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44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens

Titel: 44 - Waldröschen 03 - Der Fürst des Felsens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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was er nicht sehen lassen will?“
    „Wie kommen Sie auf diese Idee, Monsieur?“ fragte der Maire erstaunt.
    „Weil Sie von einer Störung sprechen, für die ich keine Ursache aufzufinden vermag, besonders weil ihm die Trinkgelder doch willkommen sein sollten, und ferner, weil er mich mit einer Dringlichkeit fortwies, die ganz aussah wie eine Grobheit, der eine unverkennbare Angst zu Grund lag.“
    „Ah, Sie waren bei ihm?“
    „Ja. Ich wollte die Aussicht über die See genießen.“
    „Und er wies Sie fort?“
    „Sogar mit ausgesuchter Unverschämtheit. Er sagte, der Zutritt sei verboten, wollte mir aber nicht mitteilen, von wem das Verbot ausgegangen ist. Und als ich es zu wissen begehrte, sah ich mich veranlaßt, die Flucht zu ergreifen, um Tätlichkeiten zu entgehen, die mir jedenfalls auch als Sieger nicht zur Ehre gereicht hätten.“
    „Das ist allerdings stark! Wir sind gewohnt, Gabrillon seine Wege gehen zu lassen, aber wenn die Fremden, deren Besuch des hiesigen Bades uns nur willkommen sein muß, darunter zu leiden haben, da muß man denn doch eingreifen. Ich werde sofort einen meiner Beamten beauftragen, nach dem Turm zu gehen und dem Wärter solche Ungebührlichkeiten unter Androhung einer Strafe zu untersagen.“
    „Ich habe nichts anderes erwartet, Monsieur, und ich danke Ihnen herzlich. Soll hier aber von einer Genugtuung wirklich die Rede sein, so ersuche ich Sie um die Erlaubnis, bei der Ausführung dieses Ihres Befehls gegenwärtig sein zu dürfen.“
    „Dies steht ganz in Ihrem Belieben. Der Gendarm steht im Vorzimmer, er kann den Weg sofort antreten.“
    „So werde ich vorangehen, und ihn erwarten. Apropos, ich sah einen ältlichen Herrn im Turm, dessen Geist mir gestört zu sein schien. Wer ist dieser Mann?“
    „Er ist ein Verwandter Gabrillons.“
    „Ein Verwandter? Hm!“
    „Ja, ein Vetter oder Oheim oder so etwas.“
    „Wie heißt er, und woher stammt er?“
    „Wie er heißt?“ fragte der Beamte verlegen. „Ah! Hm! Er heißt – ich glaube, ich weiß es selbst nicht. Gabrillon hat ihn zwar angemeldet, aber nichts Schriftliches vorgelegt.“
    „Ich habe geglaubt, daß bei einer jeden Anmeldung die Vorzeigung gewisser Dokumente erforderlich sei.“
    „Ja, hm, eigentlich! Ich werde das wohl noch besorgen müssen. Man hat so viel zu tun, daß es kein Wunder ist, wenn eine solche Kleinigkeit übersehen wird.“
    Damit mußte der Maler sich begnügen. Er ging, und zwar wieder nach dem Turm. Da er hart an den Klippen des Ufers hinschritt, so konnte er von Gabrillon nicht gesehen werden. Er hatte kaum eine Minute gewartet, so sah er den Gendarm kommen.
    „Sind Sie der Herr, der mich erwartet?“ fragte dieser.
    „Ja. Es tut mir leid, Sie meinetwegen belästigt zu sehen. Hier haben Sie eine kleine Entschädigung.“
    Otto griff in die Tasche und gab dem Gendarm ein Fünffrankenstück, bei dessen Anblick dieser, der ein so hohes Trinkgeld wohl noch nie gesehen hatte, ein Gesicht machte, das erwarten ließ, daß er seine Pflicht mit dem allergrößten Eifer erfüllen werde.
    „Kommen Sie, mein Verehrtester“, sagte er. „Wir werden diesem Gabrillon zeigen, wie er sich gegen Herren von Ihrer Großmut zu benehmen hat.“
    „Lassen Sie mich voransteigen, und warten Sie auf der Treppe“, entgegnete Otto.
    Als er die Tür erreichte, war dieselbe verschlossen, aber er bemerkte einen Klingelzug, den er bei dem vorigen Besuch nicht gesehen hatte. Er klingelte, und nach einiger Zeit wurde die Tür geöffnet. Der Wärter blickte hervor und rief, als er Otto erkannte, mit ärgerlicher Stimme:
    „Sie wieder? Das ist stark! Packen Sie sich zum Teufel!“
    Er wollte die Tür zuschlagen, aber Otto hielt sie fest.
    „Lassen Sie offen“, sagte er, „ich will den Leuchtturm besteigen!“
    „Ich habe Ihnen bereits gesagt, daß dies verboten ist. Sind Sie taub?“
    „Und ich habe Ihnen bereits gesagt, daß ich wissen will, wer es verboten hat.“
    „Das geht Sie nichts an! Fort!“
    Gabrillon wollte die Tür mit Gewalt zuziehen, da aber kam der Gendarm herbei, der die Unterredung mit angehört hatte.
    „Was fällt dir ein, Gabrillon!“ sagte er. „Wer hat dir den Befehl gegeben, solche Besuche abzuweisen?“
    Der Wärter war beim Anblick des Beamten rasch zurückgetreten.
    „Soll ich mir denn gefallen lassen, daß ein jeder hergelaufene Mensch mich stört und belästigt?“ fragte er.
    „Sieht dieser Herr wie hergelaufen aus, du Grobian?“ rief er Gendarm. „Ich werde dich sofort

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