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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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werden.“
    Der Kapitän besann sich. Er war, wie fast ein jeder deutsche Seemann, Freund eines guten Juxes; hier nun gab es Gelegenheit zu einem solchen, und darum sagte er nach einer Weile, während welcher er seinen Leuten listig zugenickt hatte:
    „Gut, ich will dir den Willen tun, ich will das Tau an Bord nehmen, aber nicht, weil ich dir zu gehorchen hätte, sondern um dir zu beweisen, welch eine Dummheit du begehst, indem du es wagst, mir Befehle zu erteilen und mein Schiff arretieren zu wollen. Sende deine Leute, du magst mich in das Schlepptau nehmen.“
    Auf einen befehlenden Wink des Arabers stiegen drei seiner Männer in ein Boot und nahmen das Tau auf, welches sie an Bord der Brigg brachten und dort am Bug befestigten. Sie benahmen sich dabei ganz wie die Herren des Schiffes und gaben das Zeichen, daß die Fahrt nun beginnen könne.
    „Verdammt schlaue Kerls!“ lachte der Steuermann. „Ihr Tau ist ja viel zu schwach, um uns schleppen zu können, es muß zerreißen.“
    „Aber es ist stark genug, um sie von uns schleppen zu lassen“, meinte der Kapitän. „Warte nur, bis sie sich in Fahrt befinden.“
    Der Araber zog seine Segel auf und wendete nach Süden. Der Wind legte sich in die Leinwand. Das Schiff setzte sich in Bewegung und zog das Tau scharf an. Es hätte zerreißen müssen, wenn es nicht Absicht des Deutschen gewesen wäre, dem Spaß noch eine andere Seite abzugewinnen.
    „Holla, die Segel auf!“ kommandierte er. „Wir müssen ihnen behilflich sein.
    Einige Minuten später befand sich die Brigg in voller Fahrt. Sie segelte schneller als der Araber und mußte also mit ihm zusammenstoßen. Der Deutsche wendete sich durch seinen Dolmetscher an die drei Araber:
    „Ruft euren Leuten zu, schneller zu segeln, sonst fahre ich sie in die See!“
    Sie schüttelten die Köpfe, sie wagten es nicht, ihrem Anführer einen Befehl zu geben, dieser bemerkte die Gefahr und rief zurück:
    „Fahrt langsamer, ihr Schurken! Seht ihr denn nicht, daß wir zusammenstoßen!“
    „Segle du schneller, du Narr!“ antwortete der Kapitän. „Nimm kein Fahrzeug ins Schlepptau, wenn es dir überlegen ist!“
    Noch einige Augenblicke und der Zusammenstoß mußte erfolgen. Da griff der Kapitän selbst in das Steuer, um die Richtung um ein weniges zu ändern.
    „Übersegeln will ich sie nicht, aber eine Lehre will ich ihnen doch geben“, sagte er. „Holla, Jungens, aufgepaßt! Kappt alles fremde Zeug, was an unserem Bord erscheint!“
    Jetzt hatte die Brigg den Araber erreicht, welcher ein viel niedrigeres Deck hatte. Sie stieß nicht auf die Mitte seines breiten Hinterteiles, sondern ihr Bugspriet ging hart an demselben vorüber, aber die Katastrophe war dennoch kräftig genug, um den Mohammedanern später als Lehre dienen zu können.
    Das Steuerbord des Deutschen schliff nämlich fest und scharf an dem Backbord des Arabers weg und riß ihm alles Takelwerk fort. Die beiden Rahen des letzteren verfilzten sich in dem festen Tauwerk des ersteren und wurden von den Matrosen, welche schnell bei der Hand waren, gekappt. Im nächsten Augenblick befand sich der Deutsche vor dem Araber statt hinter demselben. Das Schlepptau zog wieder an und zog, da es am Hinterteil des letzteren befestigt war, diesen herum, so daß er wendete und sein Vorderteil nach hinten kam.
    Auf dem Deck des Deutschen erscholl ein vielstimmiges Gelächter, von demjenigen des Arabers aber hörte man gerade das Gegenteil. Seine Rahen waren zerhackt und seine Segel herabgerissen, sein laufendes Tauwerk hing in Fetzen, und das Schiff drohte in seiner verkehrten Lage zu kentern und unterzugehen. Der Anführer fluchte und wetterte, seine Leute brüllten und heulten. Anstatt ihr Tau, mit welchem sie an den Deutschen befestigt waren, zu kappen und dadurch von ihm frei zu kommen, schossen sie ihre Flinten auf ihn ab, aber keine Kugel richtete irgend einen Schaden an.
    Da trat einer der drei, welche sich an Bord der Brigg befanden, zu dem Kapitän und ließ ihm durch den Dolmetscher sagen:
    „Ich befehle dir, anzuhalten und unser Fahrzeug auszubessern!“
    Das hieß denn doch, die Anmaßung und Lächerlichkeit auf die Spitze zu treiben.
    „Du hast mir nichts zu befehlen!“ antwortete der Kapitän.
    Da zog der Mann das Messer, welches er im Gürtel hatte, und drohte:
    „Wenn du mir nicht sogleich gehorchst, so werde ich dich züchtigen! Bist du ein Moslem?“
    „Nein, ich bin ein Christ.“
    „So hast du mir Gehorsam zu leisten, Hund!“
    „Ah, Hund,

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