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33 - Die Werwölfe von Kregen

33 - Die Werwölfe von Kregen

Titel: 33 - Die Werwölfe von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Weg zur eigenen Vernichtung war sie eher abstoßend.
    Ein rauschendes Fest stieg an jenem Abend; Fackeln verbreiteten ihr orangegoldenes Licht, süßer Mondblütenduft vermengte sich mit dem Aroma exotischer Speisen und gewaltiger Weinmengen. Die Sterne erschütterten wir wohl nicht, doch geriet Vondium tüchtig ins Wackeln.
    Wie gesagt – ich will mich nicht im einzelnen mit den Ereignissen auseinandersetzen.
    In einer Art Halbmuschel an einem Ende des Blumengartens saß das Orchester, mit dem ich den Herrschaftlichen Walzer von Vallia einstudiert hatte – eine Kopie der Schönen Blauen Donau. Dreimal hatten wir schon nach diesem Stück getanzt, als mein Blick auf den jungen Oby fiel.
    Ach ja, eigentlich dürfte ich ihn nicht mehr ›jung‹ nennen, denn er war inzwischen erwachsen und verfügte über seine vollen Kräfte. Zwei Mädchen klammerten sich an ihn, ein drittes hockte ihm auf der Schulter, und ein viertes klammerte sich auf rätselhafte Weise mit nackten Beinen an seiner Hüfte fest und küßte ihn lebhaft, wenn es nicht lachte oder trank. Er entdeckte mich, löste den Mund aus dem frivolen Getümmel, zog eine Grimasse und rief: »Ich kann nichts dagegen tun!«
    Oby leitete die Flugschwadron, die für den Palast zuständig war, und schien immer wieder in Gefahr zu sein, seinen Junggesellenstand zu verlieren – doch mit einer Geschicklichkeit, die bei den forschen jungen Burschen des Regiments bewundert wurde, vermochte er der zuschnappenden Falle immer wieder zu entgehen.
    »Ich würde ja neidisch sein, Oby, wenn nicht gute Gründe dagegen sprächen!«
    »Aye, Dray, aye! Ich wünschte, ich fände auch ...« Aber schon wurde ihm der Mund wieder verschlossen.
    »Wo steckt Naghan?« brüllte ich.
    Oby verdrehte den Kopf, so daß die Lippen des Mädchens auf seiner Wange landeten. Daraufhin begann sie ihn natürlich ins Ohr zu beißen.
    »In der Waffenschmiede – er macht gerade die ersten Pfeilspitzen fertig.«
    »Dann muß ich dort sofort hin!« sagte Seg energisch.
    »Ich komme mit.«
    Der ganze Palast schien zu vibrieren. Lichterketten schmückten die Wege zwischen angenehm riechenden Büschen, Lampen flackerten in den Bäumen, wenn sich ein Vogel auf den Ästen niederließ. Es war eine herrliche Nacht, erfüllt vom rosagoldenen Schimmer der Frau der Schleier.
    »Ich würde mir wünschen, daß Milsi hier wäre«, sagte Seg. »Aber sie ist mit Delia unterwegs.«
    »Ach? Laß mich raten – das könnte bedeuten, daß deine Milsi bald den Schwestern der Rose beitritt.« Ich warf meinem Gefährten einen durchdringenden Blick zu. »Ich weiß nicht, ob man dich dazu beglückwünschen oder dich bedauern sollte, bei Krun!«
    »Die junge Silda kennt da keine Zweifel.«
    »Deine Tochter und mein Sohn sollten sich wirklich mal über ihre Zukunft klarwerden – ist Silda jetzt unten im Südwesten?«
    »Aye.«
    Wir durchschritten verschiedene Gärten und Haine, passierten die Seite des Palasts, überquerten einen kiesbestreuten Torweg und näherten uns Naghans Waffenkammer.
    Naghan die Mücke hatte früher nur aus Haut und Knochen bestanden; inzwischen war er ein wenig rundlicher geworden und füllte seine Tunika besser aus, auch wenn man ihn noch immer dünn nennen mußte. Ein erstaunlich fröhlicher, munterer Bursche, konnte er den Hammer mit unglaublicher Geschicklichkeit auf den Amboß knallen lassen. Er gehörte zu den besten Waffenschmieden, die ich auf Kregen bisher erlebt hatte. Bei unserem Eintreten machte er nun kehrt und hielt uns mit der Zange eine hellgelbe Pfeilspitze hin.
    »Die Schneide ist das Schwierige«, sagte er. »Seg – dort drüben liegen zwanzig Exemplare für dich.«
    »Gut gemacht Naghan«, sagte ich. »Und ein Schwert?«
    Naghan hatte wirklich schwer gearbeitet, soviel war klar. Zum Modell hatte er sich einen Drexer erwählt – eine Waffe, die wir in Valka entwickelt hatten – und drei Exemplare hergestellt. Seine Assistenten schufteten mit gellenden Hämmern, während der Blasebalg pumpte und die Hitze in Wogen durch den Raum schickte und das Fauchen des zum Abkühlen benutzten Wassers einen angenehmen Kontrapunkt bildete. Ich ergriff einen Dudinter-Drexer und schwenkte ihn probeweise.
    »Nolro«, brüllte Naghan, »hol den Köcher!«
    Ein Jüngling mit nacktem Oberkörper, dessen Haut vor Schweiß leuchtete, eilte zu einem Pflock und nahm den Köcher herunter. Es handelte sich um einen schlichten Köcher, wie er den Bogenschützen der Armee überlassen wird. Nolro gab ihn Seg. In

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