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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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du
noch, wie der kleine Sandmann uns verhört hat in deiner Wohnung? Er stocherte
in unseren mutmaßlichen Motiven herum. Bei Alfred die Eifersucht. Bei dir die
Geldgier. Du schickst den Kopf mit der Morddrohung an dich selbst, hat er
gesagt. Ablenkung. Genauso hatte ich spekuliert. Du solltest freikommen von
jedem Verdacht. Es sollte aussehen, als wolle man dich erschrecken und bedrohen
zugleich. Sandmann hat erwogen, daß es dein eigenes Ablenkungsmanöver sein
könnte, aber er ist wohl doch ziemlich überzeugt, daß du nicht Mara umgebracht
hast, denn die Geschichte scheint zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Eher
käme Alfred in Betracht mit seiner Eifersucht. Und ich hatte kein Motiv,
heiraten wollte ich dich nicht, und was ging Mara mich an. Sagte ich. In
Wahrheit war es umgekehrt.«
    Tessa schwieg.
    »Ich wollte dich immer, Tessa.
Immer. Mara war die einzige, die es durchschaut hatte. Sie glaubte mir nicht
und traute mir nicht. Ich haßte sie wie die Pest. Außerdem war sie als Miterbe
im Weg. Und eines Tages hatte sie das Pech, daß ich den ›Rächer‹ von Wallace in
ihrem Bücherregal sah. Da war sie so gut wie tot.«
    »Wie hast du es gemacht?«
fragte Tessa.
    »Ich lieh mir ein Buch von ihr
und brachte es zurück. Am vierten Juli, spät am Abend. Es war niemand bei ihr,
sonst wäre ich wieder gegangen. Sie fing wieder an, mich deinetwegen
fertigzumachen auf ihre kalte Manier, die sie so schön beherrschte. Ich lachte
und fragte sie, ob nicht sie mich heiraten wollte. Wir waren fast ein lustiges
Pärchen. Ich bat um einen Drink. Sie ging in die Küche, um einen zu machen. Sie
trug ihren Morgenrock. Ich wußte, daß in ihrer Abstellkammer einen Haufen von
Kartons herumstand, genau wie bei dir, und ich wußte, in welchem Schubfach die
Küchenmesser lagen. Meine Handschuhe lagen auf der Garderobe. Ich zog sie an
und ging in die Küche, als Mara den Whisky zusammengoß. Ich schloß die Tür.
Mara wandte mir den Rücken zu. Ich erzählte ihr einen Witz, während ich das
Messer herausnahm. Sie merkte nichts. Als sie sich umdrehte mit den Gläsern in
der Hand, war sie eine Minute später tot.«
    Tessas Haut unter mir schien
kühler zu werden und rauh.
    »Ich konnte sogar eins der
Gläser noch auffangen«, sagte ich in die Dunkelheit hinein. »Das andere fiel
runter und war zum Teufel. Ich trug Mara ins Bad und ließ sie auf den Boden
rutschen. Sie blutete wenig, als ich das Messer herauszog. Immer blutarm
gewesen. Dann trank ich den Whisky aus und machte mich an den Kopf. Es ging
leicht und schnell. Gewußt wo. Wozu hat man studiert. Ich mußte jetzt auf das
Blut aufpassen, aber ihr Hals war dünn. Viel Arbeit machte die Sache nicht.
Fabelhaftes Messer außerdem.«
    Tessa atmete schwer. Ich konnte
mir nicht mehr vorstellen, was sie dachte.
    Es war nun angefangen, und es
mußte durchgestanden werden, so oder so, ganz egal wie.
    »Es hat mir nichts ausgemacht,
Tessa. Es war die Quittung für drei Jahre Haß. Mein eigener hielt vor, bis der
Kopf herunter war. Du bist niemals mehr falsch, dachte ich. Du stichelst nicht
mehr. Du intrigierst nicht mehr. Diesmal hast du dich geirrt, Maralein.«
    Mein Ohr kam dicht an Tessas
Brust. Ihr Herz schlug schnell.
    »Du kannst mich anzeigen, wenn
du willst«, flüsterte ich an ihrer Haut. Unverhofft tröstete mich ihr
Streicheln.
    »Danke«, sagte ich. »Du mußt es
von meinem Vorsatz aus sehen. Ich wollte sie weghaben, allesamt. Mara als
erste.«
    »Erzähl weiter.«
    »Gern. Das Widerlichste war,
das Paket zu packen. Habe es immer gehaßt, Pakete oder Päckchen fertigzumachen,
und mich gedrückt, wo ich konnte. Jetzt blieb nichts anderes übrig. Ich packte.
Zuerst Maras Kopf in einen Plastikbeutel. Frischhaltebeutel sozusagen. Dann
wusch ich meine Handschuhe über dem Becken aus, die mußten wieder mit. Ich
hatte noch zwei Paar mit, weiße Zwirndinger, die wir früher in der Chirurgie
über die Gummihandschuhe gezogen haben, damit uns die Eingeweide nicht durch
die Finger glitschten. Mit denen machte ich weiter. Eine Lage Papier unten,
dann Holzwolle. Dann der Beutel. Wieder Holzwolle und noch mal Papier. Wie in
einem Versandgeschäft. Säuberlich verschnüren. Deswegen hattest du die viele
Arbeit damit.«
    »Hol mir eine Zigarette.«
    Ich machte Licht und holte die
Schachtel. Tessa sah meine Hände an, als ich ihr das Streichholz hinhielt, und
meine Finger zitterten.
    »Mach wieder aus, bitte.«
    Der Schein der Glut erhellte
Tessas Gesicht, und der Rauch strich um

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