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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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deine Reflexe besser.«
    Ich war nicht in der Stimmung, ihr zu erklären, daß es allein meine Reflexe und mein Können gewesen waren, die mich gestern abend am Leben erhalten hatten.
    Aus diesem Gedanken ergab sich die Überzeugung, daß Mevancy von den Herren der Sterne wohl doch nicht zurückgeholt worden war, um mich zu schützen. In dem Fall wäre sie wohl schon eingetroffen, ehe Hangol sein Spielchen begann.
    Diese Überlegung brachte mich zu folgender Frage: Welcher Unterschied bestand zwischen dieser letzten Rückkehr Mevancys – die nicht meiner Rettung galt – und dem Moment davor, da sie gerade rechtzeitig zurückgekehrt war, um den Geier zu erlegen – offenkundig, um mich zu retten? Oder irrte ich mich da auch? Die Beschreibung ihrer Flucht vor den Banditen klang irgendwie seltsam; angeblich hatte sie ihre Fesseln durchgebissen, sich fortgeschlichen und dabei die beiden Reittiere mitgehen lassen. O nein! Die Herren der Sterne hatten sie aus dem Banditenlager geholt und ihr Tiere, Kleidung, Waffen und Geld zur Verfügung gestellt. Wahrlich, für die Herren der Sterne war ich so etwas wie ein Bettelmann gewesen. Nun ja; hier sah ich den Ansatz für gewisse tiefgreifende Veränderungen, wie Sie noch erfahren werden.
    »Du siehst aus, als hättest du eine Zorca verloren und einen Calsany gefunden«, sagte ich ein wenig heftig. »Ich weiß deine Fürsorge zu schätzen, aber ...«
    »Aber nichts, Fambly! Ach du! Du erinnerst mich an den alten Pontior, den ich, während er mir anvertraut war, als Frau verkleiden mußte.« Sie legte den Kopf auf die Seite und musterte mich abschätzend. »Nein, dich kann ich mir in Frauenkleidern nicht vorstellen.«
    »Dabei habe ich so etwas schon getragen«, antwortete ich gelassen. »Und das bestimmt nicht zum letztenmal.« Dann riskierte ich einen unfairen kleinen Vorstoß: »Ist es bei dir üblich, daß du durch die Welt ziehst und für andere sorgst?«
    Sie hob den Kopf. Ein Stück Brot mit Butter und Marmelade verharrte vor ihren vollen Lippen. »Und wenn es so wäre – geht es dich etwas an?«
    Ich kam mir sehr gemein vor.
    Warum ich ihr nicht geradeheraus und sofort erzählte, daß wir ja beide für die Herren der Sterne arbeiteten, kann ich nur meinem natürlichen Hang zur Verschwiegenheit zuschreiben, denn meistens hing mein Leben von einem vorsichtigen Ertasten aller Möglichkeiten ab. Bestimmt würde der Tag kommen, da ich ihr alles erzählte. Damit mochte ich falsch liegen oder nicht – jedenfalls meinte ich, daß es noch nicht soweit war.
    »Geht mich nichts an«, sagte ich – und das war eine Lüge.
    Llodi kam herein und berichtete, Strom Hangol liege in seiner Sänfte. Seine Wunde sei entzündet, und der Nadelstecher habe Bedenken, ob er die Wunde unter den schwierigen Bedingungen der Reise ausreichend versorgen könne. Llodi lächelte nicht, während er uns dies meldete – zumindest nicht äußerlich.
    »Wirklich schade für ihn«, sagte Llodi feierlich, »da er doch ein hoher Herr ist und so.«
    »Dieser Hargon – ja ja, ich weiß, daß er sich gern ›San‹ nennen läßt – steht sich sehr gut mit Hangol«, sagte Mevancy zornig. »Leotes ist zu nachsichtig.«
    »Ja, meine Dame«, antwortete Llodi. »Hargon war heute früh schon an der Sänfte. Was die da so zu bereden haben, weiß ich nicht.«
    »Ich habe das unangenehme Gefühl, ich ahne es – und liege damit gar nicht mal so weit von der Wahrheit entfernt.«
    Sie wirkte aufgebracht. Unwillkürlich fragte ich mich, wie weit sich die Freundschaft zwischen ihr und Leotes entwickelt hatte.
    Die Bettlägerigkeit des Stroms war günstig, und so konnten wir in aller Ruhe dafür sorgen, daß ich außer Sichtweite blieb und den entscheidenden Leuten nicht unter die Augen kam. Ich setzte meine Unterstützung Rikky Tardishs fort. Allerdings brauchte ich nicht wieder auf die Bühne. Es wäre untertrieben zu sagen, daß ich herzlich froh war, das grüne Gesicht, die rote Nase und die Eselsohren loszuwerden. Und doch – und doch muß es solche Figuren geben, denn Farcen sind beliebt und bringen Geld. Wieso bildete ich mir ein, über solchen Dingen zu stehen? Was! Ich war lange genug der Sündenbock gewesen und hatte mir erst in jüngerer Zeit eine neue Einstellung zu den Herren der Sterne zugelegt, einen Anflug von Ahnung dessen, was sie beabsichtigten.
    Die Karawane zog in westlicher Richtung durch das südliche Loh. Hoch im Norden erstreckte sich der Dschungel von Chem über den Äquator. Südlich davon

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