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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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sich
überschlagen.
    Ein paar Herzschläge lang hatte
ich die wahnwitzige Idee, nichts zu tun und abzuwarten, bis es soweit war.
Vielleicht glaubten sie, der Fehler läge im Gerät. Sie würden herumsuchen, und
Peters würde seine Tasse trotzdem austrinken.
    Aber dann überfiel mich Furcht,
eine scheußliche, lähmende Furcht.
    Sie würden sofort sehen, woran
es lag. Sie würden es herausfinden. Und Peters konnte sich alles
zusammenreimen. Er hatte eine verdammte, blitzschnelle Intelligenz.
    Ich mußte etwas tun. Aber was?
    Der Monteur drückte einen
Schalter herunter. Das rote Licht der Kontrollampe starrte mich an wie das Auge
des Teufels. Ich riß mich mit Gewalt zusammen. Jordan pries noch immer die
Vorzüge des Apparates. Er hatte auf den Monteur geachtet, nicht auf mich.
    »Wird auch bedeutend schneller
warm«, sagte er mit Befriedigung. »Sie werden viel Zeit sparen.«
    Sollte ich hinauslaufen? Was
sollte ich machen?
    Ich sah Jordans Hand mit einer Zigarettenschachtel
vor meinem Gesicht. Mir fiel ein, was ich tun konnte.
    Ich nahm eine Zigarette. Sein
Feuerzeug klickte. Ich zog den Rauch tief in die Lungen.
    »Besten Dank«, sagte ich.
    Dann wandte ich mich halb um
und lehnte mich über die Schmalseite des Schreibtisches, als wollte ich mir den
Apparat genau ansehen. Meine Hand hielt ich über die Kaffeetasse.
    Ich ließ die Zigarette fallen.
Es zischte kurz.
    »Um Himmels willen!« rief ich
und fuhr hoch. »Was bin ich für ein Trottel! Ihre schöne Zigarette! Entschuldigen
Sie mich einen Augenblick, Herr Jordan. Ich hole eine neue Tasse für Doktor
Peters.«
    Sie sahen mich erstaunt an. Ein
Schauspieler war ich nie gewesen. Aber mir war alles gleichgültig. Ich griff
nach der Tasse und lief hinaus.
    Von Peters war nichts zu sehen.
Ich drängte mich zwischen den Tragen hindurch. Am Ende des Flurs war die
Toilette. In die Küche konnte ich das Zeug nicht bringen. Sie wurde regelmäßig
auf Verseuchung geprüft.
    Ich verriegelte die Tür hinter
mir und goß den Kaffee mit der Zigarette aus. Dann spülte ich gründlich nach.
Hier würde die Verseuchung nicht auffallen.
    Wo lief das Zeug jetzt hin? In
irgendeine Berieselunganlage, irgendeinen Fluß. Ich konnte es nicht ändern.
    Am Waschbecken spülte ich die
Tasse aus, vorsichtig ohne zu spritzen. Dann wusch ich meine Hände. Ein Patient
kam herein; Er beachtete mich nicht.
    Ich ging hinaus. Ein paar Türen
weiter war die Teeküche.
    Es war niemand drin. Ich
stellte die Tasse zu anderem Geschirr in das Spülbecken. Eine Weile würde es
noch dauern, bis der letzte Rest von Aktivität herausgewaschen war.
    Dann nahm ich eine andere Tasse
aus dem Schrank Auf dem Gaskocher stand ein Kessel mit heißem Wasser.
    Ich ließ es kurz aufkochen.
Während ich wartete, kam eine Assistentin herein.
    »Nanu? Ein neuer Koch?«
    »Nur heißes Wasser«, sagte ich.
»Muß Kaffee trinken, sonst breche ich zusammen.
    »Sie Ärmster!«
    Alle Mädchen im Institut sagten
Ärmster zu mir.
    Sie merkte nichts. Ich füllte
das Wasser ein, nickte ihr zu und ging.
    Peters war inzwischen gekommen.
Ich hörte seine Stimme und Jordans Gelächter.
    Ich trat ein und balancierte
die Tasse vorsichtig zum Schreibtisch.
    »Tut mir sehr leid, Herr
Peters«, sagte ich. »Mit einer Zigarette von Herrn Jordan habe ich Ihren Kaffee
verdorben. Anbei eine neue Tasse. Den Löffel Kaffee werde ich nachliefern.«
    Sie lächelten nachsichtig. Ich
wußte, was sie dachten. Aber es war mir gleichgültig. Ich war gerettet.
    »Na, der Verlust wird sich
ertragen lassen«, sagte Peters gönnerhaft.
    Ich hörte das Ticken des
Zählwerkes. Der Monitor lief. Ich durfte ihm mit den Händen nicht zu nahe
kommen.
    »Feines Ding, was?« fragte
Peters.
    »Wunderbar«, antwortete ich.
»Herr Jordan hat immer etwas Schönes für uns.«
    Zum Dank bekam ich eine zweite Zigarette
und nahm sie mit verlegenem Lächeln. Die beiden redeten weiter über technischen
Kram. Ich blieb nur mehr kurze Zeit.
    »Verzeihung«, sagte ich. »Ich
muß einmal nachsehen, ob sich unten jemand angesammelt hat.«
    »Wir sprechen nachher noch
miteinander«, rief Peters mir nach.
    Die Fahrstuhltür stand offen.
    Ich fuhr hinunter, ging ins
Labor und sank auf den Schreibtischstuhl.
    Die Schwäche kam wieder, und
ich fiel fast zusammen. Das Hemd klebte mir an der Haut.
    Umsonst.
    Die ganze Arbeit war umsonst.
Und ich hätte mich beinahe verraten. Der verfluchte Jordan.
    Alles mißlang, was ich anfaßte.
Alles. Was sollte ich jetzt tun?
    Ich saß lange Zeit

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