4 Meister-Psychos
herauswinden könne, da wurde ihm
unversehens Hilfe zuteil.
Leichte Schritte waren zu
vernehmen, gleich darauf auch ein bedrohliches Knurren. Der Polizist wandte
sich um und strahlte mit seiner Lampe in die Gegend. Im Kreis des Scheinwerfers
erschien ein Mädchen, eine große Bulldogge an der Leine führend. Der Hund brach
sogleich in erbostes Gekläff aus, wobei er wütend an der Leine zerrte.
»Kusch, Butler!« rief das
Mädchen. Und zu dem Bobby: »Machen Sie gefälligst die Lampe aus!«
Es wurde dunkel, während Butler
trotzdem wie besessen weiterbellte.
»Kusch dich, sage ich!« hörte
man die energische Stimme des Mädchens, und langsam beruhigte sich der Hund.
»Das ist wohl Ihr Mädchen?«
wandte sich der Hüter es Gesetzes jetzt an Alastair, der sich von der Bank
erhoben hatte. Man konnte dem Tonfall entnehmen, daß die Wendung der Dinge den
Bobby höchst unzufrieden stimmte.
»Bist du’s, Monty?« fragte das
Mädchen aufgeregt in Alastairs Richtung.
»Natürlich bin ich’s! Wer
sollte es denn anders sein?« stieß Alastair Maycock gequescht heraus. »Ich
warte hier schon eine Ewigkeit!«
»Oh, Monty — warum hast du
nicht telefoniert? — Und was will dieser unfreundliche Polizist von dir?«
»Schon erledigt, Miß«, sagte
der Bobby ziemlich kurz und nicht gerade höflich. Und zu Alastair:
»‘tschuldigung, Sir!«
Damit verschwand er im
Hintergrund.
Das Mädchen mit dem Hund aber
stand nach wenigen Schritten dicht vor Maycock. Während der Hund wieder zu
knurren begann, warf sich die gute Fee Alastair heftig an die Brust, schlang
ihre Arme um seinen Hals und beglückte ihn mit einem heißen Kuß.
»Oh, Monty — wo warst du die
vielen Wochen — ich glaubte schon, du wolltest nichts mehr wissen von mir!«
Alastair verlor vorübergehend
etwas die Fassung. Da er steif wie ein Stock dastand, wurde die Situation
anscheinend auch dem Mädchen unheimlich. Sie rückte etwas von ihm ab, starrte
ihm angestrengt ins Gesicht, und nun bemerkte sie ihren Irrtum.
Erschreckt fuhr sie von ihm
noch mehr zurück. »O du mein Gott — du — Sie sind ja gar nicht Monty! Was fällt
Ihnen ein...«
Alastair Maycock war sich klar
darüber, schnell handeln zu müssen. Wer konnte wissen, wo sich dieser
vertrackte Polyp jetzt herumdrückte? Wahrscheinlich in allernächster Nähe, um
sie ein bißchen zu belauschen. Waren ja nicht gerade die diskretesten Naturen,
diese Polypen!
Er war nicht umsonst Journalist
und Verfasser ungezählter origineller, wenn auch leider noch ungedruckter
Kurzgeschichten. Er faßte das Mädchen hart an den Schultern. »Schweigen Sie!«
raunte er. »Der Polizist — er wimmelt bestimmt noch hier in der Nähe herum. Ich
komme von Monty — habe Ihnen was auszurichten! Aber nicht hier — wir wollen aus
diesem Park verschwinden!«
Er spürte, wie sie ihn
mißtrauisch betrachtete. »Sie kommen von Monty — warum kommt er nicht selbst?«
flüsterte sie. Er ergriff ihren Arm. »Kommen Sie — gehen wir — ich erkläre
Ihnen das alles schon noch...«
Schweigend und ziemlich schnell
schritten sie nebeneinander her. Neben dem Mädchen trottete der Hund.
Als sie den kleinen Park hinter
sich hatten, verhielt Alastair seinen Schritt. Er hatte vor, sich nun
schleunigst von ihr zu verabschieden und dann zu verschwinden.
»Was wollen Sie mir also von
Monty ausrichten?« fragte sie jetzt. Sie schien ihren ersten Schreck überwunden
zu haben. »Und wann kommt er wieder selbst?«
Sie standen sich gegenüber. Im
Mondlicht bemerkte er, daß das Mädchen, das ihn aus den Fängen der Obrigkeit
errettet hatte’ ein junges hübsches, dunkelhaariges Ding war. Der Bullenbeißer,
den sie an der Leine hatte und der sich gerade faul auf seinen Hinterbacken
einrichtete, mußte dagegen schon ein ziemlich betagter Hundegreis sein.
»Hören Sie zu, Miß...«
»Ich heiße Rosie — hat Monty
Ihnen das nicht gesagt?«
»Hören Sie zu, Miß Rosie — Ihr
Monty — oh, da ist er ja wieder!«
Schritte knirschten hinter
ihnen im Sand, und als Alastair sich umwendete, gewahrte er die großmächtige
Gestalt seines Freundes, des Polypen. Hart an ihnen Schlenderte der Bobby
gemächlich vorüber, und es schien Alastair, als ob er sie dabei argwöhnisch
musterte.
Miß Rosies Hand schlüpfte unter
seinen Arm. »Kommen Sie — wir gehen zu mir — meine Dame ist nicht zu Hause. Wir
können uns dann in Ruhe über alles unterhalten. Komm, Butler!«
Sie zog Alastair sanft mit
sich, über die Straße, auf die andere Seite.
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