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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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hierher herumgesprochen haben.
    »Sehr bedauerlich«, sagte der
Kommissar. »Woran ist sie gestorben?«
    »An einer Panmyelophthise«,
antwortete ich mit Behagen. Hier war einmal etwas, was auch sie noch nie gehört
hatten, auch nicht auf der Polizeischule.
    »Aha«, sagte der Kommissar.
»War sie mit Doktor Peters bekannt?«
    Meine Gedanken wirbelten. Auf
die Dauer würde sich das doch nicht verheimlichen lassen. Was tat es schon?
Wenn sie die Ursache von Veras Tod herausfanden, würden sie Peters für den
Mörder halten. Wie ich es geplant hatte.
    »Ja«, erwiderte ich. »Sie hat
ihn durch mich kennengelernt.«
    »Bestand eine Verbindung
zwischen ihnen?«
    Ich kam mir vor wie der Reiter
über den Bodensee. »Ich habe keine Ahnung«, sagte ich. »Ich kann Ihnen das
wirklich nicht beantworten.«
    »Woher kannten Sie Fräulein
Doktor Ring?«
    Ich erzählte von der goldenen
Jugendzeit. »Gar nichts Besonderes, Herr Kommissar. Nachbarskinder.
Studienkollegen. Das verbindet.«
    »Natürlich«, sagte er. Er wurde
etwas größer in seinem Stuhl. »Fassen wir zusammen. Sie waren bei Doktor Peters
eingeladen. Im Verlauf der Unterhaltung kamen Sie auf Ihr bevorstehendes
Ausscheiden zu sprechen. Er bat Sie, zu bleiben. Sie weigerten sich, nannten
ihm als Grund, daß er ein unangenehmer Vorgesetzter wäre.«
    »Stimmt«, sagte ich.
    Er sah mich tadelnd an.
    »Es kam zum Streit, später zum
Handgemenge. Sie fühlten sich an Leib und Leben bedroht und erschossen Doktor
Peters in Notwehr.«
    Diese Narren gingen genau auf
meinen Leim.
    »Genauso, war es, Herr
Kommissar«, sagte ich. »Ich wünschte, ich könnte es ungeschehen machen. Es tut
mir bitter leid. Abgesehen von meiner Existenz, die zum Teufel ist.«
    Ich schwieg mit allen Anzeichen
der Erschöpfung. Wieder betupfte ich meine Lippe.
    Der Stenograf hatte zu
schreiben aufgehört. Ich war zufrieden. Eine reife Leistung. Alles ging nach
Wunsch. Niemals würden sie hinter die Wahrheit kommen.
    »Wir müssen Sie leider noch
hierbehalten«, sagte der Kommissar. Es schien ihm ehrlichen Kummer zu bereiten.
»Und zwar so lange, bis die Ermittlungen abgeschlossen sind.«
    »Aber natürlich«, sagte ich,
als könnte mir nichts Erwünschteres passieren. »Das ist mir vollkommen klar.
Deswegen habe ich an meine Eltern und Professor Paulus geschrieben.«
    Die drei Männer tauschten einen
Blick. Es sind die Blicke unter Polizisten, die einen immer nervös machen, auch
wenn man das reinste Gewissen der Welt hat. Mehr Gewissen war nicht rein. Mir
wurde unheimlich. Hatte ich etwas übersehen?
    Der Kommissar stand auf. Er
lächelte.
    »Ich lasse Sie zurückbringen.«
    »Sehr nett«, sagte ich. »Besten
Dank, Herr Kommissar. Tut mir leid, daß ich Ihnen Mühe mache.«
    Der Stenograf brachte mich zur
Tür. Ich faßte die Klinke.
    »Ach, Herr Doktor Butterweis!«
    »Ja?«
    Ich wandte mich um. Wieder dieser
verfluchte Kerl an der Seite. »Kommen Sie doch noch einmal mit.«
    Ich nickte beflissen. Er
öffnete eine Seitentür und ging voraus. Der Kommissar und der Stenograf folgten
mir. Was können sie wollen, dachte ich. Mein Hirn suchte nach einer Lücke, aber
ich fand keine.
    Der Mann vor mir stieß eine Tür
auf. Ich trat in einen großen fensterlosen Raum. Eine einzige Birne in einem
grünen, staubbedeckten Glasschirm verbreitete ein trübes Licht. Es waren noch
mehr Lampen da, aber sie brannten nicht. Im Hintergrund sah ich eine
Sperrholzwand, so hoch wie ein Mensch. Vor einem Schreibtisch standen ein paar
Stühle.
    »Nehmen Sie bitte Platz«, sagte
der Kommissar. Seine Stimme war unverändert freundlich.
    »Danke«, murmelte ich.
    Er setzte sich hinter den
Schreibtisch und streckte die Hand aus. Plötzlich schoß mir ein greller Schein
in die Augen. Er kam aus einer Lampe, die auf dem Schreibtisch stand und direkt
auf mein Gesicht gerichtet war. Meine Hand fuhr hoch.
    »Entschuldigen Sie«, sagte ich,
schüchtern lächelnd. »Das blendet. Ich muß mich erst daran gewöhnen.«
    Er antwortete nicht. Ich nahm
die Hand weg und blinzelte mit meinem gesunden Auge.
    Aha. Sie versuchten es noch
einmal. Auf eine härtere Tour. Amerikanisch. Sollten sie!
    Um mich herum blieb alles
still. Ich wußte nicht, was die beiden anderen machten. Ein paarmal hörte ich
die Dielen knarren. Endlose Minuten vergingen. Nichts geschah. Niemand sprach.
Niemand fragte mich etwas. Das Licht vor mir bohrte sich förmlich in mich
hinein. Ich schlug die Beine übereinander. Nur nicht nervös werden und keine
Furcht

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