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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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zog er um die Ecke, und
Alastair sah im hellen Tunnel der Seitenscheiben über einem Pelzkragen das
Profil des Mädchens, dessen Bild in seinem Herzen brannte.
    Er atmete tief. Die Nummer
hatte er wenigstens. Ob der Alte aus dem Wagen ihr Freund war? Wahrscheinlich.
Nerz war Nerz und kostete Geld. Aber eigentlich sah sie nicht so aus. Ach, zum
Teufel, was ging ihn das an? Er wandte sich, um seinen Mantel zu holen.

II
     
     
    »Aber Sie können doch unmöglich
gesättigt sein?« fragte das Mädchen im Nerz mit unverhüllter Besorgnis. »Ein
Mann wie Sie — und eine so lächerlich kleine Portion!«
    Alastair Maycock schluckte, ein
ungeheurer Kloß mußte ihm in der Kehle sitzen.
    »Äh, mhm, mhm, — ich...«
quetschte er hervor, was ihn nicht unbeträchtliche Anstrengung kostete, aber
das Mädchen brachte ihn mit einer gebieterischen Handbewegung wieder zum
Schweigen.
    »Reden Sie nicht! Sie fahren
jetzt ganz artig mit uns nach Haus, wir gehen dann zusammen in die Küche, und
ich mache etwas für Sie zurecht!«
    Zum zweitenmal winkte sie ab,
als er Einspruch zu erheben versuchte. Sie lehnte sich so nahe an ihn an, daß
ihr Mund fast sein Ohr berührte.
    »Die Köchin ist bestimmt schon
schlafen gegangen — wir beide sind dann ganz allein in der Küche — wir können
dort machen, was wir wollen!« verhieß sie, und ihre Stimme hatte einen geradezu
betörenden Klang.
    Alastair schwieg und schielte
nach vorn, wo der vornehme alte Herr im Cut am Steuerrad saß. Er konnte wohl
doch nicht der Freund des Mädchens sein, sonst hätte er anders reagiert. Er saß
stumm da und starrte geradeaus, seine Aufmerksamkeit war nur auf die Fahrbahn
gerichtet. Vielleicht war er ihr Vater? Aber auch das war nicht sehr
wahrscheinlich.
    Da Alastair sich nicht äußerte,
machte sich wieder die Versucherin neben ihm bemerkbar. Sie krallte jetzt ihre
And, in seine Schulter und rüttelte ihn.
    »Was halten Sie von einer
schönen Eierspeise? Rührei mit viel Speck und Schinken?«
    Alastair Maycock spürte
plötzlich einen harten Druck in seiner Magengegend.
    »Ruhe!« stieß er unwillig
hervor. Er meinte damit aber nicht die schöne Circe an seiner Seite, sondern
seinen Magen, der höchst unanständige Knurrtöne von sich gegeben hatte. »Ruhe,
zum Teufel!«
    Wieder wurde Alastair
geschüttelt, ziemlich heftig sogar, man sollte es einfach nicht glauben,
wieviel Kraft in so einer zarten Mädchenhand verborgen war!
    Nun stieß ihn auch noch jemand
in den Bauch, richtig im Takt und nicht einmal sanft. Bei einer Reflexbewegung
erwischte Alastair das Ende eines harten Gegenstandes, es mußte wohl ein
Spazierstock sein. War das etwa der alte Herr im Cut, der sich dieserart
bemerkbar machte, um ihn zu veranlassen, die Einladung des Mädchens endlich
anzunehmen?
    »Lassen Sie das sein!« rief
Alastair, aber da gingen ihm die Augen auf: Er saß gar nicht in dem pikfeinen,
silbergrauen Rolls neben dem Mädchen im Nerz, sondern in düsterer Nacht
irgendwo auf einer harten Bank in einem Park, und vor ihm stand eine große,
bedrohliche Gestalt, die ihn mit einer Hand schüttelte, während sie ihm mit der
anderen, durch einen Knüppel verlängert, auf dem Bauch herumstakte!
    »Pennen Sie hier nicht, Mann!«
Die Stimme war rauh und denkbar unliebenswürdig. »Was suchen Sie hier? Wohl
keine Bleibe, was? Fleppen raus!«
    Ein riesiger Bobby mit einem
Gummiknüppel!
    Die Hand an Alastairs Schulter
löste sich, und gleich darauf wurde sein Gesicht von grellem Licht getroffen.
    Alastair versuchte, den
Lichtkegel mit seiner Hand abzuschwächen.
    »Lassen Sie das sein! Nehmen
Sie das Licht fort! Was ist das für eine Art, anständigen Menschen ins Gesicht
zu leuchten!«
    »Halten Sie keine großen Reden!
Fleppen raus, sagte ich!« grollte der Bobby.
    Mit Schrecken erinnerte sich
Alastair der Tatsache, daß er ja nicht im Besitz von Papieren war! Diese Sache
nahm bedenkliche Formen an.
    »Seien Sie doch vernünftig«,
versuchte er einzulenken. »Man wird sich doch mal auf eine Bank setzen dürfen.
Ich habe hier auf mein Mädchen gewartet. Sie hat mich versetzt!«
    »Mädchen gewartet! Versetzt!
Das kann jeder sagen«, kaute der Polyp. »Das kennen wir schon! Wohl ‘n kleinen
Einbruch vor, was? Jede zweite Nacht wird in der Gegend hier eingebrochen!
Nette kleine Villen im Umkreis! Kommen Sie jetzt rüber mit Ihren Papieren —
oder unterhalten wir uns beide auf dem Revier weiter?«
    Alastair Sann fieberhaft nach,
wie er sich aus dieser fatalen Situation

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