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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Nichts
hatte er mit dem ganzen Ulk zu tun. Weniger als nichts. Er nicht, die Calhoun
nicht, Richardson nicht.«
    Tessa stand auf. Ich ließ sie
an mir vorbei, ohne sie anzufassen.
    Das Licht der Deckenlampe
blendete mich plötzlich. Ich hörte ihre Schritte in der Küche, und der Gedanke
blitzte durch mein Gehirn, ob sie mit einem Messer zurückkommen würde. Aber es
klirrte kein Metall. Es waren Gläser, sie kam zurück mit Gin und Soda.
    »Was ist das?« fragte ich.
    »Etwas gegen Gefühle.«
    »Gegen welche?«
    »Gegen die, mit einem Mörder
verheiratet zu sein.«
    Ich hielt das Glas ins Licht.
Die Eiswürfel schaukelten glitzernd und kalt.
    »Richtige Idee«, sagte ich. »So
ohne weiteres wäre ich auch nicht darauf gekommen, ein Mädchen zu heiraten, das
mich anfleht, ihren Erzeuger umzubringen. Wo findet man so was heute noch?«
    Tessa stieß plötzlich mit mir
an, und wir tranken aus. Das Eis schlug hart gegen meine Zähne. »Danke schön,
Tessa«, sagte ich. »Danke dir. Ich hatte niemals Furcht vor irgendwas bei der
ganzen Geschichte, nur kurz, als ich bei Mara hinausging. Aber heute, eben,
jetzt während der letzten halben Stunde. Ich hätte dir ja nichts zu erzählen
brauchen. Als du vorhin Angst hattest vor Richardson und der Calhoun, da merkte
ich, wie schön alles eingefädelt war. Du warst ein Testfall für den
Gedankengang der Polizei. Aber ich wollte nicht, daß du Angst hast. Ich liebe
dich. Immer.«
    »Ich dich auch.«
    »Hol die Toten der Teufel. Ich
würde dir gern eine Hochzeitsreise schenken, aber ich habe das Geld nicht. Wir
brauchen nicht deins zu nehmen. Uns geht es hier gut genug.«
    »Hochzeitsreise«, wiederholte
Tessa nachdenklich.
    »Ja. Wolltest du irgendwohin?«
    Tessa steckte den Daumen in den
Mund. Zeichen für etwas Neues.
    »Wie ist das mit dem LSD?«
    »Mit was?«
    »Mit dem LSD. Hast du noch was?
Es muß doch was übrig sein!«
    »Es ist was übrig.«
    »Es wäre eine richtige Reise.
Mal eine ganz andere. Man kommt doch überallhin. Man sieht alles und ist gar
nicht da. So hast du erzählt.«
    »So habe ich erzählt.«
    »Wollen wir nicht zusammen was
nehmen? Wir sparen das Geld für eine Reise und geben es für was anderes aus.
Ich mag nicht verreisen. Ich will hierbleiben mit dir.«
    Ich sagte nichts. Ich holte uns
zwei neue Gins, und während ich es tat, dachte ich wieder an die Einbahnstraße,
in die ich geraten war, und keine Möglichkeit zu wenden war mehr da. »Warum
willst du das Zeug probieren?«
    Sie schluckte an ihrem Glas
herum. »Ich möchte wissen, wie Vater zumute war.«
    »Warum? Willst du auch fliegen
oder die Waffe an deine zarte Schläfe halten?«
    »Ich will es wissen.«
    »Was soll der Quatsch, Tessa?«
    »Red nicht von Quatsch. Du hast
es auch genommen. Aus Neugier. Ich bin auch neugierig, mehr als du.«
    »Aber es ist vollkommener — es
ist gefährlich, Tessa. Jeder reagiert anders.«
    »Ich wünsche es mir zur
Hochzeit. Weiter hast du ja doch nichts.«
    Ich sah zum Boden hinunter.
    »Nein«, sagte ich, »weiter habe
ich nichts.«
    Tessa sprang auf und umarmte
mich plötzlich und heftig. »Sei nicht böse, Paul. Ich habe es nicht so gemeint,
das weißt du. Ich hab’ nie danach gefragt, was du hast und was ist. Sehr
selten, daß ich mal was von dir wollte. Und nun wünsche ich mir was zur
Hochzeit, und du gibst es mir nicht.«
    Ich gab Tessa einen Kuß und
schob sie etwas fort von mir. »Was ist, wenn du süchtig wirst?«
    »Ach was. Ich und süchtig! Wenn
ich will, kann ich mit allem aufhören! Du weißt es.«
    »Wirklich mit allem?«
    Sie blinzelte. »Na ja — damit
natürlich nicht — , aber Schnaps und Zigaretten, das brauche ich nicht. Damit
könnte ich jeden Tag Schluß machen. Muß man denn süchtig werden?«
    »Man muß nicht«, sagte ich,
»ich bin es auch nicht geworden. Hatte vom erstenmal genug.«
    »Also! Außerdem, wenn ich
damals mit Tee hätte trinken müssen, dann wüßte ich schon, wie das Zeug bei mir
wirkt. Du wolltest mir Zucker geben und mir die Flügel zusammenbinden. Und du
hast damals schon gesagt, man müsse nicht süchtig werden.«
    Sie hatte recht. Stimmte alles.
    »Komm, wir fangen an! Heute
kann ich sowieso nicht mehr schlafen. Wir nehmen ein bißchen und besaufen uns,
und dann haben wir unsere Hochzeitsreise hinter uns. So billig! Wenn das keine
Idee ist!«
    »Muß das gerade heute sein,
Tessa? Ich habe dir vorhin erzählt, was mit mir los ist und was ich hinter mir
habe. Meine Stimmung ist nicht nach LSD. Wenn schon, dann

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