Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
Vom Netzwerk:
da. Und dann bin ich zur Post. Noch
vor dem Essen. Es muß etwa elf gewesen sein — ja, etwa elf Uhr.«
    Die Sache sah ziemlich klar
aus.
    »Haben Sie denn schon bei der
Post reklamiert, Fräulein Tessa? Die müssen das doch rausfinden. Noch nie ist
eines von den Paketen weggekommen. Noch nie!«
    Er würde sich noch das Herz aus
der Brust reißen.
    »Herr Sänger«, fragte der
Kommissar, als glaubte er selbst nicht daran, »den Zettel — haben Sie den
vielleicht noch?«
    Sänger ließ das Herz los und
faßte an seine Stirn. »Ich hab’ ihn weggeworfen, Herr Kommissar. Und den
Papierkorb habe ich ausgeleert. Aber« — jetzt legte er den Finger an die Nase —
»die Müllräumer waren noch nicht da. Und ich weiß die Tonne. Ja. Der müßte noch
drin sein.«
    Er sah so glücklich aus, als
wäre ein goldener Kaiser Wilhelm in der Tonne.
    Sandmann machte spitze Lippen.
»Ach, dann sehen Sie doch bitte gleich mal nach. Der Herr hilft ihnen.«
    »Gern, Herr Kommissar.«
    Sänger lief weg, Kurt
hinterher.
    Sandmann fragte: »Sie wissen
nichts von verreisen, Fräulein Strong?«
    »Nichts.«
    Tessa würde es nicht mehr lang
schaffen. Der Kommissar fragte nicht weiter. Wir saßen schweigend da. Nette
Gesellschaft. Eine frostige Hölle. Ich streichelte Tessa übers Haar, aber sie
starrte auf ihre Knie und atmete flach. Wir fuhren zusammen, als es schrill
klingelte.
    Sie hatten den Zettel. Er war
zerknittert, schmierig und roch leicht nach Ölsardinen und Kaffeesatz.
    »Er ist da, Herr Kommissar! Ich
hab’ doch die Tonne noch gewußt, weil ich meistens die gleiche nehme. Und was
denken Sie — gerade sind die Müllräumer auf den Hof gefahren.«
    »Enorm«, sagte Sandmann
trocken, »wirklich unglaublich. Man sieht, Sie haben sogar den Müll im Auge.«
Er nahm den Zettel vorsichtig. Glattstreichen war schwierig, wegen des
Sardinenöls.
    Er las halblaut, Tessa atmete
mit geöffnetem Mund. Ihre Hand umklammerte meine. Ihre Augen waren dunkel vor
Angst und Erwartung.
    »Lieber Herr Sänger, Sie Guter,
wieder mal so ein schreckliches Paket. Bringen Sie es schnell weg? Bitte!
Inhalt wird sonst schlecht. Danke schön. Abrechnung folgt, wie immer. Übrigens
fahre ich für ein paar Tage weg, sagen Sie es, wenn jemand nach mir fragt.
Vielen Dank und herzliche Grüße. Ihre Mara S.-W.« Er sprach nur die Buchstaben
aus, Es und We. Dann hob er den Kopf vom Papier zu Sänger. »Hat sie ihren Namen
immer mit der Maschine geschrieben?«
    Der Hausmeister zögerte nicht.
»Nein. Soviel ich mich erinnere, noch nie. Sie hat ihn immer so
druntergekritzelt — aber vielleicht war sie sehr in Eile...«
    »Vielleicht. Und — äh — hat
jemand nach ihr gefragt?«
    War schon sehr interessant, das
alles. Ich merkte, wie ich mich vorbeugte.
    »Ja. Der junge Herr, Fräulein
Tessa, Sie wissen doch — der große, der immer kommt...«
    Aha. Alfred der Große.
    »Hat er bei Ihnen nachgefragt?«
    »Ja. Ob ich wüßte, wo Fräulein
Mara ist.«
    »Wann war das?«
    »Gestern. Gestern nachmittag.
Ich hab’ gesagt, nein, sie wäre verreist, weiter wüßte ich nichts.«
    »Haben Sie was von dem Paket
erzählt und von dem Zettel?«
    »Nein. Er hat nichts weiter
gefragt. Ist gleich wieder gegangen.«
    »Gut, Herr Sänger.« Der
Kommissar stand auf und schüttelte ihm die Hand. »Ich danke Ihnen. Sie haben
schon allerhand für uns getan. Wenn ich Sie brauche, melde ich mich. Und bitte
schweigen Sie zunächst über das, was Sie hier erfahren haben.«
    »Jawohl, Herr Kommissar.
Natürlich. Wie Sie wünschen.«
    Er nickte etwas ratlos, machte
eine Verbeugung zu Tessa und mir hin und ging weg auf ledernen Bundhosenbeinen.
    Sandmann ging langsam zu Maras
Schreibsekretär. Er nahm den Deckel von der Schreibmaschine und suchte sich ein
Blatt Papier. Die Walze drehte sich schnappend. Sandmann begann zu tippen,
nicht sehr schnell, aber immerhin mit drei Fingern. Wir sahen zu. War ganz
klar, was er probierte. Er war fertig und drehte die Walze langsam, bis der
Zettel herauskam. Eine Weile sah er ihn schweigend an. Unvermittelt sagte er:
»Ja. Dann wollen wir mal zu Ihnen fahren, Fräulein Strong. Karl?«
    Karl kam heran.
    »Mach den Rest hier in Ordnung.
Alles wie besprochen. Ich nehme die anderen mit.«
    »Okay, Herr Kommissar.«
    Karl schien wirklich brauchbar
zu sein. Würde es weit bringen. Wir gingen hinaus. Die Badezimmertür war immer
noch geschlossen. Tessa sah nicht hin. Wir fuhren den Weg zurück, den wir
gekommen waren. Genauso ruhig, genauso heiß. Der

Weitere Kostenlose Bücher