325 - Gefahr aus dem All
dauert auch nicht lange.«
Raffiniertes Biest!, dachte Matt. Tut so, als wäre sie nicht aus einem einzigen Grund hier – und der liegt sicher nicht darin, sich frisch zu machen.
Er konnte nicht anders, als Aruula zu betrachten, zumal sie selbst die Augen geschlossen hielt. Die Kriegerin vom Volk der Dreizehn Inseln war die schönste Frau, der er jemals begegnet war, mit einem perfekten Körper, leicht definierten Muskeln und langem blauschwarzen Haar, das ihr fast bis zum wohlgerundeten Po reichte, an dem jetzt das Wasser in mäandernden Strömen herabfloss.
Zumindest optisch konnte Xij ihr nicht das Wasser reichen, war sie doch das genaue Gegenteil der fraulichen Aruula: eher burschikos, mit kurzem Haar, kleinem Busen und feingliedrigem Körper. Nur in Sachen Kampf war seine aktuelle Reisegefährtin Aruula fast ebenbürtig, auch wenn sie kein Schwert, sondern mit Vorliebe einen tibetanischen Kampfstab benutzte. Und dennoch hegte Matt momentan stärkere Gefühle für sie, während ihm Aruula fast schon fremd geworden war. Aber eben nicht so weit, dass ihm eine Entscheidung leicht fiel.
Seine erste Wut und der Hass, die er Aruula wegen Anns Tod entgegengebracht hatte, waren im Laufe der letzten Monate immer schwächer geworden. Matt hatte sich längst eingestanden, überreagiert und Aruula für einen tragischen Unfall Vorsatz in die Schuhe geschoben zu haben. Das tat ihm unendlich leid.
Dass sie zum Flächenräumer gekommen ist, um mich vor Grao zu warnen, obwohl ich ihr so übel mitgespielt habe, muss ich ihr hoch anrechnen. Aber dass sie mir jetzt die Pistole auf die Brust setzt und mit Wudans Willen argumentiert, ist nicht okay. Ich würde die Beziehung zu ihr gern erst normalisieren, bevor ich weiter gehe. Aber ich fürchte, diese Zeit gibt sie mir nicht.
Fast war er froh, dass ihn der anfliegende Mondmeteorit einer schnellen Entscheidung enthob. Auf dem Weg zur AKINA und – hoffentlich! – auch wieder zurück würde er genug Zeit haben, in sich zu gehen und sich über seine wahren Gefühle klar zu werden.
Ihm wurde bewusst, dass er noch immer dastand und Aruula betrachtete. Und dass ihr Anblick durchaus Wirkung zeigte. Rasch griff er zu einem Handtuch und schlang es sich um die Hüften.
Für einen kurzen Moment meldeten sich seine Hormone: Nutze die Gelegenheit! Eine schnelle Nummer mit ihr, wer kann es dir verdenken? Aber die Vernunft siegte und machte ihn fast wütend auf sich selbst: Wenn du das tust, ist es aus mit Xij, und Aruula wird ihren Anspruch geltend machen.
Er räusperte sich heiser. »Lass dir Zeit«, quetschte er hervor und trat den Rückzug an. »Ich habe eh noch zu tun.« Aruula zog einen Schmollmund, aber sie war klug genug, in nicht zu drängen.
Ungeduscht stieg er wieder in seine Klamotten und verließ fast fluchtartig sein Quartier. Nicht auszudenken, wenn Xij jetzt hier auftauchte und falsche Schlüsse zog, die Aruula gewiss nicht widerlegen würde.
Er ging zum Ausgang des Flächenräumers. Dort warteten bereits Xij und Rulfan. »Wollen wir?«, knurrte Matt und ging voran. Als er ins Freie trat, fühlte er sofort die beißende Kälte im Gesicht. Vor ihm erstreckte sich eine schmale Eisspalte mit senkrechten, hoch aufragenden Wänden. Der Boden war mit feinem Schnee zugeweht, der Spalt hoch oben zeigte blauen Himmel. Der gewaltige Sturm, den die Ankunft des Streiters mit sich gebracht hatte, fand nun nicht statt. Matt seufzte erleichtert. Das würde die Arbeit im und vor allem am Shuttle erleichtern.
Rulfan schauderte sichtlich. »Es ist verrückt«, sagte er. »Mir bricht gerade der Schweiß aus. Es ist, als könnte ich mich selbst dort vorn bei der bionetischen Röhre sehen, und überall ist Feuer. Aber die Eindrücke sind verschwommen, wie ein böser Traum.«
Matt nickte. »Du spürst einen Nachhall der anderen, früheren Zeitebene. Hier unten muss dich und Aruula der Feuersturm des Streiters erwischt haben.« Auch ihn überlief ein Schauer. »So nahe wart ihr also, und ich habe es nicht mal geahnt.«
»Du hättest nichts für uns tun können«, meinte der Albino. »Du wärst nur selbst draufgegangen, anstatt durch die Zeiten zu reisen. Und wir wären immer noch tot... Wie sich das anhört!«, fügte er kopfschüttelnd hinzu.
Matt trat als Erster in den schmalen bionetischen Schlauch, der an der Wand der Spalte zur Oberfläche führte. Sofort erfasste ihn das Material, umschloss ihn und schob ihn nach oben. Xij und Rulfan folgten. Gleich darauf standen alle drei auf der
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