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313

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Titel: 313 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Tewaag
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keinen kannte, und ich dachte, dass alle meine Feinde sind, Beamte und Gefangene, ist das zu jetzt ein riesiger Unterschied. Ich find’s zwar immer noch ungerecht, dass ich wegen Sachen in den Geschlossenen gekommen bin, die einige Leute, mit denen ich hier sitze, an einem Nachmittag verbrochen hätten, aber inzwischen komm ich damit besser zurecht.
    Als dann vor einer Woche mein Essenausgeberkollege rüber in den Regelvollzug ging, wurde sein Job frei. Ich hatte dem Andi gesagt, dass er sich auf die Liste eintragen soll, aber die Arbeit ist beliebt, und natürlich waren noch andere Leute vor ihm an der Reihe. Also setze ich mich an die Schreibmaschine und klackerte ein super Anliegen runter, von wegen dass ich einen neuen Mann im Essenausgeber-Team brauchen würde und dafür auch schon eine Top-Kraft im Auge hätte.
    »Lassen Sie mich raten, an wen Sie da gedacht haben.«
    Das fragt mich der Herr Scherer, als er mich daraufhin zu sich ins Büro bestellt. Er ist Anfang fünfzig und steht von der Hierarchie her genau zwischen dem Karl und dem Hopp. Aber während der Hopp vor allem seinen Spaß haben will, will der Scherer vor allem seine Ruhe haben. Er macht dir keinen Stress, wenn du ihm keinen Stress machst, und ansonsten bastelt er kleine Autos aus leeren Zigarettenschachteln. Was nicht heißt, dass man ihn deshalb unterschätzen sollte. Er weiß schon, was läuft.
    Ich also ganz selbstverständlich: »An den Andi natürlich.«
    Er so: »Das ist doch Ihr Kumpel, oder?«
    Ich weiter ganz überzeugt: »Ja, das stimmt, wir kennen uns. Aber es gibt auch logistische Gründe.«
    Und er: »Da bin ich aber mal gespannt.«
    Obwohl es bisher noch nie so war, dass beide Essenausgeber von einer Station kommen, erklär ich ihm nun, dass es total wichtig sei, das jetzt mal zu ändern. Es gäbe unglaublich viele Dinge, für die ich einen Mitarbeiter brauche, allein die Kanister seien so schwer, dass sich einer allein locker einen Bruch hebt. Wenn der andere aber nun auf einer fremden Station ist, bedeutet das, dass die Person, die ich brauche, um meinen Job zu machen, immer da ist, wo ich nicht bin. Ich sei sogar schon von Beamten angesprochen worden, was ich hier so orientierungslos rumirre, dabei hätte ich doch nur meinen Kollegen gesucht.
    »Ich hab ja schließlich kein Funkgerät«, sag ich total ernst, »ich kann den ja nicht ausrufen lassen.«
    Und der Scherer: »Komisch, dass das jahrelang geklappt hat.«
    Darauf ich: »Das wundert mich ja auch.«
    Ich muss wirklich aufpassen, dass ich es nicht übertreibe.
    Fünf Minuten lang rede ich ununterbrochen auf den Scherer ein, dass der Andi ein guter Mann ist, der absolut pflichtbewusst ist und vor allem auch sauber. Er duscht sich regelmäßig, und da er nun mal genau in der Zelle gegenüber sitzt, wäre eben immer gewährleistet, dass wir morgens rechtzeitig anfangen.
    »Also das würde wirklich Sinn machen«, sage ich.
    Der Scherer überlegt. Das kannst du richtig sehen, wie in seinem Kopf jetzt das alte Getriebe anspringt. Auf der einen Seite weiß er natürlich, dass ich ihm den völligen Scheiß erzählt habe. Auf der anderen Seite hat er keine Lust, dass ich tagelang über die Gänge irre und so tue, als würde ich den zweiten Essenausgeber nicht finden, oder dass er mir jemand anders gibt und ich mich ständig beschwere, weil der seine Hände nicht wäscht. Er weiß, dass es für ihn und für alle am ruhigsten läuft, wenn er mir den Andi gibt. Der Rest macht einfach mehr Arbeit.
    Also grinst er: »Ich schau mal, was ich da machen kann.«
    Zwanzig Minuten später wird der Andi auf die Zentrale gerufen, vierzig Minuten später steht er komplett weiß eingekleidet in meiner Zelle. Seitdem sind wir das neue Team Essenausgabe.
    Nachdem der Andi und ich über die Stationen gefahren sind und in den Gemeinschaftsküchen die Kanister mit Tee und Kaffee verteilt haben, schieben wir unseren Bollerwagen in Richtung Metzgerei. Es ist halb sechs Uhr morgens, die Luft ist kühl, aber da steckt schon der Sommer drin. Wir haben inzwischen fast Juni. Wir passieren das Metalltor und stehen auf dem großen Gefängnishof. Das ist fast schon ein freier Blick, und wir sind nicht an Händen und Füßen gefesselt, wie das sonst sein muss, wenn Gefangene aus dem Geschlossenen in den Regelvollzug gehen. Nur der Herr Hopp begleitet uns. Er ist einer, der in diesem ganzen Zoo auch einfach nur guckt, dass ihm nicht langweilig wird. Da sind der Andi und ich ihm natürlich super gerne behilflich, so

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