365 Geile Nacht Geschichten Band 2 Juli
Verknalltheit nimmt alles, was sie kriegen kann, wie damals, als ich vierzehn, bis über beide Ohren verliebt und zu allem bereit war. Die kleinste Geste würde ich als untrügliches Zeichen werten, dass mich Tschooo liebt.
„Die sitzen sehr eng“, erklärt er mir und zeigt – um das zu unterstreichen – auf seine eigenen, wohlgeformten, in edles Karo gekleidete Beine. Mir entfährt ein Stöhnen und als ich wieder sein Gesicht finde, müssen meine Augen glänzen wie Mangamädchenaugen. Er grinst mich an und zwinkert. Ein weiteres Stöhnen bahnt sich einen Weg aus meinem Leib, der mir nicht mehr gehorchen will. Noch nie hatte ich solche Angst, die Beherrschung zu verlieren und einen Mann, den ich eigentlich nicht kenne, zu umklammern und zu küssen. Daher bin ich froh, dass ich in die Kabine stürzen und eine Tür zwischen K-Man und mich zwängen kann.
Mit einem erleichterten Stöhnen sinke ich gegen die Wand. Wie schön dieses Gefühlschaos ist, und wie schrecklich zugleich! Wie konnte ich mich so viele Jahre nach dieser Tortur sehnen und wie konnte ich so lange ohne sie überleben? Ich leide in jeder Hinsicht. Ich bin nicht nur geil, auch wenn mein Körper da sehr energische Zeichen setzt – es ist mein Herz, mein Hirn, mein ganzes Selbst, das sich nach ihm verzehrt. Ich bin Romeo, Cyrano und Werther in einer Person, ich will heulen und irre lachen, K-Man mit Versen ehren und mir am liebsten einen Kleiderhaken ins Herz rammen, um mich von der Qual zu erlösen.
„Passt sie?“, fragt Tschooo als er die Tür öffnet und sieht an mir runter. Mit einiger Verwunderung stellt er fest, dass ich noch genauso dastehe wie vorhin, als er mich in das winzige Universum dieser Kabine bugsiert hat. Theoretisch müsste ich mir nun einige Ausreden einfallen lassen, warum ich hier an der Wand lehne und seufze wie ein krankes Tier – aber er ist zu nah. Er ist einfach viel zu nah um angesprochen zu werden, um ihn wieder gehen zu lassen, um irgendetwas anderes zu tun, als mich einfach nach vorn zu neigen und meine Lippen auf seinen Mund zu drücken. Kurz nur, aber deutlich. Flüchtig aber unmissverständlich. Mein Bewusstsein nimmt erst Notiz von dem, was ich getan habe, als es schon wieder vorbei ist. Eine Weile starre ich ihn an. Habe ich das gerade wirklich gemacht? Habe ich es mir nur vorgestellt? Die Verwunderung in Tschooos Augen versuche ich meinen nicht Karo-Hosen-tragenden Beinen in die Schuhe zu schieben, da schließt er die Tür hinter sich und bleibt in diesem kleinen Universum – hier, bei mir.
Er neigt sich vor und seine Lippen berühren meinen Mund. Nicht minder schüchtern und nicht minder unmissverständlich. Sein Blick, als er sich rasch von mir schiebt, ist ein einziges Fragen – und meinem damit nicht unähnlich. Die Situation verlangt nach Handlung, das wissen wir beide. Wir wissen auch, welcher Natur diese Handlung sein wird, aber wir legen noch nicht los, als wären wir Tölpel, die sehen aber nicht erkennen.
Meine Hände nehmen sein Shirt am Saum, ziehen es hoch und ihm vom Leib – er hebt die Arme und kooperiert – welch wunderbare Harmonie – fast wie ein Tanz. Wir lassen uns nicht aus den Augen. Er knöpft mein Hemd auf und ich lasse es mir von den Schultern streifen. Wir schlucken, wir lächeln unsicher, unsere Hände zucken zum Hosenstall des anderen, dann von dort weg, wieder hin, wieder weg – als gäbe es jetzt noch einen anderen Weg, als den eingeschlagenen. Wie töricht!
Er fasst den Mut zuerst und bald helfe ich ihm. Er nimmt seine Finger von mir und zugleich öffnen wir unsere Hosen, ziehen sie aus. Kurz darauf stehen wir nackt voreinander, nervös, aufgeregt, die einzigen beiden Bewohner dieses kleinen Universums in der Kabine. Die ersten Berührungen sind zittrig, entlocken uns ein Stöhnen, sie erzeugen Gänsehaut. Wir straffen erregt die Schultern, treten näher, noch näher, erst spüren wir nur die Körperwärme, dann stupst seine Eichel meinen Bauch und meine streift seine Leiste. Wir weiten die Augen, als fürchteten wir uns und dieser Gleichklang, auch in dieser Geste, macht uns zu Vertrauten. Wir schmiegen unsere Körper aneinander, ich spüre in meinen Handflächen die Haut seines Rückens und an meinem Rücken die Haut seiner Handflächen. Er duftet wie die Welt meiner Sehnsüchte, wie die eben erblühenden Felder meiner Hoffnung, wie knospende Träume, wie sengende Wollust und zarte Gier.
Meine Lippen streifen seinen Hals, seinen Kiefer, seine Wangen, wir sehen uns
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