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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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das leise Gequäke
einer Stimme. Sie sprach nicht lange.
    »Gut, fein«, sagte Peters. »Ich
komme schnell mal hinüber.«
    Er legte den Hörer zurück.
Jetzt schien die Gelegenheit zu kommen.
    »Ich muß einen Radiumpatienten
ansehen«, sagte Peters. »Haben wir noch etwas?«
    Ich machte keine Anstalten,
aufzustehen.
    »Ich wollte heute nachmittag
die Messungen mit dem Koinzidenz-Zähler anfangen«, sagte ich. Ich wußte, daß
ihm dieser Versuch sehr am Herzen lag, weil eine neue Veröffentlichung dabei
herauskam. »Vorher hätte ich Sie gern noch einiges gefragt.«
    »Gut«, sagte er. »Es wird nicht
lange dauern. Wir besprechen es gleich anschließend. Lesen Sie inzwischen die
Zeitung. Mariechen Ludwig ist im Alter von 83 Jahren sanft entschlafen.«
    »Ich hätte sie für jünger
gehalten«, sagte ich.
    Einen Augenblick blieb er noch.
Er nahm die Tasse und hob sie an die Lippen. Nach einem kleinen Schluck verzog
er das Gesicht.
    »Noch zu heiß«, sagte er
lächelnd.
    Gleich wird er kälter sein,
dachte ich. Er zog die Tür hinter sich zu. Ich machte keine Bewegung zuviel.
    Ich nahm die Büchse aus meiner
Tasche, streifte den Zellstoff herunter und steckte die Kappe an das
verschlossene Ende. Dann klemmte ich die Büchse zwischen die Knie. Von dem
Zellstoff riß ich zwei Fetzen herunter und nahm sie zwischen Daumen und
Zeigefinger meiner Hände. Dann hob ich die Flasche heraus.
    Für ein paar Augenblicke wurde
ich nervös. Der Gummipfropfen hatte sich festgesaugt und ging nicht heraus. Ich
zog und drehte. Endlich kam er.
    Plötzlich und unerwartet, wie
eine Warnung von einem Unbekannten, durchfuhr mich der Gedanke, daß ich jetzt
noch kein Mörder war. Noch konnte ich alles ungeschehen machen. Aber dann sah
ich Vera vor mir.
    Ihre Augen, ihr Lachen.
    Ich goß das Strontium in die
Tasse.
    Wenig später hatte ich die
Büchse in der Tasche. Ich stand auf und spülte mir am Waschbecken die Finger
ab. Im Spiegel sah ich mein Gesicht. Es sah aus wie immer, häßlich und
verschüchtert. Nichts Dämonisches war daran. Ich ging zurück, tauchte den
Löffel in die Tasse und rührte um. Die sechs Kubikzentimeter fielen nicht auf.
In der Tasse war ganz normaler Kaffee.
    Ich lehnte mich an. Es war
soweit. Jetzt würde er trinken. Er brauchte nur noch zu trinken. Es war
geglückt.
    Vera würde frei sein.
    Es war geglückt.
    Vor der Tür verhielten
Schritte. Ich bereitete mich darauf vor, die nächsten Minuten ruhig zu
überstehen.
    Es war nicht Peters. Es
klopfte.
    Ich schwieg, tat gar nichts. Es
klopfte noch einmal.
    »Herein!« rief ich.
    Zwei Männer traten ein. Einen
von ihnen kannte ich. Es war Dr. Jordan, ein Physiker, der in der Stadt ein
Geschäft hatte und Vertreter großer Elektrofirmen war. Bei ihm bestellte Peters
unsere Apparate und Zählrohre. Er machte gute Geschäfte mit dem Institut und
sah wohlhabend aus. Er trug einen erstklassigen Anzug und floß über vor
Verbindlichkeit.
    Der Mann hinter ihm war
vermutlich ein Monteur. Er trug einen Kasten mit heraushängenden Kabeln unter
dem Arm.
    Ich stand auf.
    »Ach — guten Morgen, Herr
Doktor Butterweis! Freut mich, Sie zu sehen! Wie geht’s denn?«
    Es interessierte ihn nicht im
geringsten, wie es irgend jemandem ging.
    »Danke, gut«, sagte ich.
    »Schön, schön. Herr Dr. Peters
— nicht da?«
    »Mußte mal ins Radiumzimmer«,
erwiderte ich. »Kommt sicher gleich zurück.«
    »Ach, sehr schön. Das ist Herr
Härting. Ein Mitarbeiter.«
    Ich nickte. »Guten Tag.«
    »Wir haben ein neues Zählwerk
mit«, sagte Jordan.
    »Doktor Peters wollte es sich
ansehen. Können wir ja schon anschließen.«
    Ich begriff nicht gleich.
    »Hier?« fragte ich.
    »Ja. Da brauchen wir doch nicht
erst nach unten.«
    Er lächelte ölig. »Ich bin
etwas in Eile. Sie wissen ja — Forscher warten ungern. Er muß sowieso ein
bißchen warmlaufen. Stellen Sie ihn hierher, Härting!«
    Der Mann stellte den Kasten auf
den anderen Zähler, an den Peters’ Zählrohr angeschlossen war. Ich sah, wie er
ein paar Kabel verband und den Netzstecker in die Steckdose schob. Er zog das
Anschlußkabel zum Zählrohr aus dem unteren Zähler und schloß es an das neue
Gerät an.
    Das alles sah ich wie durch
einen feinen Schleier, und ich hörte Jordans Gerede, ohne es zu verstehen. Sie
schlossen den Monitor an!
    Hatte sich die Hölle gegen mich
verschworen!
    In spätestens fünf Minuten
würde er warm sein. Das Strontium stand einen halben Meter vom Rohr entfernt.
    Das Zählwerk würde

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