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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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spürte.
    »Ja?«
    »Pardon, Mister. Hörte gerade,
daß Sie einen Gitarristen brauchen. Maycock ist mein Name. Ich bin einer.«
    Mr. Henrys Nase hob sich. »Sie
— Sie würden...«
    »Ja.«
    »Zeigen Sie Ihre Finger!«
    Alastair hielt ihm die linke
Hand hin.
    »Nicht mehr sehr viel da, ich
weiß. Habe lange nicht gespielt, und Les Paul bin ich nicht gerade. Aber wenn
Sie ‘n bißchen zart anfangen, werde ich schon dranbleiben. Außerdem — ich
brauche einen Job.«
    Mr. Henrys Augen funkelten.
»Abgebrannt, was?«
    »Sie sagen es.«
    Mr. Henrys Herz erwärmte sich.
Diesen Zustand kannte er von Grund auf.
    »Schön, mein Junge«, sagte er.
»Wenn Sie heute abend mitkommen, wird sich’s bessern. Wenn nicht, werden Sie
diesen Laden hier ebenso arm verlassen, wie Sie ihn jetzt betreten. Bloß
schneller. Los, rein mit Ihnen!«
    »Noch eins.« Alastair hielt ihn
am Ärmel zurück. »Äh — es ist möglich, daß der Boß einige Vorurteile gegen
meine Persönlichkeit hegt — ich konnte gestern hier meine Zeche nicht
bezahlen.«
    »Hm.« Auch derartige Vorfälle
schienen Mr. Henry nicht fremd. »Und nun?«
    Alastair dachte an die hellen
Augen. »Inzwischen ist bezahlt. Nur...«
    »Gut, gut. Ich mache das
schon.«
    Er drehte sich zu den beiden
anderen um. »Hier — dieser magere Kalkrabe ist Johnny — das ist Steve. Wie
heißen Sie?«
    »Maycock. Alastair Maycock.«
    »O.k., Al.« Alastair drückte
drei Hände. Mr. Henrys schmale, Johnnys weiche und Steves breite.
    »So, Jungs. Zeit, daß wir
anfangen.«
    Henry stieß die Tür auf.
Alastair ließ die beiden anderen durch, ehe er folgte. Sie schritten den
gleichen Weg, den er gestern schon einmal zurückgelegt hatte.
    Der Kellner stand tuchwedelnd
vor der Bar. Er begrüßte Mr. Henry mit leichter Verneigung, nickte Johnny zu
und grinste Steve an.
    Aber sein heiterer
Gesichtsausdruck schwand, als er des nachfolgenden Mr. Maycock ansichtig wurde.
Al ignorierte ihn merklich und kletterte auf das Podium. Während Steve
gemütlich seine Trommeln montierte, verschwand Johnny hinter einer kleinen Tür
in der Täfelung. Henry stemmte die Deckplatte des Flügels in die Höhe.
    »Hol dir die Gitarre«, sagte
er. »Verstärker laß stehen. Für den Anfang machen wir ohne. Wird ganz gut sein,
wenn man dich nicht durch die ganze Bude hört.«
    Alastair fand in dem Nebenraum
den Koffer und klappte ihn auf. Vorsichtig hob er das Instrument heraus. Feines
Ding, das mußte man sagen. Das Griffbrett war schmal und eine Spur gewölbt, der
Körper flach und an der linken Seite ausgeschnitten.
    Dick, das verunglückte
Riesenbaby, wird nicht begeistert sein, wenn ich seine Klampfe ruiniere, dachte
Alastair. Werde mich in acht nehmen.
    Er fand in dem Koffer ein paar
Plättchen und suchte sich ein passendes aus. Dann ergriff er einen Packen
Noten, der neben dem Koffer auf einem Stuhl lag und verließ den Raum.
    Beim Betreten des Podiums
blickte er in die Augen eines Herrn, der dem großen Feind Englands, Napoleon,
bedenklich ähnelte. Ohne Zweifel der Chef. Er schob das Kinn vor und wandte
sich an Henry.
    »Kennst du diesen Burschen,
Jack?«
    »Hm«, nickte Henry, »vom
Konservatorium.« Alastair segnete ihn dafür im stillen. »Ersatzman für Dick.
Was ist los mit ihm?«
    »Fand gestern heraus, daß seine
Brieftasche fehlte, als er bezahlen sollte.«
    »Hoffentlich ist sie ihm nicht
hier gestohlen worden«, sagte Mr. Henry mit eiserner Stirn. »Du solltest dir
die Gäste genauer ansehen, Bill.«
    Bill ging nicht darauf ein.
»‘ne Lady hat für ihn bezahlt.«
    »Vielleicht war sie auch vom
Konservatorium. Alle Welt studiert Musik. Aber laß, Bill. Er ist allright.«
    »Na, wenn du’s sagst...«
    Der Feldherrnblick traf Al noch
einmal, dann drehte Napoleon sich um und verschwand. Enttäuschung lag in den
Augen des Kellners, der ihm folgte, verschmitzte Befriedigung in denen Mr.
Henrys, ehe er sich dem Flügel wieder zu wandte.
    Erst jetzt bemerkte Al ein
zweites, kurzes Tastenbrett unter dem des Flügels. Eine Hammond-Orgel! Jeder
von diesen Burschen schien zwei andere wert zu sein. Johnny fingerte an einer
gedrungenen Trompete herum, und vor ihm, im Ständer, hing ein silberglänzendes
Saxophon. Und in der Ecke, hinter Steves Trommelpyramide, lehnte ein Kontrabaß
von beachtlichen Ausmaßen. Al verstand, warum Steve so harte Pranken hatte.
    Es ging los.
    »Zwölf«, sagte Mr. Henry
halblaut.
    Al kramte unter seinen Noten
die Nummer zwölf heraus.
    Sonny Boy von Al Jolson, dem

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