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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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zitterte. Ich sah ihren Rücken, küßte ihn, drehte sie sachte
wieder zu mir.
    »Dich schon, Daumensäugling.
Ich hab’s bloß nicht ausgesprochen eilig. Möchte noch etwas mehr Kapital
sammeln — nicht Maras wegen, versteht sich — und etwas näher an den Nobelpreis
für Literatur gelangen...«
    »Hihi! Du und Nobelpreis!«
    »Ich sag’ ja auch nur, etwas
näher. Ich habe mir dieses komische Dasein aufgebaut im Schweiße meiner Füße.
Manchmal steht es mir recht weit oben, dann gefällt es mir wieder. Und so habe
ich Mara in dieser Hinsicht beruhigen können, die Gute.«
    »Aber jetzt bist du noch
einigermaßen erhalten. Mit vierzig bist du ein vollkommener Schlappsack.«
    Ich faßte Tessas Haar und hob
ihren Kopf hoch. »Benimm dich, Wanze. Die Hölle hat keine Klimaanlage!«
    »Woher weißt du das?«
    Sie blinzelte, küßte mich
anschließend. Ich drückte sie an mich, spürte wieder ihre Schenkel. Fein war
das schon. »Ja, das liebe Maralein. ›Gedenken Sie eigentlich wieder mal in
Ihrem Beruf zu arbeiten, Paul? Sie waren doch Arzt?‹ Es kamen keine Patienten,
habe ich gesagt. Sie: ›Kann ich mir denken!‹ Nee, Kind, ich fühle mich in
deinem Clan nicht so richtig willkommen. Da bleibe ich lieber draußen. Wir
haben ein prima Verhältnis — das sollte man nicht kaputtmachen auf dem
Standesamt.«
    »Alles Ausreden.«
    Ich vergaß die Ausreden für
eine Viertelstunde. Mein Herz hämmerte noch für die nächste an die Rippen. Dann
warf Tessa mich endgültig aus dem Bett. »Steh auf! Sonst ist das Postamt wieder
zu!«
    Wir badeten zusammen. Dann
rasierte ich mich und dachte an diese verteufelte Familie.
    Tessa hieß eigentlich Teresa
und war eine ganz Süße. Mara hieß Tamara und war eine Ziege. Neunundzwanzig.
Nicht mehr weit vor der Schwelle zur alten Jungfer, zumindest mit der Seele.
Wenig schön. Hatte selber keinen Mann und warnte Tessa ununterbrochen vor mir.
    Ronald war der Bruder, hieß Ron.
Die hatten sich alle aufwendige Vornamen gegeben und sie dann abgekürzt. Ron
war ein arroganter Bursche von achtundzwanzig, der noch weniger von mir hielt
als Mara und mehrfach geschworen hatte, keinen Penny des Familienvermögens in
meine Hände fallen zu lassen. Er arbeitete in London an der Universität, irgend
etwas in der Chemie, wie sein Vater auch. Keine Familie für mich, außer Tessa.
Wollten zusammenhalten und zu noch mehr kommen. Sammelten Aktien und lasen
immer die Börsenkurse.
    Ich schnitt mich in die
Kinnspitze beim Gedanken daran. Vielleicht waren es auch die Whiskyfinger.
    Tessa quäkte von draußen.
»Geliebter! Du mußt aufs Postamt.«
    »Hol dich der Teufel«,
schnaubte ich in den Waschlappen.
    Wir fuhren zu Tessas Bude. Das
Millionärstöchterlein hatte ein Appartement für nur vierhundertachtzig Mark im
Monat. Man mußte schließlich studieren, man mußte ungestört sein bei der vielen
Nachtarbeit. Wohnraum und Schlafraum getrennt, damit das Kind nicht im eigenen
oder fremden Zigarettenqualm zu schlafen brauchte. Eine niedliche Küche mit
Kühlschrank und anderen Kleinigkeiten. Ein Balkon zum Sonnenbaden. Ausblick auf
einen heiteren Park mit Lindenduft und Langhaardackel. Ein Bad wie Biarritz,
nur gekachelt. Bei mir war es weniger komfortabel, und Mara hatte nicht
vergessen, darauf hinzuweisen.
    Ich zog die Magnetschlösser des
Kühlschrankes auseinander. Die Flaschen schimmerten kühl und blank. Ei, da
waren sogar noch zwei Büchsen Bier. Ich erkannte, daß Bier, zusammen mit einem
großen Gordon, meinem Leiden Linderung bringen würde.
    Tessa hörte das Glucksen und
protestierte. »Mußt du schon wieder saufen?«
    »Den ganzen Tag noch keinen
Tropfen über die Lippen gebracht«, klagte ich und ging mit meinen Gläsern ins
Wohnzimmer. »Das mußt du schon gestatten, wenn du mich in diesen Schwitzkasten
hetzt. Dir fehlt die Nächstenliebe.«
    »Du hast ehrlich verloren.«
    »Leider. Wollen wir noch mal
spielen?«
    Sie lachte nur voller Hohn.
    Wir setzten uns auf den Balkon.
Ich trank das Bier zur Hälfte, anschließend den Gin. Es war die reine Freude.
»So. Die Lebensgeister kommen im Laufschritt zurück. Jetzt bin ich fähig, am
Ende der endlosesten Schlange auszuharren, bis das Paket in meinen kraftvollen
Armen ruht. Dann eile ich retour. Wir packen aus und freuen uns, und wenn du
artig bist, lade ich dich hinterher in den Grillschuppen zu einem Steak ein,
groß wie das Saargebiet...«
    Sie schrie vor Begeisterung.
»Pilsner Bier!«
    »Pilsner Bier.«
    »Ich bin ganz, ganz

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