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33 - Die Werwölfe von Kregen

33 - Die Werwölfe von Kregen

Titel: 33 - Die Werwölfe von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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Zeug, und der massige Körper zitterte von oben bis unten.
    »Werwolf-Freund! Tod dem Herrscher!«
    Ich sagte zu Jiktar Vandur: »Kümmere dich um ihn, Vandur. Laß einen Nadelstecher kommen. Versuch ihn sanft zu behandeln. Wenn er sich beruhigt hat, werde ich ihn besuchen.«
    »Quidang!« Vandur, ein denkbar abgebrühter Kämpfer, die Brust voller Bobs, zupfte an seinem Schnurrbart. »Ich würde allerdings dagegen wetten, daß er sich je wieder ganz erholt.«
    »Ich hoffe, du irrst dich. Aber ich fürchte, du hast recht.«
    »Wenn ich diese Gerüchteschmiede erwische, knüpfe ich sie auf – bei der Klinge von Kurin!«
    Sie können sich also vorstellen, daß ich nicht gerade fröhlicher Stimmung war, als wir uns dem Pfeilmacherturm näherten. Ich gewann den Eindruck, daß die Werwölfe und die Gerüchte mich der Bevölkerung entfremdeten. Jener Bevölkerung, die seinerzeit lautstark gefordert hatte, daß ich als Jak der Drang und dann als Dray Prescot ihr Herrscher werden und sie von ihren Problemen befreien sollte – diese Menschen forderten nun bereits mein Blut.
    Später ließ Jiktar Vandur ausrichten, Nolro der Jähe habe sich beruhigt. Die Ärzte hatten ihn überall mit Akupunkturnadeln gespickt, und er konnte wieder hören und vernünftig sprechen. Ich begab mich in den kleinen Sanitätsraum, in dem sein Bett stand. Eine schwere Last lag mir auf der Seele.
    »Majister«, sagte er. »Wie du siehst, kann ich dir nicht die volle Ehrerbietung erweisen.«
    Als Sarkasmus ging dieser Satz am Ziel vorbei. Aber er bot mir einen Ansatzpunkt. Ich versuchte einen kühlen freundlichen Ton anzuschlagen, als ich sagte: »Du solltest wissen, Nolro, daß mir die volle Ehrerbietung ebenso gleichgültig ist wie die sonstige Verbeugerei und Speichelleckerei. Du scheinst ein etwas verzerrtes Bild von mir zu haben.«
    »Ich begreife nicht, wieso meine Pansi tot ist oder wieso überall dort, wo du erscheinst, Werwölfe auftauchen ...«
    Ich ließ mich nicht auf kunstvoll aufgebaute Argumente ein, sondern redete mit ihm, als läge er im Fieber. Ich wies auf offensichtliche Dinge hin: daß ich als verflixter Herrscher doch wohl kaum solchen Kummer über das Volk bringen würde, wenn er uns allen schaden mußte. Sein Ausdruck umwölkte sich, und ich sah, daß er diese simple Logik zu verarbeiten versuchte.
    Dann: »Aber die Werwölfe tauchen überall dort auf, wo du bist ...«
    »Das bestreite ich ja nicht, Nolro. Ich bestreite nur, daß ich ihr Erscheinen auslöse.«
    Er schüttelte unruhig den Kopf. »Aber das ist doch ein und dasselbe.«
    »Dir lastet die Trauer um deine Tochter auf den Schultern«, sagte ich. »Ich weiß, wie dir zumute ist.« Und, bei Zair! das war nicht gelogen ...
    Er versuchte die gefesselten Handgelenke auseinanderzuzerren, doch ich verdrängte die schlimmen Erinnerungen und fuhr hastig fort: »Ich trage die Trauer um alle Töchter, um alle Söhne auf meinen Schultern, Nolro.«
    Unser Gespräch ging noch weiter. Die Ärzte hielten sich im Hintergrund und waren bereit dazwischenzugehen, ebenfalls die Wache, und an der Tür wartete eine alte Reinmachefrau, die unter ihrer gelben Schürze die Hände verschränkt hatte. Ich fand, Nolro habe den Schock über den Tod Pansi des Lieds noch nicht überwunden, begriffe aber immerhin, daß die Gründe dafür nicht so einfach waren, wie er sich eingebildet hatte.
    »Ich verspreche dir eins, und dabei ist Opaz mein Zeuge. Wir werden dem bösen Geheimnis der Gancharks auf die Spur kommen. Wir werden dafür sorgen, daß diese Geschöpfe niemandem mehr schaden können. Das verspreche ich dir, Nolro, und allen Bewohnern Falanriels, allen Vallianern.«
    »Ich glaube dir, Majister ...«
    Ich zog mein Messer, meine alte Seemannsklinge, die ich wie immer an der rechten Hüfte trug. Ich zerschnitt seine Fesseln. Er schaute mich verblüfft an, und aus den Augenwinkeln gewahrte ich die heftige Reaktion der Ärzte, der Wächter und der alten Reinmachefrau.
    »Zurückbleiben!« sagte ich heftig, ohne mich umzudrehen.
    Dann hielt ich Nolro das Messer hin, mit dem Griff voran.
    »Wenn du die Schuld bei mir siehst, Nolro der Jähe, dann benutze dieses Messer. Stich damit zu und laß die Gerechtigkeit siegen!«
    Also, beim Schwarzen Chunkrah! Das war eine gefährliche Geste ...
    Nolro ergriff das Messer. Interessanterweise zitterte es nicht in seiner breiten roten Hand. Er betrachtete die Klinge. Dann schaute er mich an. Mit heftig eingesogenem Atem warf er dann das Messer auf die

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