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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Dora. Ich sage Ihnen, Herr Kommissar,
die wird eine zweite Garbo, dafür lege ich meine Hand ins Wasser. Sie hat
bestimmt die ganze Zeit zu mir runtergeschielt, bestimmt. Einen
Manschettenknopf habe ich verloren, so habe ich geklatscht.«
    Er verdrehte die Augen, von der
Erinnerung überwältigt.
    Der Kommissar betrachtete ihn
voller Anteilnahme.
    »Mein Beileid. Für den ersten
Selbstmordversuch nehmen Sie bitte nicht Ihre Dienstpistole, sonst muß ich
Ihnen ein Disziplinarverfahren anhängen. Springen Sie aus dem Fenster.«
    »Ich wohne im Parterre«, sagte
Steinmann bekümmert. »Glauben Sie, sie könnte mich betrügen?«
    »Sie verdiente Prügel, wenn sie
es nicht täte«, erwiderte Nogees roh, »aber zum Betrügen müssen ja erst einmal
die Voraussetzungen geschaffen werden!«
    »Die schaffe ich, bestimmt, die
schaffe ich«, rief Steinmann mit geröteten Ohren. »Das nächste Mal dringe ich
in die Garderobe ein wie...«
    »Ich bin überzeugt«, sagte
Nogees sarkastisch, »und anschließend werden Sie nie wieder eine Freikarte
kriegen und sich einen anderen Posten suchen müssen. Am besten als
Feuerwehrmann hinter der Szene — da können Sie sie zu jeder Vorstellung
bewundern und im Ernstfall aus den Flammen retten — das zieht immer.«
    »Wunderbar. Könnten Sie es
übernehmen, das Theater anzuzünden?«
    »Es wird sich an der Glut Ihrer
Zuneigung von allein entzünden«, sagte Nogees. »Aber vor Ihrem Feuertod habe
ich noch etwas Arbeit für Sie.«
    »Und das wäre?«
    »Sind Sie schon einmal
eingebrochen?«
    »Nicht gewerbsmäßig. Aber nicht
wahr, Sie langen mit Ihrem Gehalt auch nicht? Und wenn ich bedenke, was mich
Doras Liebe kosten wird...«
    Nogees sah ihn tadelnd an. »Sie
sollen dienstlich einbrechen, hören Sie! In Anbetracht Ihrer geringen Erfahrung
gebe ich Ihnen aber vorsichtshalber die Schlüssel mit. Die zu Dr. Randolphs
Praxis. Und Sie werden heute abend in der Maske des Biedermannes dort
eindringen und die eingelaufene Post durchstöbern. Es könnte doch sein, daß
etwas von Bedeutung dabei ist — vielleicht meldet sich sogar Herr Warrender
noch einmal an — ich glaube es allerdings kaum. Und anschließend entfernen Sie
sich unauffällig wieder. Ist es Ihnen gelungen zu folgen, oder soll ich noch
mal wiederholen?«
    »Es ist gelungen!«
    »Großartig! Sie werden es in
kürzester Zeit zum Kriminalrat bringen, Steinmann!«
    »Ich werde mir dann erlauben,
Herr Kommissar zum Essen einzuladen«, sagte der Assistent artig.
    »Sie sind wirklich ein braver
Mensch. Hier sind die Schlüssel, Frau Dr. Randolph ist in Urlaub, Sie können
sich Zeit nehmen, aber schlafen Sie nicht ein, und lassen Sie die
Alkoholflasche in Ruhe. Der Sprit ist vergällt!«
    »Ich werde Ihre Worte in meinem
Herzen bewahren«, sagte Steinmann mit unbewegtem Gesicht.
    »Ich hoffe es. Glauben Sie
übrigens an den Mann mit den Latschen?«
    »Ja, Herr Kommissar. Ich
glaube, das Mädchen lügt nicht.«
    Nogees strich sein Kinn.
»Immerhin — sie hat natürlich Interesse daran, Marohn rauszupauken. Und verliebte
Frauen tun die unmöglichsten Dinge — wie verliebte Männer, nicht wahr,
Steinmann?«
    »Trotzdem. Der Geschichte ist
zu unglaublich, als daß sie erlogen sein könnte.«
    »Toller Widerspruch. Aber Sie
haben recht. Wir haben also zwei Spuren. Haben Sie schon Nachricht über
Warrender?«
    »Nichts. Herr Kommissar. Kein
Mensch mit diesem Namen ist dort gemeldet, wo ich bisher nachgefragt habe.«
    »Traurig, traurig. Ob er auch
den östlichen Gefilden entstammt?«
    »Könnte möglich sein. Ich
kann’s ja mal versuchen.«
    »Versuchen Sie. Das wäre alles.
Berichten Sie morgen früh.«
    »Wird gemacht, Herr Kommissar.
Alsdann.«
    Vier Stunden nach dieser
denkwürdigen Unterredung probierte Kriminalassistent Steinmann die Schlüssel an
dem Zeiss-Ikon-Schloß der Tür im ersten Stock und öffnete lautlos. Er fand
zahlreiche Briefe und Karten auf dem Flur des Vorraumes verstreut, sie lagen
da, wie der Briefträger sie eingeworfen hatte, sogar ein kleines Päckchen war
dabei. Steinmann sammelte alles auf, hing seinen Hut an einen der Haken und
schloß sorgfältig alle Türen, um zu verhindern, daß ein Lichtschein durch die
Fenster der angrenzenden Räume nach außen dränge. Dann erst knipste er die
Flurlampe an.
    Die meiste Post war unwichtiges
Zeug, Drucksachen mit Werbungen pharmazeutischer Firmen, einige Prospekte von
Kurorten, zwei Briefe trugen als Absender den Stempel von Krankenhäusern,
wieder Arzneifirmen — ja,

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