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42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers

Titel: 42 - Waldröschen 01 - Das Geheimnis des Bettlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Aber der älteste starb bald darauf, als Alfonzo nach Mexiko gegangen war. Er war in Madrid, um Offizier zu werden, und bekam das Fieber, dem er erlag. Darum ist nun Alfonzo der einzige Sohn und wird die Grafenkrone erben.“
    „Mir scheint, dieser Alfonzo sieht dem Señor Gasparino und der Doña Clarissa recht ähnlich.“
    „Ach, Señor, habt Ihr dies auch bemerkt?“
    „Die Ähnlichkeit ist beinahe auffällig.“
    „Ja, das sagt mein Alimpo auch.“
    „Ist Don Alfonzo beliebt?“
    „Nein. Er war ein so lieber Knabe, und ich hab' ihn sehr viel auf diesen Händen getragen, aber in Mexiko scheint er sehr anders geworden zu sein. Er verkehrt mehr mit Cortejo und Clarissa als mit seinem Vater und seiner Schwester.“
    „Hm! Und nun diese Doña Amy Lindsay?“
    „Die ist eine Engländerin, welche von unserer Contezza sehr geliebt wird. Ihr Vater soll sehr reich sein. Weiter weiß ich nichts.“
    „So bin ich also mit meinen Fragen zu Ende. Ich danke Euch, Señora!“
    „So erlaubt, daß ich Euch auch eine Frage ausspreche, Señor?“
    „Tut es!“
    „Seid Ihr vielleicht mit den Rodrigandas verwandt?“
    „Nein. Mein Name ist Lautreville.“
    „Oder sind die Lautrevilles mit den Cordobillas verwandt? Die gnädige Gräfin, unserer Contezza Mutter, war nämlich eine Cordobilla!“
    „Nein, wir sind nicht mit ihnen verwandt.“
    „Dann ist Eure Ähnlichkeit ganz unbegreiflich!“ meinte die Kastellanin. „Und nun sagt mir noch, ob mein Alimpo bald wiederkommen wird.“
    „Ganz sicher noch heute.“
    „Ich danke Euch, Señor! Ich werde jetzt gehen. Wenn Ihr mich oder die Bedienung braucht, so dürft Ihr nur klingeln.“
    Sie ging. Mariano schritt in tiefer Erregung in seinem Zimmer auf und ab. Was er erfahren hatte, war genug, jeden Tropfen seines Blutes in Wallung zu versetzen. Wenn seine Ahnung sich erfüllte, so war er der richtige, echte Erbe von Rodriganda, der Sohn des Grafen Emanuel, der Bruder der herrlichen Gräfin Rosa. Und dieser Alfonzo war ein untergeschobenes Kind, dessen Herkunft man nur bei dem Advokaten erfahren konnte. Vielleicht wußte doch auch der Capitano etwas davon.
    Aber welchen Grund hatte dieser letztere, ihn nach Rodriganda zu senden? Das konnte Mariano nicht begreifen. Wenn er wirklich der Sohn des Grafen war, so war es doch gefährlich, ihn in die Nähe desselben zu bringen, da irgendein ganz zufälliger Umstand das Geheimnis entdecken konnte.
    Während Mariano sich mit diesen Gedanken beschäftigte, saßen zwei zusammen, welche sich von demselben Thema unterhielten, nämlich Gasparino Cortejo und Schwester Clarissa.
    „Ja, es ist mir ein Stein vom Herzen“, gestand der erstere, „seit ich weiß, daß die Räuber tot sind. Dieser Lieutenant konnte mir keinen größeren Gefallen tun, als sie erschlagen.“
    „Desto bedenklicher ist aber seine Ähnlichkeit!“ meinte die Schwester.
    „Sie ist geradezu auffällig! Ich erschrak gewaltig, als ich ihn erblickte!“
    „Ich ebenso. Wer ihn und Alfonzo neben dem Grafen sieht, hält ihn ganz sicher für den Sohn desselben.“
    „Es ist mir ein Rätsel. Als Naturspiel ist die Ähnlichkeit denn doch zu bedeutend.“
    „Hat vielleicht dieser Capitano –“
    „Wo denkt Ihr hin, Señora! Ein Räuber ist niemals so unvorsichtig. Ich kann mir nur einen einzigen Grund denken.“
    „Welchen?“
    „Der Knabe, welchen wir den Briganten überließen, ist auch umgetauscht worden. Nun denkt der Capitano, er hat den meinigen noch, während es doch nicht der Fall ist.“
    „Und der zweimal Umgetauschte wäre dann dieser Lieutenant?“
    „Ja.“
    „Wie käme dieses Kind nach Frankreich zu den Lautrevilles?“
    „Wer weiß das! In der Welt passiert gar vieles, was man für unmöglich hält.“
    „Man muß schlau sein und diesen Lieutenant ausforschen. Gott der Herr hat uns ja die List dazu gegeben, über unsere Gegner zu triumphieren“, meinte die Schwester salbungsvoll.
    „Pah! Dazu bedarf es keiner großen List. Ein junger Mann und unerfahrener Mensch ist leicht einzuholen. Ich werde sein Vertrauen sehr bald gewinnen und dann alles leicht erfahren können.“
    „Weiß der Capitano, wessen Sohn damals umgewechselt wurde?“
    „Nein.“
    „Nun, dann ist es ja sehr leicht möglich, daß dieser Lieutenant doch der richtige Rodriganda ist. Es kann ja Gründe geben, welche den Räuber veranlaßten, diesen Menschen unter der Maske eines Lieutenants nach Rodriganda zu schicken.“
    „Das ist falsch. Dieser Lieutenant ist nicht bei den

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