33 - Die Werwölfe von Kregen
vor.
Diesmal gelang es mir, mich seitlich unter ihm hindurchzurollen. Dabei gab ich ihm den alten Leemjäger-Trick zu spüren.
Wäre er doch nur ein Leem gewesen, eines der wildesten Raubtiere, die es auf dieser Welt gibt, dann wären ihm jetzt die Eingeweide aus dem Leib gequollen! Ich sah Blut. Ich sah es, das schwöre ich. Aber schon landete das Wesen kreischend auf dem Teppich und drehte den hageren Körper herum, um mich erneut anzugreifen.
Bei diesem einseitigen, seltsam unheimlichen Kampf ging es ohne den unangenehmen Geruch frisch vergossenen Blutes ab. Ich habe, wie Sie wissen, gegen so manches wilde Tier gekämpft und mir dabei gegen die verschiedenen Rassen gewisse Techniken zurechtgelegt – zu meiner Schande, wie ich eingestehen muß, denn einige kämpfen lediglich so wild, weil es ihrer Natur entspricht. Jedenfalls wäre jedes vierbeinige Tier dieser Wolfsgattung, mochte es auch noch so groß sein, längst erledigt gewesen.
Als der Ganchark erneut attackierte, gewann ich dabei den Eindruck, daß er sich so schnell bewegte wie ein normaler Wolf. Meine Hiebe schienen ihm nichts auszumachen.
Nun versuchte ich einen neuen Trick und versetzte dem Ungeheuer einen Streich auf die Schnauze. Der Werwolf jaulte auf und wurde nach rechts geschleudert, während ich mich gleichzeitig nach links in Sicherheit brachte. Wieder war keine Wunde zu beobachten.
Erst wenige Augenblicke waren vergangen, seit ich so tollkühn die Treppe hinabgestürzt war. Das Mädchen lag ohnmächtig am Boden, und wir Kämpfenden umkreisten sie und suchten die Gelegenheit, uns gegenseitig anzufallen. Er zuckte vor, und ich benutzte mein Schwert und wich zurück, und wieder griff er an. So konnte es die ganze Nacht weitergehen ...
Es konnte nicht mehr lange dauern, da würde Seg die Treppe herabgelaufen kommen, ein Gedanke, der mich alarmierte und mir die Entschlossenheit schenkte, ein schnelles Ende zu suchen – aber wie?
Das Monstrum raste mit klaffender Schnauze auf mich los, und ich landete zwei weitere Hiebe, die es eher zurücktreiben als verletzen sollten. Die Wächter von der Tür waren wohl längst zu den Eisgletschern Sicces eingegangen.
Der nächste Angriff ließ mich gegen einen herrlichen irdenen Krug aus Pandahem prallen. Das schöne Stück krachte zu Boden, Keramikstücke spritzten in alle Richtungen. Ich wich seitlich geduckt aus und hätte mir beinahe an den ausgestreckten Fingern der tanzenden Talu eine schlimme Wunde geholt.
Meine linke Hand umfaßte den Bizeps eines der acht Arme der Statue. Starr blickte ich dem nächsten Angriff entgegen – und erst dann ging mir ein Licht auf.
Dummkopf! Onker! Get-Onker! Natürlich!
Nun mußte ich es nur noch möglich machen. Das Fläschchen in meinem Gürtelbeutel war heil. Ich griff danach, fummelte damit herum, zog das Gebilde heraus. Wenn ich es fallen ließ, während der Ganchark geifernd erneut auf mich lossprang ...
Herumwirbelnd duckte ich mich, wehrte das Wesen ab und achtete darauf, daß ich ihm nicht direkt in den Weg geriet. Die Zähne sahen sehr unangenehm aus. Wieder näherte ich mich auf Umwegen der Statue des tanzenden Talu. Die acht Arme, die zu dem vertrauten hingebungsvollen Kreis gereckt waren, bestanden wie Leib und Beine aus Bronze. Der geheimnisvoll lächelnde Kopf war aus Gold.
Aber die Fingernägel ...
Ich schmierte das Ganjid auf so viele Fingernägel, wie ich während dieses Vorbeihuschens erreichen konnte, zielte einen bösen Hieb auf den Werwolf und sah ein Stück graues Fell davonfliegen. Mehr konnte ich ihm nicht schaden – noch nicht. Weitere Fingernägel wurden ebenfalls mit Ganjid beschmiert. Dann wich ich zurück, ließ das Fläschchen fallen und hielt mich bereit.
In diesem Augenblick tönte Segs Stimme von der Treppe: »Dray!«
»Zurückbleiben, Seg!«
Der Werwolf sprang. Ich wartete ab, ließ das Schwert vor seinen geröteten Augen hochzucken, wie ich es schon oft getan hatte, und wich dann zur Seite aus. Diesmal aber hieb ich ihm das Schwert mit voller Kraft ins Gesicht und ließ los. Die Klinge glitt in ein Auge, das spürte ich ganz deutlich.
Aufschreiend hielt das Wesen inne, und dann ...!
Das Schwert begann sich wieder aus dem Auge zu schieben. Es bewegte sich sichtlich auswärts. Zitternd stand der Unhold da, die Zunge hing ihm aus dem Maul, während das Schwert von übernatürlichen Kräften aus dem Auge geschoben wurde und dröhnend auf den Teppich fiel.
Der Unhold fauchte, als wisse er anzuerkennen, daß der Hieb ein
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