33 - Die Werwölfe von Kregen
konzentriert genug ausfällt.«
»Was mich betrifft, da glaube ich fast, die Dame hätte Gefühle für mich entwickelt. Das ist ihr Pech. Ihr Kind, der Uhu Phunik, ist die eigentliche böse Macht.«
»Du weißt, daß Csitra Phu-Si-Yantong geliebt hat? Ja, Ling-Li-Lwingling kam des Weges und verdrehte ihm den Kopf. Deb-Lu hat dir diese Tatsachen offenbart. Wenn Csitra sich wirklich einbildet, Gefühle für dich zu hegen, Dray, so mußt du bedenken, daß sie eine Frau ist, die sich streng an ihre Besessenheit hält.«
»Ich sollte da wohl dankbar sein.«
»O ja, ganz recht.« Die metallische Stimme des Zauberers ließ kein Amüsement zu. »Wenn dies alles Phuniks Werk ist, werden Deb-Lu und ich mit ihm schon fertig. Es dürfte viele Jahresperioden dauern, bis er an unser vereintes Kharma auch nur annähernd heranreicht.«
»Und Csitra?«
»Als wir Yantong in den Quern von Gramarye schickten, spürten wir, daß sie ihn unterstützte. Sie hat Kräfte. Ich glaube aber, daß sie nicht einmal mit ihrer Uhu in der Lage ist, uns zu überwältigen.«
»Warum unterbindest du das Spiel der beiden dann nicht?« fragte ich mit größerer Schärfe, als ich beabsichtigt hatte. »Beim widerlichen entzündeten linken Augapfel Makki-Grodnos!«
»Ich werde deine ganz verständliche Frage beantworten, wenn ich mich weiter mit Deb-Lu beraten habe.«
Diese Zurechtweisung hatte ich verdient.
Ich nickte mürrisch, und Khe-Hi empfahl sich.
Ich, Dray Prescot, Lord von Strombor und Krozair von Zy, habe keine Lust, mich in einen Unheilprediger zu verwandeln. Aber – bei Krun! – diese diabolischen okkulten Ereignisse blieben nicht ohne Wirkung auf mich.
Als ich mich dann aber auf die Suche nach Seg und Nath machte, um mit ihnen zu trinken und die bevorstehende Offensive zu besprechen, kam mir der Gedanke, daß sich Khe-Hi bei unserem Gespräch irgendwie seltsam aufgeführt hatte. Was war anders gewesen? Ich fand Seg und Nath im Zelt der Offiziersmesse und griff achtlos nach irgendeinem Glas, während ich im Geiste noch einmal das Gespräch durchging.
»Hai, Dray! Du siehst aus, als hättest du eine Zorca verloren und einen Calsany dafür gefunden.«
»Etwas in der Art«, sagte ich – und plötzlich hatte ich die Lösung.
Der Zauberer aus Loh hatte irgendwie nervös-verschlagen ausgesehen, als er von Ling-Li-Lwingling sprach, der Hexe aus Loh, die ich im Zentrum Havilfars, in Jikaida-Stadt, kennengelernt hatte.
Warum wohl?
Nath setzte das Gespräch fort, das von meinem Eintritt unterbrochen worden war. Seltsamerweise ging es dabei um Khe-Hi.
»Wir wissen nicht, wie die Infektion vonstatten geht«, sagte Khe-Hi zu mir. »Es könnte auf verschiedene Art passieren. Wird ein Opfer kurz nach der Ansteckung von Dudinter berührt, besteht die Chance, daß es geheilt werden kann.«
»Kann man sich darauf verlassen?«
»Nicht bei allen. Die Umwandlung, so berichteten Männer, die bei Nugos dabei waren, erfolgte außergewöhnlich schnell.«
Ich sagte: »Aber er war vorher schon einmal Werwolf gewesen – wir wissen nicht, wie lange.«
»Das Teuflische daran ist«, sagte Seg, »daß vielleicht schon in diesem Augenblick ein Dutzend dieser niederträchtigen Wesen da draußen herumstreift.«
Dieser Gedanke konnte jeden unruhig machen, konnte über jeden Rücken einen kalten Schauder schicken.
Bewußt schoben wir diese unwillkommenen Gedanken in den Hintergrund und beschäftigten uns ernsthaft mit den weiteren Plänen. Seg, Turko, Nath, Kapt Erndor – jeder dieser Männer hätte die bevorstehenden Aktionen auch allein planen können; ich wurde nicht gebraucht. Als Herrscher, so könnte man sagen, war mein Platz eigentlich im Zentrum, in der Mitte, in Vondium.
Bei Zair! Ich hatte nicht die Absicht, mich in die Nähe Vondiums zu begeben, solange ich bei jedem meiner Schritte von den blasphemischen Werwölfen belauert wurde, den gespenstischen Heimsuchungen böswilliger Zauberer. Auf keinen Fall, bei Krun!
Zufällig wußte ich von Forschungen, die auf der Erde im Zusammenhang mit Werwölfen und der Krankheit der Lykanthropie betrieben wurden. Den Legenden zufolge war Silber das Metall, das Wermonstren ein Ende machte. Bei Nugos war ein Versuch gemacht worden, ein einfaches Experiment: man hatte ihm einen Dudinterring auf einen Finger gesteckt. Er hatte sich kein Unbehagen anmerken lassen.
Dieses einfache Mittel, Gancharks in Menschengestalt aufzuspüren, hatten wir also nicht. Und bedenken Sie eines: Jeder intelligente Bursche, der
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