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34° Ost

Titel: 34° Ost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Coppel Alfred
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Unterseeboote und Zerstörer der israelischen Marine, und es gab ein dichtes Netz von Luftpatrouillen. Die Russen hätten diesmal besser ihre Geheimnistuerei unterlassen. Nach allem, was man hörte, war Anatolij Rostow leicht erregbar und sehr empfindlich.
    »Ich danke Ihnen für Ihre Mitteilungen, General«, sagte Tate.
    »Nowotny wird nicht einverstanden sein, aber ich halte es so für das beste.«
    Wieder einmal, wie schon so oft, ärgerte sich Tate über die Geheimniskrämerei der Russen. Es bestand überhaupt kein Grund, Rostows Reiseweg zu tarnen. Der amerikanische oder der israelische Nachrichtendienst würden bald herausfinden, dass er mit den Syrern Gespräche geführt hatte – was sein gutes Recht war. Ein typischer Fall von Geheimhaltung um der Geheimhaltung willen.
    »Vergessen Sie nicht, mit Ihrem Sicherheitsmann auch einen schwedischen Dolmetscher in die Zentrale Zone zu schicken, Juri. Jetzt haben die Schweden dort das Kommando, und Sie wissen ja, wie unerfreulich sich die Verhandlungen mit Gunderssen gestalten können.«
    »Ich wollte, die Inder wären diesmal an der Reihe«, brummte Ulanin. »Die patrouillieren wenigstens, statt nur in der Baracke zu sitzen und zu saufen.« Er machte eine kleine Pause. »Bleiben Sie dabei, dass keine Maschine in die Zone einfliegen darf? Genosse Rostow hasst Autofahren. Es wäre ein Akt von …« Seine Hand vollführte eine weit ausholende Geste.
    »Von Kulturny, Juri? Wäre mir die Entscheidung überlassen, ich würde es tun. Aber es ist völlig unmöglich, das wissen Sie doch.«
    Der alte Mann zwang sich zu einem Lächeln.
    »Und wie geht es Ihnen sonst, General?«
    »Ich bin müde«, antwortete Ulanin. »Müde, mich mit hitzköpfigen Kosaken, libyschen Fanatikern, unfähigen Ägyptern und Yankee-Kapitalisten herumzuschlagen. Ich bin alt, William.«
    »Alt? Kutusow bei Borodino war nicht jünger als Sie.«
    »Das waren andere Zeiten. Ein Borodino würden wir heute nicht überleben.«
    Kein Mensch mit gesundem Verstand hätte dem widersprochen. Jetzt herrschte Frieden und eine gewisse Entspannung, aber die Welt war immer noch ein nukleares Pulverfass, und es gab ein Dutzend Krisenherde, die den Funken für die Zündschnur liefern konnten. Sinai und die Zone konnten sehr leicht ein solcher Krisenherd sein. Tate hob den Blick zu den sowjetischen und ägyptischen Fahnen, die müde im aufkommenden Wüstenwind flatterten. Dazwischen stand der Mast mit der Flagge der Friedensstreitmacht, mit dem Emblem, das sie alle, hüben und drüben von Vierunddreißig Grad Ost, auf ihren Uniformen trugen: Zwei Halbkreise, rot und blau, durch zwei Pfeile geteilt. Ein seltsam kriegerisches Symbol für eine Streitmacht, die den Frieden bewahren sollte.
    Die ägyptischen Offiziere, die noch immer gehofft hatten, in die Konferenzbaracke gerufen zu werden, zeigten ihre Enttäuschung durch übertriebenes Zurschaustellen militärischen Zeremoniells. Als Tate und Ulanin zu ihren Offizieren traten, die bei den Autos warteten, salutierten sie zackig. Gleichzeitig wickelte die Rotarmisten-Ehrengarde ihr theatralisches Zeremoniell ab, mit viel Armeschwingen und Füßestampfen, eine genaue Kopie der Wachparade vor dem Lenin-Mausoleum in Moskau. Bill Tate wartete geduldig, bis das Ritual zu Ende war, und erwiderte dann den Gruß des Offiziers.
    General Ulanin verabschiedete sich von den Amerikanern und ging, gefolgt von Nowotny und Jermolow, zu seinem Sim-Turbinenwagen. Hauptmann Sacharow und die Übersetzerin mußten sich, wie Tate leicht belustigt feststellte, mit einem Moskwitsch zufrieden geben. Die Marine genoß kein besonders hohes Ansehen in der sowjetischen Zone.
    Sergeant Anspaugh erschien in dem dunkelgrünen Dodge, der in El Arisch dem General zur Verfügung stand. Neben ihm saß Captain Adams, und zwischen ihnen lag das schwarze Kästchen, mit dem er jede Abhörvorrichtung blockieren konnte, die die Russen während der Besuche des Generals möglicherweise im Dodge eingebaut hatten.
    Tate setzte sich mit Richter Seidel nach hinten, während die Ehrengarde und die Ägypter in hölzerner Habtachtstellung verharrten.
    »Los, Sergeant«, sagte Tate zu Anspaugh. Dann wandte er sich an Seidel: »Rostow kommt mit dem Schiff aus Latakia. Sobald wir aufgestiegen sind, werden wir die Flugzeugträger warnen, russische Schiffe in den nächsten Tagen einfach zu übersehen.«
    »War es das, was Ulanin Ihnen zugeflüstert hat?« fragte Seidel. »Er hat damit Nowotny richtig nervös gemacht.«
    Bill

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