4 Meister-Psychos
Baß an eine ungeheure Blumenvase. Der Butler sah sich
mißbilligend nach ihm um. Sie durchquerten die Halle und gelangten schließlich
in ein gemütliches Zimmer mit Klubsesseln und Rauchtisch.
»Wenn die Herren sich frisch
machen wollen Waschgelegenheit ist nebenan«, sagte der Butler. Hatch hieß er,
wie sich herausstellte. »Das Essen wird in einer Viertelstunde serviert.«
»Oh, Sie können’s auch gleich
servieren«, sagte Steve aufgeschlossen. »Ich...«
Mr. Hatch hob die Brauen und
räusperte sich. Dann verschwand er.
»Du wirst nie ein feiner Mann,
Steve«, seufzte Mr. Henry bekümmert. »Niemals — und wenn du vierzehn Tage in
Frack und Zylinder schläfst! Los, bringt eure Erscheinungen auf Zack!«
Vor dem Spiegel bemerkte Al,
daß ihm der alte Smoking seines Vaters doch nicht mehr so richtig paßte. Dafür
war er aus unverwüstlichem Stoff, »wie man ihn heute gar nicht mehr kannte«.
Pünktlich nach einer
Viertelstunde servierte ein Diener unter Mr. Hatchs Feldherrnblick eine
ungeheure kalte Platte, bei deren Anblick Steve sich fröhlich die Hände rieb.
Dazu gab es Tee in zerbrechlichen Schalen.
»Trinkt einer der Herren einen
Gin?« ließ sich Mr. Hatch vernehmen.
»Nicht einer«, sagte Steve
kauend. »Am besten, Sie lassen die Flasche hier. Da brauchen wir Sie nicht so
oft zu bemühen. Haben sicher auch noch andere Sachen zu tun!«
Der Butler räusperte sich
dröhnend, bevor er ging.
Sie aßen die Platte ohne jedes
Schamgefühl vollständig
leer.
Dann hielt Steve die Ginflasche
gegen das Licht. »Gordon«, las er, »und billiger als bei uns im Paris. Gute
Idee von mir, mitzukommen. Fühle mich sehr wohl
hier!«
»Ich sehe es«, sagte Henry.
»Und ich wünschte, Linda könnte es auch sehen.«
»Ja«, sagte Steve und goß ein
volles Glas hinunter. »Möchte wissen, was sie tut, das arme Kind. Das Herz wird
ihr brechen, wenn sie hört, daß du mich am Sonntag arbeiten läßt.«
»So ist es. Äh — nicht, daß ich
dächte, du machtest dir etwas aus dem Saufen, Steve. Aber sei ein bißchen
vorsichtig. Du sollst nachher spielen und nicht mit dem Baß zwischen die Gäste
fallen.«
»Pah«, machte Steve
geringschätzig. »Nach dieser lächerlichen Flasche balanciere ich das Ding mit
einem Finger. Hast du mich jemals betrunken gesehen?«
»Ich habe dich selten nüchtern
gesehen. Haltet euch ran, Jungs, und wärmt euch die Magenwände, ehe dieser
Musikclown alles ausgesoffen hat!«
Al trank und war mit seinem
Schicksal zufrieden. Fünf Pfund! Nicht auszudenken. Da kostet die Kapelle diese
Leute allein zwanzig Pfund! Na, ihm sollte es recht sein. Mr. Hatch trat durch
die Tür.
»Gentlemen! Darf ich nunmehr
bitten?«
»Sie dürfen nunmehr bitten«,
sagte Steve und schlug ihm auf die Schulter. Mr. Hatch bewahrte seine Haltung
mit Mühe.
»Wie ist es — kleiner Gin
gefällig?«
Zum Erstaunen aller nahm Mr.
Hatch das Glas und goß es mit größter Geschwindigkeit in sich hinein. Steve sah
mit offenem Munde zu. Mr. Hatchs Augen wurden nach dem Gordon noch wäßriger,
und Al glaubte jetzt, seine geheime Leidenschaft zu kennen. Aufatmend stellte
der Butler das Glas auf den Tisch zurück.
»Ergebensten Dank — äh — Sir.«
»Sagen Sie schlicht Steve zu
mir«, rief dieser. »Ohne Sie wäre ich verhungert. Ein Hals wäscht den anderen.
Gehen wir, alter Junge!«
Minuten später saßen sie in
einer Ecke des saalartigen Raumes und unterhielten sich flüsternd.
Das Parkett war spiegelglatt.
An den Wänden standen hohe, altmodische Leuchter mit zahllosen Kerzen,
dazwischen Tische mit Flaschen, Gläsern, Speisen. Sessel und Stühle füllten die
freien Ecken. Von allen Seiten kamen jetzt fröhliche, elegante Leute.
Alastair sah atemberaubende
Cocktailkleider und Smokings, gegen die der seine keine Chance hatte. Das
Kerzenlicht fing sich in Perlen und Brillanten. Die Gäste setzten sich oder
blieben in Gruppen stehen.
»Allerhand Kapital auf einem
Haufen«, murmelte Johnny. »Sieh mal die Blonde dort hinten, Steve. Kenne
jemanden, für den sie was wäre.«
»Kenne jemanden, für den sie
bestimmt nichts ist«, sagte Steve. »Wie willst du so eine Frau bezahlen? Da
mußt du Trompeten fabrizieren, aber nicht blasen!«
Johnny wollte antworten, aber
da winkte Mr. Hatch, der an einer der Flügeltüren postiert war, diskret mit dem
Finger.
Henry nickte und sah sich um.
Steve stand kerzengerade neben
seinem Baß. Johnnys Hände liebkosten das Saxophon. Al hielt die Gitarre leicht
und furchtlos im
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