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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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uns.
    »Ich ließ den Körper, wie er
war. Das Messer auch. Die Glasscherben in der Küche kehrte ich zusammen, und
mein Glas wusch ich aus und trocknete es ab und stellte es mit dem Geschirrtur
in den Schrank zurück. Ich wischte überall herum, wo Fingerabdrücke von mir
hätten sein können. Mit dem dritten Satz Handschuhe tippte ich die Adresse für
das Paket und die Anweisung für den Hausmeister. Ich stellte alles wieder an
seinen Platz zurück und dachte scharf nach, ob ich etwas übersehen hätte. Und
dann kamen noch fünf Minuten Angst, als ich das Paket vor der Tür hinstellte.
Ich ließ den Schlüssel innen liegen, ließ nur einschnappen und fuhr im
Fahrstuhl hinunter.«
    »Hat dich niemand gesehen?«
    »Bisher habe ich nicht den
Eindruck. Es war dunkel und spät, und ich hab’ keine Spur von einem Menschen
gesehen. Es war mein Risiko, aber es hat sich offenbar rentiert. Sonst hätte
das Sandmännchen mich längst beim Wickel. Die Handschuhe waren das einzige, was
ich noch bei mir hatte, eingewickelt in Papier, die schmiß ich in eine unserer
Mülltonnen. Am nächsten Morgen kam die Müllabfuhr, weg waren sie. Der Rest ist
dir ziemlich bekannt.«
    »Das ist er.«
    »Das Paket kam an. Ich holte es
ab. Ich machte noch eine Pause unterwegs und dachte darüber nach, ob ich es zu
dir bringen sollte. Aber ich hatte es einmal abgeholt, du wußtest, daß es
bereit lag, es war kein Grund, aufzuhören mittendrin. Aber es war grausam.«
    »Ich bin noch nie ohnmächtig
geworden«, sagte Tessa. »War das erste Mal.«
    »Ich weiß, Tessa. Ich habe dich
getragen wie ein Kind. Das Paket hat mich nicht interessiert, ich wußte, was
darin war. Aber es war richtig so, es hat geklappt. Der Sandmann schwimmt, der
kommt nicht dahinter. Sonst hätte er uns nicht nach London fahren lassen. Und
einen Waffenschein will er mir geben, auch noch. Ich hatte die Walther mit bei
Mara, und wenn mich einer erwischt hätte, hätte ich ihn durchlöchert und dann
mich selber. Weißt du noch, wie wir gespielt haben, als Sandmann weg war?«
    »Ja.«
    »Ich verlor. Alles ganz in
Ordnung. Der Mörder verlor.«
    Ich küßte Tessas Hand und roch
Seife und Tabak und ihre Haut.
    »Verzeih mir, Tessa. Bitte! Ich
wollte, daß wir glücklich werden. Wir allein, ohne die anderen. Du hast mir
hundertmal erzählt, wie sehr du Mara zur Hölle wünschtest und die anderen mit.«
    Tessa drückte die Zigarette
aus. Sie verschränkte die Arme hinter dem Kopf. »Ronald?«
    »Ronald? Ganz einfach. Er sagte
mir Freundlichkeiten. Wenn mein Vorsatz noch gewackelt hätte, jetzt wackelte er
nicht mehr. Der Gute machte den Fehler, über Maras Tod seine Witze zu
versprühen. Jack knallte ihm eine, und das war mitsamt dem Spritgehalt eine Art
Basisnarkose. Er lag hinten unter seinem Mageninhalt. Alles rannte dauernd zur
Toilette und hin und her wie auf der Völkerwanderung. Ich wanderte mit und
wartete, bis mal Ruhe war im Hinterzimmer. Dann sah ich nach ihm, ganz besorgt,
und drückte ihm das Kopfkissen liebevoll aufs Gesicht.«
    »Doppelmord«, sagte Tessa.
    »Doppelmord«, antwortete ich.
»Alles auf meine Rechnung. Aber dann kam deine grandiose Idee, deinen Vater für
den Anstifter zu halten. Du hast mich angestiftet, ihn umzubringen. Ausgeführt
hast du es selbst. Beziehungsweise den Anstoß gegeben. Das ist kein Vorwurf,
Tessa. Ich sitze viel tiefer drin. Aber es war für mich die Bestätigung, daß du
auf der gleichen Linie mit mir bist und ich in deinem Sinn gehandelt habe. Du
hast es getan, als du noch gar nicht gewußt hast, daß ich Mara und Ronald
erledigt habe.«
    Tessa nickte ganz langsam.
    »Der Unterschied zwischen uns
ist nicht groß«, sagte sie.
    »Man kann fast keinen
entdecken. Ich habe nur etwas direkter gearbeitet. Wir sind ein Team geworden,
Schatz. Ein niedliches Mörderpärchen, ganz erfolgreich für die kurze Laufbahn.
Ein bißchen Glück kam natürlich auch dazu. Mich hat niemand erwischt bei Mara.
Bei Ron war ein Haufen anderer Leute dabei. Der arme Jack kommt vielleicht noch
hinter solide britische Fenstergitter. Und Mabel, die Hure vom Dienst, kann
auch in bösen Verdacht geraten, obwohl sie bestimmt ganz was anderes mit
Ronaldchen vorhatte, als ihn umzubringen. Und nun ist zu allem Überfluß der
segensreiche Umstand eingetreten, daß man glauben könnte, dein Vater hätte das
ganze Drama mit Shakespearescher Könnerschaft inszeniert und sich nun selbst aus
dem Weg geräumt, zerknickt von der Last seiner Schuld. Fabelhafte Idee.

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