365 Geile Nacht Geschichten Band 2 Juli
ihn ein kleiner Schock sein, denn ich bin eiskalt und er ist heiß. Peinlich berührt versuche ich, von ihm abzurücken. Natürlich weiß ich, dass er nie auf die Idee käme, hinter diesem beiläufigen Körperkontakt stecke mehr als ein Unfall.
„Zapple nicht so herum“, säuselt Miroslav verschlafen und legt seinen Arm fester um mich. „Du wirst dich auch so aufwärmen – ohne Reibung.“ Er hat es sicher nicht anzüglich gemeint, doch meine Ohren werden heiß.
„Ich wollte …“, beginne ich mich zu rechtfertigen, lass es aber sein, weil ich glaube, dass das nicht nötig ist.
„Jetzt nicht, Schatz, ich muss morgen früh raus“, brummt er, scheinbar halb in einem Traum, ins Kissen. Mein Kopf glüht und mit einem Schnauben versuche ich, die Verlegenheit abzuschütteln. Da es in seinem Zimmer noch dunkler ist als in meinem, kann ich sein Gesicht nicht sehen, dennoch glaube ich wahrzunehmen, dass er grinst, unterdrückt kichert, gar lacht.
„Miroslav?“, frage ich, weil es ja sein könnte, dass ich mir das nur einbilde, oder dass er vielleicht sogar heult.
„Mmh?“, brummt er ganz ruhig. Ich habe mich wohl geirrt. Immer, wenn es so dunkel ist, dass ich meine Hand vor Augen nicht mehr sehen kann, stelle ich mir vor, dass etwas ganz dicht vor meinem Gesicht ist. Ein beunruhigendes Gedankenspiel, also versuche ich, mich auf das zu konzentrieren, was ich fühle. Den sich hebenden und senkenden Brustkasten, den warmen Atem im Genick, den Arm, der immer schwerer wird und Miroslavs Knie, die sich von hinten gegen meine Oberschenkel drücken.
Seltsam, wir haben uns bisher nie mit Absicht berührt, stets nur zufällig, wie man Menschen eben berührt, mit denen man zusammenlebt. Wir haben uns nie umarmt oder uns beim Fernsehen aneinander gekuschelt. Trotzdem scheint es mir nun so vertraut, wie er sich an meinen Rücken schmiegt. Als hätten wir im letzten Jahr nichts anderes gemacht, als gemeinsam in einem Bett zu schlafen.
Wo bin ich? Durch die Jalousien strahlt Tageslicht und taucht den Raum in ein freundliches Dunkelgrau. Der Raum kommt mir bekannt vor. Da spüre ich auch schon einen Rücken, der sich gegen meinen drückt. Vorsichtig drehe ich mich um und betrachte Miroslavs wohlgeformten Hinterkopf. Zwischen meinen Beinen ragt eine beachtliche Morgenlatte aus der verrutschten Shorts. Ich habe gar nicht gemerkt, dass ich eingeschlafen bin. Ich habe so tief und erholsam geschlafen, wie seit Ewigkeiten schon nicht mehr. Ich möchte das Aufstehen noch etwas hinauszögern. Ich fühle mich wohl. Außerdem, wann werde ich je wieder mit Miroslav in einem Bett liegen? An seinen warmen Körper geschmiegt? Nicht, dass ich total darauf versessen wäre – es ist einfach nur eine sehr schöne Erfahrung.
„Miroslav, mein Freund, lass uns in Zukunft immer gemeinsam in einem Bett schlafen, aber nur rein platonisch.“
Wie könnte man so etwas vorbringen, ohne dass es verfänglich wird? Vor allem, wenn man dabei so eine drängende Latte hat, dass man beginnt, herumzuzappeln?
Plötzlich wird das Bett erschüttert. Miroslav wälzt sich herum und wendet mir sein Antlitz zu. Seltsam, da wohne ich seit über einem Jahr mit ihm in einer Wohnung und habe ihn noch nie schlafend gesehen. Noch nie war mein Gesicht seinem so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte. Obwohl ich dafür schielen muss, konzentriere ich mich aus nächster Nähe auf seine entspannten Gesichtszüge. Die schmalen Lippen sehen fast so aus, als würde er schmunzeln. Die Augen wirken selbst geschlossen frech und sogar im Schlaf noch lebhaft. Ob daran die kleinen Fältchen schuld sind, oder die Augenbrauen, die ein keckes Dach über den geschlossenen Lider formen? Oder fördert sein ultrakurz geschorenes Haar diesen frechen Gesamtausdruck, gepaart mit dem Bart, der seiner Kinnpartie etwas Verwegenes verleiht, obwohl er eitel gepflegt ist …?
Obwohl, oder gerade weil er nicht dem gängigen Schönheitsideal entspricht, finde ich ihn äußerst attraktiv. Ich betrachtete ihn bemüht distanziert, mit platonischem Respekt sozusagen, der mir verbietet, näher auf seine körperlichen Reize einzugehen. Wie er da so unschuldig vor mir liegt, erkenne ich in ihm den schönsten und erotischsten Mann auf der ganzen Welt. Parallel zu dieser Erkenntnis fährt ein Stich durch meinen Körper. Die zärtliche Ruhe fällt von mir ab und weicht jäher Aufregung. Ich betrachte nicht mehr Miroslav, meinen Mitbewohner, sondern himmle einen durch und durch begehrenswerten
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