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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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würde.
    »Darauf einen Dujardin«, sagte
er. Wir tranken den dritten Kognak. Durch die Tür zog der Duft von geröstetem
Weißbrot.
    »Nun werden Sie wohl eher
heiraten als ich«, sagte ich harmlos grinsend. »Immer gut, wenn man weiß, wo
man sich zum Mittagessen einladen kann.«
    Er schwieg. Ihm war
unbehaglich. Ich spürte es. So hatte er sich das nicht gedacht.
    »Freut mich wirklich, daß es so
gekommen ist. Da war meine Tätigkeit im Institut trotz geringer Arbeitsleistung
doch nicht ganz umsonst. Seien Sie Vera nicht böse. Sie meinte, zu mir als
altem Sandkastenspielkameraden müßte sie aufrichtig sein. Und nun Thema durch.«
    Peters kam zu keiner Antwort.
Die Tür ging auf. Vera erschien mit einem Berg von Toastbroten.
    »Na, ihr beiden! Was habt ihr
ausgeheckt?«
    »Wir sprachen über ein freches
Mädchen«, sagte ich und zwinkerte ihr zu. »Ist schon vorbei. Soll’s losgehen?«
    »Muß nur noch die Platte holen.
Wo bleibt dein Cocktail?«
    »Der Cocktail«, rief ich und
faßte mich an die Stirn. »Vor lauter Kognaks habe ich ihn vergessen.
Augenblick. Geht blitzschnell.« Eine wilde Fröhlichkeit hatte mich erfaßt. Ich
ging hinter Vera her in die Küche. Sie hob die Platte vorsichtig an.
    »Geht’s?«
    »Ja.«
    »Hast du jetzt alles?«
    »Ja.«
    »Ich komme sofort mit dem
Getränk.«
    Ich hielt ihr die Tür auf.
Kurze Zeit wartete ich, ob sie noch einmal zurückkommen würde.
    Selbstverständlich kam sie
zurück; sie hatte den Pfeffer vergessen. Dann blieb sie im Zimmer, und ich
hörte ihre Stimme und die von Peters. Noch lachte er.
    Ich stellte die drei Gläser
nebeneinander auf den Küchentisch. In jedes tat ich einen halben Löffel Zucker,
dann goß ich sie bis zur Hälfte voll mit Rum und tat Zitronensaft dazu. In die
beiden ersten bis zum Strich, in das rechte etwas weniger.
    Ich hielt still und lauschte
auf die Stimmen. Alles war unverändert. Ich bückte mich nach meiner Mappe. In
wenigen Sekunden hatte ich die Flasche in der Hand. Das Strontium floß ohne
Geräusch in das rechte Glas.
    Ich steckte die Büchse zurück
und spülte meine Hände ab. Dann nahm ich einen Löffel und rührte um. Erst die
beiden linken Gläser. Dann das rechte, bis der Zucker sich aufgelöst hatte.
    Daiquiri-Cocktail. Nach meinem
Rezept.
    Ich nahm das Glas mit dem
Strontium in die rechte Hand, das mittlere in die Linke und ging über den Flut
und ins Zimmer.
    »Hei!« rief Vera. »Das ging
aber schnell!«
    »Langsam kann jeder«, sagte
ich.
    Ich stellte das rechte Glas vor
Peters auf den Tisch, mitten auf seinen Teller. Das linke vor Vera. Außer den
Gedecken war noch nichts auf dem Tisch. Die Blumen hatte Vera abgeräumt. In der
Mitte stand ein rundes Tablett, etwas erhaben auf einem Sockel.
    »Sehr zum Wohle«, sagte ich.
»Ich hole nur noch meines.«
    Ich lief hinaus und kam sofort
zurück. Noch in der Tür warf ich einen Blick auf den Tisch.
    Mir wurde übel. Alles begann um
mich herum zu schwanken. Die beiden Gläser standen auf dem Tablett in der Mitte
des Tisches. Das Tablett drehte sich langsam und mit ihm die Gläser.
    Ein lautloser, höllischer
Kreisel.
    »Was macht ihr?« fragte jemand.
Ich war es gewesen. Ich stand außerhalb des Scheins der Stehlampe. Sie konnten
mein Gesicht nicht sehen.
    »Wir spielen ein bißchen«,
sagte Peters.
    Das Tablett war drehbar.
    Ich hatte es gesehen. Ich hatte
es nicht beachtet, nicht bemerkt, daß es sich drehen ließ.
    An alles hatte ich gedacht,
aber nicht daran.
    Wie ein Blitz durchfuhr mich
die Erkenntnis, daß ich falsch gehandelt hatte.
    Die Vergeltung traf mich, ehe
die Tat vollendet war. Sie begann mit Ungewißheit, der schlimmsten aller
Foltern.
    Der Anblick der drehenden
Glasfläche verstärkte meinen Schwindel. Meine Knie zitterten, drohten
nachzugeben. Ich hob mein Glas und stürzte den Cocktail
    hinunter.
    »He, du Süffel«, rief Vera,
»kannst du nicht warten?«
    Sie griff nach dem Glas, das
gerade an ihr vorbeikam. Peters nahm das andere.
    Ich wollte schreien, hörte die
Stimme in meinem Gehirn, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Trink nicht, Vera! Es ist
Gift! Trink nicht! Wirf es weg! Laß ihn allein trinken! Liebe, liebe Vera! Ich
wollte ihn vergiften! Verzeih mir! Trink nicht!«
    Vera leerte ihr Glas zur
Hälfte, setzte es dann ab, lächelte Peters zu und trank es aus.
    Auch Peters hatte ausgetrunken.
    »Prima, Stephan«, rief sie.
»Wenn ich ein Haus habe, wirst du Barmixer!«
    Mir war, als sähe ich eine
grinsende Fratze an der Wand.
    »Ja — das ist

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