365 Geile Nacht Geschichten Band 2 Juli
aus einer Nähe in die Augen, die unseren Blick verschwommen macht, dann – endlich – küssen wir uns. Er kribbelt auf meinem Mund, meiner Zunge, in meinem Bauch, meinen Schenkeln, er schäumt in meinen Brustkorb und in mein Becken, er flutet mich, füllt mich, zieht mich mit diesem Kuss in einen Rausch, von dem ich mir wünsche, er würde niemals enden.
„Wir kennen uns!“, flüstert er.
„Von der Ampel!“, sage ich leise.
„Von immer!“, raunt er und seine Worte brechen durch mein Brustbein und rühren in meinem Bauch um.
So zäh und langsam, so schwelend und abwartend wir bis zu diesem Moment waren, nun packt es uns. Wir küssen uns nicht, wie verzehren uns, wir berühren uns nicht, wir krallen einander die Finger ins Fleisch. Mal stößt er mich mit dem Rücken gegen die Wand, mal ich ihn, wir drehen uns im Kreis, ich weiß nicht wie viele Male, mir wird ganz schwindelig von diesem Taumel. Wir schmiegen die Leiber aneinander, wir schwitzen, keuchen und schmatzen, ich drehe mich um und presse den Rücken gegen seinen Bauch. Er beißt mir in den Nacken, seine Härte drängt sich zwischen meine Backen, ich hebe meine Arme und stütze mich gegen die Wand. Ich bin bereit. Für alles.
Er versteht und fackelt nicht lange und Sekunden später fährt mir der Schmerz mitsamt der Erregung bis ins Hirn. So habe ich schon lange keinen Mann ersehnt. Er in mir, das ist wie vollkommen sein, wie ankommen, wie endlich der sein, der ich immer schon war. Er wimmert – er – obgleich ich es sein sollte, doch ich brumme bloß und wohlige Schauer jagen durch meinen Körper, mit jedem Stoß, den er in mich fährt. Seine Hände auf meine Brust gepresst, kratzt er über meine Nippel, beißt in meine Schultern, schnauft in meinen Nacken.
Es kommt mir mit solch ruhiger Kraft, wie der Koloss einer Eisenbahn ratternd auf Schienen. Nichts kann den Höhepunkt aufhalten, er hat keine Eile, er schiebt sich durch meinen Leib und lässt mich jammern und winseln. Mein Körper verkrampft sich, wird hart wie Metall, schmilzt dann erschöpft in den Armen dieses Mannes, nach dem ich mich so lange verzehrt habe. Ich habe nicht bloß die Wand mit meiner Lust getroffen, sondern auch die Hose, die ich nicht anprobiert habe. Das stelle ich fest, während mein Leib noch immer mit rücksichtsloser Leidenschaft genommen wird, immer fester gepackt. Die schnellen, harten Stöße hören abrupt auf. Tschooos Becken presst sich gegen meinen Hintern, er zittert, tiefer kann er nicht mehr in mir sein, hinterlässt seine Lust in meinem Körper, aus dem er Minuten später gleitet.
„Was jetzt?“, frage ich, murmle es eher, als wir unsere Kleider zusammensuchen. Die Antwort fürchte ich.
„Jetzt bist du mein!“, erklärt er sanft und löst damit ein Schwanken aus. Ich taumele gegen die Wand. „Jetzt …“, meint er, „… Jetzt muss ich nicht mehr jeden Tag über diese blöde Ampel rennen, hin und her, hin und her, in der dummen Hoffnung dich zu treffen.“
Mit hängendem Kiefer starre ich ihn von der Seite an und rechne damit, dass er jeden Moment in schallendes Lachen verfällt, ob meiner naiven Art ihm diesen Quatsch zu glauben. Doch das tut er nicht. Seit diesem Tag habe ich ihn allerdings auch nie wieder an der Ampel gesehen.
Tschooo K-Man und ich leben in einer kleinen Wohnung, deren Teppiche und Tapeten, deren Gardinen und Fliesen, deren Tischdecken und Geschirrtücher, deren Schrankfronten und Lampenschirme, deren Bettüberzüge und Handtücher und deren Buchumschläge und Kaffeedosen ein Karomuster haben. Wir tragen karierte Unterhosen, karierte Pyjamas, karierte Krawatten und karierte Handschuhe, karierte Mützen und karierte Brillenfassungen, karierte Hemden und karierte Hosen, karierte Mäntel und karierte Anzüge …
ENDE
© by Kooky Rooster
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9. Eis macht heiß – Sissi Kaipurgay
Das WC muss renoviert werden. Ich stehe am Tresen meiner Eisdiele und prüfe den Kostenvoranschlag der Firma ‚Rohr frei und Spaß dabei‘, der sich auf schlappe zehntausend Euro beläuft. Das ist ein echtes Ärgernis, aber noch zu ertragen, wenn denn der ganze Dreck nicht wäre. Eine Woche soll das Herren-WC, die Woche darauf das Damen-WC von Grund auf saniert werden.
Abgesehen von dem Dreck werden die Gäste aufgrund der Ruhestörung ausbleiben. Der Bohrhammer wird bis zur Terrasse zu hören sein. Die Klempnerfirma, die das ganze Projekt betreuen wird, hat mir zwar zugesichert, dass
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