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34 - Die Hexen von Kregen

34 - Die Hexen von Kregen

Titel: 34 - Die Hexen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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hinauf.
    Der schwarze Umriß vor dem Mond verschwand nicht, er zeichnete sich deutlich im bewegten rosafarbenen Mondlicht ab. Der Gdoinye verweilte an der Stelle, mit geneigtem Kopf, mit ausgestreckten Krallen – ein kraftvoller Jagdvogel, Spion und Bote der Herren der Sterne. Er belauerte mich.
    Anstatt eine flotte Beleidigung zu äußern, wie es bei mir normal gewesen wäre, wartete ich hoffend ...
    Keine Stimme, kein Geräusch, keine Vorwarnung. Im Handumdrehen absorbierte das riesige Phantom des Skorpions, unendlich und blau und allesumfassend, meine Umwelt und riß mich in ungeahnte Tiefen.

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    Nun mußte ich meine gesamte Willenskraft aufbringen, die ganze Macht, derer ich fähig war. Hier und jetzt mußte ich die Theorie auf die Probe stellen, nach der ich in geringem Umfang mich der übermenschlichen Autorität der Everoinye erwehren konnte.
    Wenn die Herren der Sterne im Begriff standen, mich von meinem nächtlichen Lager fortzureißen und nackt und wehrlos in einem anderen Teil Kregens abzusetzen, damit ich dort eine kritische Lage meisterte, dann mußte ich tun, was ich konnte, um sie daran zu hindern. Ich mußte mit ihnen sprechen, wie es mir schon ein- oder zweimal in der Vergangenheit vergönnt gewesen war. Ich war nicht in der Stimmung, neue wagemutige Taten zu begehen, um ihren verborgenen Zielen zu dienen.
    »O nein, ihr Herren der Sterne!« brüllte ich in die allesumfassende blaue Strahlung, die ein phantastischer Riesenskorpion war. »O nein! Diesmal nicht! Zeigt euch ...«
    Ein keilförmiger grüner Streifen entstand am unteren Rand meines Blickfeldes. Kraß, strahlend, ätzend, erweiterte sich die leuchtendgrüne Farbe, wurde kräftiger und wogte in den Zenit empor.
    Die Kühle eines Windes aus der Eiswüste des Verlorenen Zinfross umhüllte mich schneidend, biß nach mir mit Hauern aus Eis.
    Bläue – der riesige Skorpion, der mich fortsaugte!
    Karmesinrot – die Anwesenheit der Everoinye!
    Und grün – ein beißendes, widerliches Grün – der ehrgeizige, ungeduldige Herr der Sterne, der den Namen Ahrinye trug!
    Wenn diese unergründliche Wesenheit mich in ihre Gewalt bekam und ihr Versprechen einlöste, würde sich mein bisher auf Kregen verbrachtes Leben wie ein Kinderspiel ausmachen. Der Herr der Sterne wollte mich lenken, wollte mir mehr abverlangen, als bisher irgendeinem Sterblichen abverlangt worden war.
    »Nein!« brüllte ich, doch wirkte meine Stimme eher verzweifelt und angstvoll-schrill. »Nein, ihr Herren der Sterne! Wir haben einen Pakt geschlossen! Ihr könnt mich nicht ...«
    Kopfüber wirbelnd flog ich in die Höhe – oder abwärts oder seitwärts; ich wußte es nicht. Sterne schwirrten wie Glühwürmchen durcheinander. Ich spürte eine beißende Kälte wie von einer Eislandschaft, zugleich aber den heißen Biß von Flammen, als steckte ich in den glosenden Feuern Inshurfraz'.
    In dem Gewirbel von Farben, die eine haltlose Leere erfüllten, wurde ich hierhin und dorthin geschwenkt, umfangen von blauen und karmesinroten und grünen Schwaden, und hielt nach einem willkommenen gelben Schimmer Ausschau. Gelb – ein Hinweis, daß Zena Iztar mich noch immer in ihrer Obhut sah.
    Meine Füße prallten auf harten Boden. Die Farben zuckten und bissen mir noch immer in den Augen und hallten mir lautlos im Schädel wider. Wenn ich in einem unerforschten wilden Teil Kregens abgesetzt worden war, um gegen irgendeine Übermacht zu kämpfen – wer hatte mich hierhergebracht? Wessen Marionette sollte ich sein?
    Die Festigkeit unter meinen Füßen glättete sich zu kaltem Marmor. Ich wurde nach vorn geruckt und hob nach Art des Kämpfers das Schwert in meiner Hand.
    Ein Schwert!
    Bei den Herren der Sterne?
    Ich umklammerte das in der Scheide steckende Krozair-Langschwert. Meine Bekleidung bestand aus dem scharlachroten Lendenschurz.
    Zu Beginn meiner bisherigen Aktionen für die Everoinye hatten sie mich bis auf wenige bemerkenswerte Ausnahmen nackt und unbewaffnet abgesetzt. Vielleicht mußte ich mir zu dieser Übung eine andere Meinung zurechtlegen. Meine Verachtung mochte sich ein wenig abmildern, wenn sie mir ein Schwert ließen ...
    Der Marmor unter meinen Füßen fühlte sich kalt an.
    Man setzte mich nicht auf einen Stuhl, der beim Vorwärtsrollen fauchte, ich brach nicht durch Vorhänge, die mich an Spinnennetze erinnerten. Es gab keine unterschiedlich gefärbten Räume zu betreten, die mir schließlich den Zugang in einen ebenholzschwarz verhangenen Raum

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