33 - Die Werwölfe von Kregen
weniger gut ausgerüstetes Wesen getötet hätte, ein Raubtier, das nicht über Werkräfte verfügte ...
Er sprang.
Ich packte die überlebensgroße Statue der tanzenden Talu an zwei unteren Armen, hob sie hoch, drehte sie um und hielt sie schräg nach vorn. Der Ganchark sprang auf mich zu und landete geradewegs auf der spitzen Hecke, die aus den Dudinterfingern der Statue gebildet wurden.
Später zählten wir die Zahl der Fingernägel, die seine Haut durchdrungen hatten.
Fünf.
Fünf Fingernägel aus Goldsilberlegierung, beschmiert mit Wolfsbann, fünf dünne Finger genügten, um das Wesen zu töten.
Seg eilte brüllend in die Vorhalle. Andere Leute erschienen, denen ich keine Vorwürfe machen kann, daß sie meinen Kampf etwa aus dem Hintergrund beobachtet hatten. Immerhin hatten sie dann den Mut gehabt, nicht fortzulaufen. Im Kreis standen wir um den Werwolf herum und starrten ihn an, und zwei Mädchen beugten sich über das ohnmächtige Hausmädchen.
»Die Punkturfrau kommt«, sagte ein Pachak, der ein Amtszeichen trug.
Wir starrten den Unhold an.
Wer würde zum Vorschein kommen, wenn die üblen okkulten Kräfte die furchteinflößende graue Gestalt verließen?
Das graue Fell begann zu schimmern, der strenge spitze Kopf rundete sich, die Umrisse wurden weicher – und dann lag vor uns der Wächter, der am Eingang gestanden und uns eine gute Nacht gewünscht hatte.
»Larghos m'Mondifer«, sagte ich. Ein erfahrener Kampeon, der kürzlich als Jurukker in die 1SWH eingetreten war.
Nun aber geschah etwas, auf das wir nicht im geringsten gefaßt waren.
Der Tote öffnete die Augen.
Ehe jemand schreien oder ohnmächtig werden konnte, ging der Mund auf. Ein seufzendes Entweichen von Luft war zu hören, als wäre ein lange verschlossenes Grab erbrochen worden, dann sagte die Leiche Larghos' m'Mondifer:
»Dies, Dray Prescot, war nicht mein Werk.«
Nun ertönten doch ringsum die Schreie, nun sanken die Nervenschwachen bewußtlos zu Boden.
Der tote Larghos m'Mondifer lief schwarz an. Die Haut leuchtete wie Emaille, ermattete, bis sie aschen wirkte. Risse erschienen überall wie ein Spinngewebe. Schließlich sackte der Wächter in sich zusammen, war bald nur noch ein Umriß in schwarzem Staub auf dem dicken Teppich, aber auch diese Überreste verschwanden und ließen nichts übrig von einem ordentlichen vallianischen Kämpfer, der in einen Werwolf verwandelt worden war.
17
Der Werwolf von Vondium war also nicht allein gewesen ...
Gründliche Nachforschungen ergaben nichts, was den armen Larghos m'Mondifer von seinen Kollegen im Gardekorps unterschieden hätte. Er hatte seine Pflicht getan, hatte Wache gestanden und sich in der Schlacht von Marndor hervorgetan. Mir mißfiel die Tatsache, daß die beiden bisher gestellten Werwölfe Mitglieder meiner Leibgarde gewesen waren.
Und was sollte das rätselhafte Verhalten der Leiche, diese Verbreitung von Rätseln?
Seg sagte: »Mir und Milsi wurde berichtet, es gebe Werwölfe auf den Ebenen von Nord-Croxdrin. Werwerstings sollten das sein.«
Marion legte den Kopf auf die Seite und schaute ihn an. Nath na Kochwold zog ein grimmiges Gesicht. Das Gespräch fand während unseres üblichen schnellen zweiten Frühstücks statt, und die allgemeine Laune war nicht sonderlich gut.
»Was hat der arme Bursche nur gemeint, zum Teufel?« wollte Turko wissen.
»Er hat meinen Namen gesprochen. Ein Toter! Ich geb's zu, ich weiß die Lösung nicht. Da Deb-Lu mit eigenen wichtigen Dingen beschäftigt ist, sollten wir sofort Khe-Hi-Bjanching kommen lassen.«
Khe-Hi hielt sich im Südwesten des Landes bei Drak auf. Gegen seine Hinzuziehung konnte niemand etwas haben, denn die ganze Angelegenheit wurde immer rätselhafter und war ohne Zauberer aus Loh wohl nicht in den Griff zu bekommen.
Die nächsten Tage verbrachten wir in denkbar schlechter Stimmung. Es wurden zwei weitere Werwolfangriffe gemeldet, die Todesopfer forderten.
Wir ließen aus Vondium Dudinterwaffen kommen.
An Bord eines schnellen Vollers traf Khe-Hi-Bjanching ein, ein rothaariger Mann, dessen streng-attraktives Gesicht ein wenig runder geworden war. Über die Situation war er informiert; Zauberer aus Loh haben eben ihre Kommunikationswege.
Mit seiner knappen harten Stimme sagte er: »Ich habe das Ganjidrezept und beginne sofort mit der Herstellung, Majister. Eine üble Sache. In Vallia schwirrt es nur so von Gerüchten.«
»Gerüchte haben keine tödlichen Reißzähne, Khe-Hi.«
»Die Sache hat
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