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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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Einlagen,
dann wird’s gehen. Habe mich auch daran gewöhnt. Der Preis wird Ihnen vom
Verdienst abgezogen, nur der Ordnung halber sage ich’s.«
    Nach zwei Tagen unendlicher
Qualen hatte Alastair seinen Dienst bei Mr. Swinton gekündigt und das
Plattfußbüro nicht mit heiterer Miene, sondern mit schmerzverzerrtem Gesicht
und abgeplatteten Füßen verlassen.
    Und nun saß er hier.
    Mit diesem Shilling endeten
seine Hoffnungen.
    Er würde keine Anzeigen mehr
aufgeben, keine Briefmarken mehr kaufen können. Die Subway blieb ihm
verschlossen. Wovon er leben und der Witwe O’Leary die fällige Miete bezahlen
sollte, blieb völlig unerfindlich. Mrs. O’Leary sah nicht so aus, als würde sie
den Ausfall der pünktlichen Zahlung mit olympischer Ruhe hinnehmen. Jedesmal,
wenn Alastair ihrer ansichtig wurde, Wuchs in ihm die Überzeugung, daß der
selige Mr. O’Leary dem Himmel für seinen frühen Abruf nicht dankbar genug sein
konnte.
    Mrs. O’Leary war ihm heute
schon einige Male in besonders demonstrativer Art und Weise über den Weg
gelaufen. Heute war der Erste, und Alastair war sich im klaren darüber, welche
Erwartungen sie an dieses Datum knüpfte. Als sie das letzte Mal in Erscheinung trat,
hatte er es darum auch für angebracht gehalten, sich laut und wie im
Selbstgespräch an einen dringenden Gang zur Bank zu erinnern.
    Mr. Maycock nahm die Münze an
sich und stand auf. Essen oder ein paar Zigaretten, allenfalls noch ein Platz
in einem Kino, ziemlich nahe der Leinwand, das waren die Möglichkeiten,
zwischen denen er zu wählen hatte.
    Er nahm seinen Trenchcoat vom
Haken, löschte das Licht und ging langsam die Treppe hinunter. Ein kühler,
nebliger Dunst empfing ihn, der den brausenden Lärm der Riesenstadt dämpfte. Es
dämmerte schon, und die Laternen bildeten eine Kette heller, verschwommener
Punkte. Alastair schlug den Kragen hoch und überquerte die Straße.
    Während er langsam
voranschlenderte, erwog er das Schicksal, das er seinem Shilling zu bereiten
gedachte. Essen — Kino — Zigaretten — Essen — Kino. Es war im Grunde kein
anderes Problem, als mit einer Frau einkaufen zu gehen und sich zwischen drei
Pelzmänteln von je 600 Pfund zu entscheiden.
    Als er sich der nächsten
Querstraße näherte, sah er hinter der Ecke den chromglänzenden Schwanz eines
beachtlichen Wagens hervorragen. Er gewahrte einen silbergrauen Rolls-Royce,
dessen rechtes Hinterteil tief herabhing. Die Ursache war ein geplatzter
Hinterreifen, und beim Anblick des breitgequetschten Gummis wurde Alastair
lebhaft an Mr. Swintons Plattfußbüro erinnert.
    Der Schlag öffnete sich, und
heraus kletterte ein bejahrter, sehr gepflegter Herr in einem untadeligen
Cut-Er nahm seinen Hut ab, fuhr sich über das spärliche Haar und betrachtete
den Reifen mit äußerstem Mißmut. Dann warf er einen Blick in die Runde und sah
den armen, aber ehrlichen Alastair Maycock, der sich gerade entschlossen hatte,
seinen letzten Shilling in einer Mahlzeit anzulegen.
    »Sie wissen nicht, wo in dieser
Gegend eine Reparaturwerkstatt ist, wie?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte
Alastair der Wahrheit gemäß. Er blickte in ein etwas verkniffenes, faunisches,
mißtrauisches Gesicht. Um die Augen lag ein matter Zug, der zu der hageren
schmächtigen Figur paßte.
    Alastair witterte die Chance,
seine katastrophale Finanzlage zu verbessern, mit dem Instinkt des hungrigen
Wolfes.
    »Wird um diese Zeit schwer
sein. Aber wenn Ihnen damit gedient ist — ich wechsle Ihnen den Reifen, wenn’s
recht sein sollte.
    Der Herr schüttelte den Kopf. »Aber
das geht doch nicht — ich kann von Ihnen — hm — wenn ich’s nur nicht so
verd..., so eilig hätte — ! Würden Sie wirklich...?«
    »Wo ist das Werkzeug?« fragte
Alastair.
    »Hinten — im Kofferraum. Warten
Sie, ich schließe Ihnen auf. Wirklich ungeheuer freundlich von Ihnen!«
    Alastair arbeitete schnell und
sicher. Von Autos verstand er was. Der Wagenheber funktionierte, und der
Kreuzschlüssel paßte auf die Radmuttern. Müßte mit dem Teufel zugehen, wenn ich
dabei nicht was verdiene, dachte Alastair. In der Werkstatt kostete es
mindestens zehn Shilling. Und ich arbeite im Akkord. Man denke nicht schlecht
von Mr. Maycocks natürlicher Hilfsbereitschaft, aber der Hunger hat schon
stärkere Seelenzernagt.
    Ein Polizist kam langsam näher,
blieb stehen, warf einen bewundernden Blick auf den Wagen und einen
gleichgültigen auf den schwitzenden Maycock. Dann ging er weiter.
    Alastair drehte die letzte
Mutter

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