38 - Wiedergeborenes Scorpio
Fischköpfe von der anderen Seite der Welt, zu widerstehen. Bei diesem letzten Bestreben wußte ich die Everoinye auf meiner Seite.
O ja – bei Zair! –, ich mußte auf diesem schrecklichen und doch schönen Kregen, das vierhundert Lichtjahre vom Planeten meiner Geburt entfernt war, noch viel erreichen!
Ich starrte in das Ödland hinaus.
Selbst wenn ich gesund und bei Kräften gewesen wäre und eine schnelle Zorca und volle Wasservorräte gehabt hätte, wäre es gefährlich gewesen, mich dort hinauszuwagen. Nein. Entgegen dem Anschein hatte ich bei der Karawane die besseren Möglichkeiten – wenn es mir gelang, die Dinge zu meinem Vorteil zu bewegen.
Die Schlägerei nahm an Heftigkeit noch zu; es gab blutige Nasen, geschwollene Augen, aufgeplatzte Fäuste. Nalgre die Pocke lag am Boden, und Llodi hockte auf seinem Kopf, im gleichen Moment kam Scrimshi brüllend herbei. Nath versetzte dem Burschen einen raffiniert gezielten Schlag in den Unterleib – und plötzlich war alles vorbei. Llodi ließ Nalgre aufstehen, der mit seinen beiden Gefährten fortlief.
»Also«, sagte Nath und betastete einen gelockerten Zahn, »das war doch nun mal ein Spaß, bei Lohrhiang von den Wassern.«
»Es kommt der Tag, da zahle ich es diesem Nalgre heim!« knurrte Scrimshi und betastete sich die Nase. »Dafür haben wir jetzt den Gefangenen.«
»Ist der unsere Sache?« wollte Nath wissen.
»Fambly! Natürlich. Wir haben einen Trupp zersprengt, der einen Auftrag hatte, und wenn Strom Hangol das herausfindet, sind wir dran. Also ...«
»Also«, sagte Llodi mit Nachdruck, »müssen wir diesen Auftrag übernehmen.« Er schaute sich um. »Wenigstens können wir ihn sauber und gut versorgt in den Todesdschungel von Sichaz schicken. Die anderen hätten zuerst noch mit ihm herumgespielt, diese Shints!«
Todesdschungel von Sichaz. So nannte man hier die Eisgletscher Sicces.
»Aye«, sagte Nath. »Unangenehme Burschen, die drei.«
»Die hätten ihren Spaß daran«, äußerte Scrimshi und zuckte unter seiner tastenden Hand zusammen; seine Nase war offenbar ziemlich wund. »Na, dann machen wir am besten weiter.« Die Männer nahmen ihre Strangdjas auf und näherten sich meinem Busch. Ich erkannte, wie lächerlich und sinnlos mein Fluchtversuch gewesen war.
Ich stand auf. In diesem Augenblick schlug meine finstere Belustigung in flammenden Zorn um. Ich fand es unerträglich, daß ich, Dray Prescot, ein Mann mit wohlklingenden Titeln und besungenen Taten auf seinem Schild, hier in einer entlegenen Wüste Süd-Lohs einfach niedergestreckt werden sollte. Nun ja, wo immer der Tod einen findet – die Stelle, wo es passieren soll, ist nun mal immer von ziemlich großer Bedeutung.
»Ich hoffe, er macht keinen Ärger«, murmelte Llodi.
»Er ist groß und häßlich für zwei«, bemerkte Nath. »Ich halte ihn fest.«
Scrimshi nahm seine Strangdja in beide Hände und schwang sie abschätzend hin und her. Strangdjas unterscheiden sich nach Form, Anlage und Größe; im wesentlichen gleicht diese Waffe einem großen Stechpalmenblatt aus Stahl, das geschickt geschärft und an einem Stiel befestigt ist. Wahrlich eine angsteinflößende Waffe, besonders wenn sie von geschickten Händen geführt wird.
Die schreckliche blattförmige Spitze funkelte grell im Licht der Sonnen, als Scrimshi die Waffe hochfahren ließ. Hinter seinen erhobenen Armen, hinter den Dornbüschen, wurde ein kleiner Reitertrupp sichtbar. An der Spitze ritt Leotes, der in ein Gespräch mit Mevancy versunken war. Die Reiter wirkten zerzaust, viele hatten ihre Lanzen nicht mehr, einige waren verwundet. Das Ziel der Männer war ein Zelt, das bisher nicht abgebaut worden war – vermutlich Leotes' Unterkunft. Ich öffnete den Mund und gab krächzende Laute von mir.
Nath sagte energisch: »Nun mach schon, Scrimshi! Da ist der Vad, und die Sache soll ausgestanden sein, ehe er mehr erfährt.«
Bei diesen Worten gestikulierte er heftig und ließ mich dabei los.
Es wäre sinnlos gewesen zu rufen. Laufen konnte ich nicht, denn ich vermochte mich kaum auf den Beinen zu halten. Ich konnte nur hoffen, daß meine Kraft für den Trick, den ich im Sinn hatte, ausreichen würde. Diese drei würden mich gedankenlos niedermetzeln, weil sie es für ihre Pflicht hielten. Ich bückte mich.
Rücksicht konnte ich nicht mehr nehmen. Ich ergriff den erstbesten Stein, reckte mich so hoch wie möglich und schleuderte mein Geschoß. Es traf Leotes an der Schulter. Ich schnappte nach Luft. Zair sei Dank,
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