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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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blitzschnell eins der Kissen, die am Kopfende der Couch
aufgetürmt waren, an den Kopf, ein zweites und ein drittes. Er fiel zurück,
richtete sich dann mit zerwühltem Haar auf.
    »Ich werde meinen Hund auf Sie
hetzen!«
    »Sie trinken jetzt den Kaffee,
ehe er kalt wird, und schweigen«, sagte sie mit energischem Ton. »Verwahrloster
Mensch!«
    Er gehorchte und schlürfte mit
Behagen. »Man bekommt direkt Sehnsucht nach einem bürgerlichen Dasein, wenn man
das hier sieht«, sagte er nach einer Weile.
    »Hatten Sie keine Wohnung?«
fragte sie.
    »Nein. Ich war mein Leben lang
Untermieter. Erst bei meinen Eltern, später zwischen 160 und 200 Mark ohne
Pension, morgens mit Malzkaffee. Sämtliche Krankengeschichten sämtlicher
Wirtinnen kenne ich auswendig.«
    »Warum haben Sie nicht
geheiratet?«
    »Mich nimmt niemand. Ich weiß
nicht, wie es kommt. Wahrscheinlich wegen dieses struppigen Hundes. Frauen
wollen eben nicht teilen.«
    Herr Mink brummte leise im
Schlaf, und sie lachten beide.
    »Er träumt von seinem Knochen«,
sagte Marohn. »Er wird Ihnen das niemals vergessen.«
    Julia streichelte sein Fell.
»Ich habe ihn gern.«
    »So? Sie würden mich also trotz
seiner nehmen?«
    »Um Gottes willen!« rief sie
lachend. »Wer redet denn von Ihnen?«
    »Sehen Sie! So geht es mir
immer. Uns beide zusammen will niemand haben. Aber keine Angst, auch Sie kommen
für mich nicht in Frage.«
    Sie richtete sich kampflustig
auf. »Na, das ist doch die Höhe! Und warum nicht?«
    Er wiegte den Kopf. »Nicht, daß
Sie nicht ganz nett wären. Aber mit Töchtern reicher Väter ist das so eine
Sache. Der hoffnungsvolle Freier wird erst großmütig unterstützt, um ihn einigermaßen
gesellschaftsfähig zu machen — und wenn mal Krach kommt, tritt die begüterte
Familie geschlossen an: ›Wie, du undankbarer Schurke wagst es, eine Lippe zu
riskieren? Du hergelaufener Hungerleider! In der Gosse wärst du verkommen, wenn
unser armes Kind in unbeschreiblicher Verblendung nicht auf dich hereingefallen
wäre! Kein Hemd hattest du auf dem Leibe, als wir dir großmütig auf die Beine
halfen. Aber man soll eben niemanden vom Galgen abschneiden, der von
Rechtswegen daran gehört‹ — und so weiter, und so weiter. Nein, ich werde mir
ein bescheidenes Kind vom Lande nehmen. Reiche Mädchen sind eigensinnig und
herrschsüchtig.«
    Julia drückte lächelnd ihre
Zigarette aus. »Sie müssen schlechte Erfahrungen gesammelt haben. Aber Sie
haben recht, ich bin ganz genau so.«
    »Ohne Zweifel!« bestätigte er,
obwohl er nicht im entferntesten daran glaubte. »Aber nun erzählen Sie. Bitte!«
    »Was soll ich viel erzählen.
Ich habe ein paar Semester Kunstgeschichte studiert, aber das wurde mir dann zu
langweilig. Ich warf mich auf die Dolmetscherei — französisch — und arbeite
jetzt als Auslandskorrespondentin in der Fabrik meines Vaters. Zur Zeit habe
ich Urlaub. Uns gehört noch ein kleines Wochenendhaus am Chiemsee, dort will
ich in einer Woche hin. Aber erst möchte ich den Wagen gründlich einweihen. Der
alte Herr hat ihn mir zum Geburtstag geschenkt. Ist das nicht nett von ihm?«
    »Zum wievielten Geburtstag?«
    »Neugierde, dein Name ist Mann.
Zum einundzwanzigsten, als ich mündig wurde, wie sich das gehört. Ich sage
Ihnen, nichts geht über Auto fahren.«
    »Die Begeisterung steht Ihnen
gut. Ist Ihr Herr Vater immer so?«
    »Er hat was übrig für junge
Mädchen.«
    »Ich kann’s ihm nachfühlen. Ihr
Schicksal ist Ihnen vorausbestimmt. Sie werden einen Herrn aus der
Schlüsselindustrie heiraten, mit guten Manieren und poliertem Zylinder, um das
väterliche Erbe zu vermehren. Aber in Herrn Minks und meiner Erinnerung werden
Sie weiterleben als die gute Fee mit Sportwagen und Kaffeemaschine.«
    »Haben Sie in München lange zu
tun?«
    Ein Schatten huschte über sein
Gesicht, und wieder fühlte sie die Veränderung, die mit ihm vorging. Er nickte
langsam.
    »Bleiben Sie für immer dort?
Haben Sie Verwandte?«
    Er lachte lautlos. »Ja, ich
werde wohl für immer dortbleiben. Aber nicht bei Verwandten.«
    Diesmal wollte sie nicht so
schnell aufgeben. »Ich weiß nicht, was für Verpflichtungen Sie erwarten. Aber
ich wollte Ihnen einen Vorschlag machen. Ich leihe Ihnen beiden das Geld für
die Bahnfahrt nach München. Es ist doch sicherer als das Glücksspiel auf der
Landstraße. Sie erledigen Ihren Kram und verkaufen Ihre Drehröhre. Am nächsten
Sonntag besuchen Sie mich am Chiemsee und geben mir das Geld wieder. Ist das
ein

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