3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)
Film ’Falling Down’, als er in einem Fast Food -Restaurant ein paar Minuten nach Ende der Frühstückszeit kein Frühstück mehr bekommt. Leider, oder zum Glück für den Bar-Besitzer, habe ich nicht wie Michael Douglas eine Maschinenpistole dabei, sonst würde ich ihn wahrscheinlich auch zwingen, mir noch ein Bocadillo zu machen. Weil aber immer mehr Pilger in die Bar kommen und nach Bocadillos fragen, bequemt sich der ziemlich übergewichtige und schmierige Gastwirt, der diese Bezeichnung nicht verdient, doch noch in seine Küche, wohl eher aus Profitgier als aus Gastfreundlichkeit.
Als ich dann frage, ob ich anstatt eines Bocadillos mit Schinken und Käse, es scheint nur diese hier zu geben, ein es ohne Schinken bekommen könne, schießt der Barbesitzer den Vogel ab und teilt mir gleichgültig mit, dass es sie nur so gebe oder gar nicht. So ein Arschloch, denke ich mir, während ich mich ohne Bocadillo und hungrig, mit den Worten ’Muchas Gracias, Viva Espana!’ aus der Bar verabschiede, in der ausländische Pilger offenbar nicht willkommen sind.
Ich versuche mein Glück an einem der wenigen Häuser im Dorf und frage nach etwas Brot. Prompt geben mir die Bewohner des ersten Hauses ein halbes Baguette und beweisen wieder einmal, dass Idioten wie der Wirt zum Glück schwarze Schafe unter vielen sind, also die Ausnahme.
Als wir zu fünft abends in das einzige Restaurant des Ortes gehen wollen, bitte ich die anderen, schon mal vorzugehen und mir einen Platz freizuhalten. Ich möchte noch Tagebuch schreiben und etwas Zeit für mich haben. Als ich eine halbe Stunde später das ziemlich volle Restaurant betrete, stelle ich verwundert fest, dass sich meine Freunde an einen Vierertisch gesetzt haben, denke mir aber nichts weiter dabei und hole mir einen Stuhl, um mich dazuzusetzen. Leider ist der Besitzer des Restaurants kein geringerer als der Pilgerfreund, dem auch die Bar gehört!
Noch einmal stellt er eindrücklich unter Beweis, dass Gastfreundschaft und Flexibilität ein Fremdwort für ihn sind u nd ich wirklich die Rechnung ohne den Wirt gemacht habe, als er mir klar macht, dass der Tisch nur für vier vorgesehen sei…!!! Eleonore und die anderen erklären mir, dass sie vorher an einem Sechsertisch gesessen hätten und umgesetzt wurden, obwohl sie dem Wirt erklärt hatten, dass ich später noch dazukommen wollte! Unglaublich, aber wahr!
Weil ich vor ein paar Stunden in der Bar schon gemerkt hatte, dass es sinnlos ist, mit einem solchen Menschen zu diskutieren, verlasse ich ohne ein weiteres Wort und schon wieder hungrig das Restaurant, diesem Arsch sei Dank! Glücklicherweise ist auf meine Pilgerfreunde Verlass. Nach dem Essen bringen sie mir zwei mit Rührei belegte Brote mit, die sie aus dem Restaurant herausgeschmuggelt haben. Für unser Frühstück haben sie auch vorgesorgt und, obwohl natürlich verboten, ordentlich was eingesteckt.
Gebet des Tages: Gebe mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, die Kraft, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, zwischen beidem zu unterscheiden!
Erkenntnis des Tages: Auch in Spanien gibt es Riesen-Hornochsen!
Donnerstag, 7. August, 87. Tag:
San Juan de Ortega - Burgos, 30 km
Wir brechen bereits um 06:20 Uhr auf - selbst ich als Frühaufsteher kann es nicht erwarten, hier endlich wegzukommen - und sind froh, dass wir noch vor Sonnenaufgang die zweite und hoffentlich letzte Pilgerfalle Spaniens hinter uns lassen. Von einem Höhenweg aus erleben wir einen wundervollen Sonnenaufgang, der erste, den ich seit meinem Aufbruch vor knapp drei Monaten erlebe.
A uch wenn schöne Sonnenaufgänge dafür sprechen, früh loszulaufen, spricht dagegen, die erste Stunde fast im Dunkeln zu laufen. Nach etwa vier Kilometern frühstücken wir im ersten Ort. Es gibt sogar warme Croissants und richtig guten Kaffee. Nach dem Frühstück pilgern wir durch den Ort Atapuerca. In dieser Gegend haben wohl vor 800.000 Jahren die ersten Europäer gelebt, an die ein Denkmal erinnern soll.
Die letzten acht Kilometer gehören zu den schlimmsten bisher und sind schon fast eine Beleidigung für unsere verwöhnten Pilgeraugen: Der Weg führt über staubige vegetationslose Pisten, vorbei an der Baustelle für den neuen internationalen Flughafen von Burgos, entlang an stark befahrenen Schnellstraßen und durch hässliche Vororte.
Diese alternative Route soll laut
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