwaltschaft bekommen. Das liest sich nicht gut für Sie, Herr Stein, das liest sich ganz und gar nicht gut. Offenbar hat die

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