365 Geile Nacht Geschichten Band 2 Juli
das Herz in die Hose – er streckt langsam die rosa Zunge raus und leckt vorsichtig an der Eiskugel.
Woah! Wenn das jetzt mein Schwanz wäre … ist es aber nicht. Geduldig halte ich die Waffel, während Jack mit zunehmender Begeisterung schleckt und die Kugel innerhalb von Minuten verdrückt hat.
„Mhm, lecker“, sagt er und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund.
„Ja, nicht wahr“, brumme ich heiser, dabei halte ich die leere Waffel immer noch vor sein Gesicht. „Mögen Sie das Hörnchen nicht?“, erkundige ich mich vorsichtig.
Jack senkt die Wimpern und schüttelt den Kopf, es scheint ihm peinlich zu sein. Endlich lass ich den Arm sinken und lächle ihm aufmunternd zu.
„Kein Problem, ich mag die Pappdinger auch nicht“, sage ich begütigend.
Mein Schwarm nickt langsam und dann stehen wir eine Weile dumm herum, ohne dass einer was sagt. Schließlich räuspere ich mich und nicke zur Wand, an der er gerade am Spachteln war, als ich hereinkam.
„Ich will Sie nicht länger aufhalten“, bringe ich heraus, lächle verbindlich und drehe mich um.
„Jack ist mein Name“, ertönt es hinter mir, als ich schon die Klinke in der Hand halte. „Jack und ‚du‘, bitte.“
„Okay, ich bin Donnatello“, antworte ich, gucke über die Schulter und zwinkere Jack zu.
Den Rest des Tages verbringe ich in einer eigenartigen Hochstimmung. Dieser Jack gefällt mir immer mehr und morgen – morgen will ich ihm wieder ein Eis bringen. Heute verschwindet der Handwerker stumm, ohne dass ich es mitbekomme. Er muss den Moment genutzt haben, als auf der Terrasse besonders viel los war.
Am nächsten Morgen schleicht Jack durch die Eisdiele nach hinten, während ich gerade Kunden bediene. Nachdem ich den letzten Eissüchtigen abgefertigt habe, laufe ich nach hinten, um ihn zu begrüßen. Eine Staubwolke kommt mir entgegen, als ich die Klotür vorsichtig öffne. Jack hustet und ich fühle auch einen Reiz in der Kehle. Nachdem sich der Staub etwas gelegt hat, guckt Jack mich an und murmelt ein ‚morgen‘.
„Morgen Jack, magst du einen Kaffee?“, frage ich munter.
Er nickt und wendet den Blick ab. Oh Mann, das wird wirklich ein hartes Stück Arbeit, diesen schüchternen Kerl aus der Reserve zu locken. Ich laufe zur Espressomaschine und bereite pfeifend einen Cappuccino vor, mit dem ich breit grinsend zu Jack zurückkehre. Dieser ist gerade dabei, die letzte Wand und ein Stück des Fußbodens zu spachteln. Nach einem WC sieht der Raum immer noch nicht aus, einzig die Rohre, die aus der Wand ragen, zeugen von den ehemals vorhandenen Keramikelementen.
„Jack, ein Cappuccino für dich“, flöte ich und ihm fällt vor Schreck das Werkzeug aus der Hand.
Langsam dreht er sich zu mir herum, starrt verständnislos den Becher an und streckt schließlich den Arm aus, um ihn mir abzunehmen. Er will mich mit einem gemurmelten ‚Danke‘ entlassen, aber mir steht der Sinn nach einem Pläuschchen, außerdem ist Franjo vorne und bedient die Kunden, also Zeit für eine erste Anbaggerei.
„Wohnst du in Hamburg?“, frage ich, lässig gegen den Türrahmen gelehnt.
„Ja“, wispert Jack und nimmt vorsichtig einen Schluck des Heißgetränks.
„Machst du das gerne – Rohre verlegen und so?“ Hier wackle ich anzüglich mit den Augenbrauen.
„Mhm“, brummt er.
„Und – gehst du auch mal weg – abends?“
„Nö, nicht so gern.“
„Was machst du denn so in deiner Freizeit? Ach so, bist du eigentlich verheiratet?“, frage ich und beglückwünsche mich selbst zu dem neutralen Tonfall.
„Nein, bin ich nicht“, nuschelt Jack und pustet dabei in den Becher.
„Also bist du – ledig? Dann musst du doch weggehen, um eine Frau zu finden“, sage ich jovial, wie ein väterlicher Freund, dabei kreuze ich entspannt die Füße und finde, dass ich das hier sehr gut mache.
Stille, nur unterbrochen von leisen Schlürfgeräuschen, wenn Jack an dem Becher nuckelt. Was ist los – falsche Frage?
„Jack, du kannst doch nicht zuhause sitzen und warten, bis deine Zukünftige klingelt“, hake ich nach, als es mir zu dumm wird.
„Stimmt“, gibt er zu und guckt schüchtern zu mir.
„Na dann – geh tanzen. Wir können auch mal zusammen für dich auf Brautschau gehen.“ Das ist jetzt allerdings gewagt: Nimmt er es für bare Münze, dann muss ich mit ihm durch Hetenschuppen laufen und eine Frau aussuchen. Lehnt er ab – nun, dann wäre ich einen Schritt weiter.
Jack druckst herum, trinkt den Cappuccino aus
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