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41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)

41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition)

Titel: 41 Rue Loubert: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mara Ferr
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verwirrte.
    Dies war das allererste Mal, dass Louise sie so vertraut umarmte. Es sollte auch das letzte Mal sein.

Donnerstag
    Marcel
    Die Spurensicherung scharrte in den Startlöchern, zwei Sicherungsteams waren aktiviert, der Pathologe auf Abruf verfügbar und die Einsatzwagen wurden soeben in der Werkstatt überprüft. Nur Pricard hatte wie immer seine Formulare noch nicht vollständig beisammen, ansonsten war alles für den Großeinsatz bei Louise bestens vorbereitet. Marcel war felsenfest davon überzeugt, mit einem Schlag am Freitag den sonderbaren, nervtötenden Fall der achtzehn vermutlich getöteten Männer lösen zu können und hatte der Presse eine Sonderkonferenz für das Abendjournal in Aussicht gestellt. Der Schlachtplan war bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und nun gab es im Moment für ihn nichts mehr zu tun. Marcel hasste diese untätige Warterei, alle Uhren schienen still zu stehen, die Zeiger bewegten sich mit aufreizender Langsamkeit und die ungewohnte Stille im Büro machte ihn nahezu verrückt.
    Er griff nach Louises Akte und verordnete sich selbst ein sinnvolles Beschäftigungsprogramm. Sämtliche Notizen, Protokolle, Aufzeichnungen, Abschriften der Vernehmungen sowie Fotos breitete er auf Schreibtisch, Fußboden und Fensterbänken aus oder heftete sie an die Wand. Er würde minutiös ein letztes Mal alle Fakten miteinander abgleichen, auf Richtigkeit überprüfen und nach eventuellen Lücken suchen.
    Bis zum Mittag hatte er nichts Neues herausgefunden und kannte die wichtigsten Passagen aller Aussagen auswendig. Da kein polizeilicher Einsatz zu erwarten war, verließ er die Präfektur in der festen Absicht, mit einem Tofuimbiss und frisch gepresstem Karottensaft aus dem Bioladen einen maßgeblichen Beitrag zur Aufrechterhaltung seiner Gesundheit zu leisten. Doch daraus wurde wie immer wieder einmal nichts. Er überlegte gerade, ober er den Tofu nicht vielleicht lieber doch gegen ein saftiges Steak eintauschen sollte, als ihm ein Gedankensplitter siedend heiß durch den Kopf schoss: Er hatte nicht daran gedacht, die exakten Zeiten, zu denen Madame Prousseau in Frankfurt weilte, mit den geschätzten Zeitpunkten, zu denen die Männer verschwunden waren, genauestens zu vergleichen. Würde es keinerlei Übereinstimmungen geben, wäre Louise geliefert, sie könnte wahrscheinlich kein glaubwürdiges Alibi vorweisen.
    Er machte kehrt und holte aus seinem Büro einen zusammengerollten Plan, auf dem ein Zeitraster mit allen Daten dokumentiert war. Nur Louises Flugzeiten fehlten.
    Wieder auf dem Weg zu seinem Dienstwagen analysierte er seine taktischen Probleme: Er durfte mit Angestellten von Reiseveranstaltern oder Fluglinien nur sprechen, aber ohne richterlichen Beschluss keine Datenabfrage verlangen. Diesen würde er aber frühestens morgen erhalten, wenn überhaupt. Pricard wäre weder erfreut noch entgegenkommend, wenn er eine zusätzliche Untersuchung durch alle Instanzen der Behörden peitschen sollte.
    Zum zweiten Mal kehrte Marcel um und startete seinen Computer. Er gab Alettes vollständigen Namen in die vorgesehenen Felder der Suchmaske ein und in weniger als fünf Sekunden hatte er die Information, womit Alette in ihrem bürgerlichen Leben ihren Unterhalt verdiente. Er spürte seine Lebensgeister wieder erwachen, von Langeweile war keine Rede mehr, nun gab es wieder eine Spur.
    Auf dem Weg zu dem imposanten Hochhaus, in dem Alettes Büro lag, fragte sich Marcel nicht zum ersten Mal, was eine Frau wie Alette dazu bewegte, ihre knapp bemessene Freizeit mit Liebhabern in der Rue Loubert zu verbringen. Nun, vielleicht würde er sie jetzt einfach danach fragen. Er hatte sich nicht angemeldet, nicht in ihrem Büro um einen Termin gebeten, sein Kommen nicht angekündigt. Zu groß waren seine Befürchtungen, Alette könnte Louises Flugdaten in der einen oder anderen Form verändern. Er hoffte auf das bewährte Überraschungsmoment und dass er deshalb entweder konkrete Beweise finden oder zumindest Anzeichen dafür erkennen konnte, dass er mit seinen Vermutungen richtig lag.
    Er parkte seinen ramponierten Wagen direkt vor dem Eingang des Wolkenkratzers, betrat die Eingangshalle durch eine Sicherheitsschleuse, musste sich ausweisen und wurde vom Wachmann nach einem Blick auf seine Dienstmarke glücklicherweise nicht danach gefragt, wem er seine Aufwartung machen wollte. Bombendrohungen, Entführungsfälle oder Terrorismus standen bei Fluggesellschaften heutzutage an der Tagesordnung, der

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