47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)
Hände auf die Ohren und schloss die Augen. Tränen entwichen den geschlossenen Lidern. Doch es war nicht das Gelächter an sich, das sie nicht ausblenden konnte, es war sein hohler Klang ... und die verheerende, nur allzu menschliche Verlustangst, die sie in den Augen der Hexe gesehen hatte, als diese gefragt hatte, ob sie denn so unterschiedlich seien in ihrer Sehnsucht nach einer verbotenen Liebe.
Mika erkannte erst jetzt, dass nur die Angst echt gewesen war ...
Die Ronin trafen mittags auf dem Steilhang oberhalb von Uetsu ein. Der Himmel war mit grauen Wolken verhangen, und ein kalter Wind blies von hinten. Sie standen am Rand, schauten auf die Straße hinunter, die in die Stadt führte, und suchten nach Anzeichen für Schwierigkeiten.
Sie waren bereits abgestiegen und hatten ihre Pferde auf Oishis Befehl zwischen den Bäumen zurückgelassen, damit ihre Ankunft weniger Aufmerksamkeit erregte. Schließlich hatte er keine Ahnung, wie man auf sie reagieren würde.
Uetsu war Teil von Fürst Asanos Landbesitz gewesen. Die dortigen Metallarbeiter waren Spezialisten und hatten die meisten Waffen geliefert, die seine Krieger getragen hatten, außerdem Werkzeuge für die Feldarbeit, für Tischler und andere Handwerker der Region. Die Menschen von Uetsu waren stolz auf ihre Arbeit und auch auf die Tatsache, dass Fürst Asano sie reich dafür entlohnte. Wenn irgendjemand in Ako noch immer bereit war, den früheren Untergebenen des Fürsten dabei zu helfen, seinen Tod zu rächen, dann waren es die Einwohner Uetsus.
Allerdings war beinahe ein Jahr seit dem Tod von Fürst Asano vergangen. Die Gefühle der Einwohner Uetsus würden sich wahrscheinlich nicht geändert haben, aber der
karō
, den Kira berufen hatte, seine Untergebenen und die Ersatztruppen des Shogun hatten den Befehl über das Gebiet während der ganzen Zeit innegehabt. Es war unmöglich, vorherzusagen, was sich seit dem Tod ihres Fürsten alles verändert haben würde.
Oishi führte die Männer den abschüssigen Pfad des Steilhangs hinunter und an den ersten Häusern am Stadtrand vorbei. Er achtete darauf, dass sie sich leise bewegten, denn die meisten waren unbewaffnet unterwegs zu einem ungewissen Empfang.
Kai ging mit gesenktem Kopf hinter ihnen her und hielt gebührenden Abstand. Er war sich der Tatsache bewusst, dass seine Anwesenheit geduldet, aber nicht akzeptiert wurde.
Aber seine Distanzierung diente noch einem anderen Zweck. Indem er sich von den anderen fernhielt, konnten seine Sinne Zeichen wahrnehmen, die ihnen überhaupt nicht bewusst waren, ohne dass sie es bemerkten. Außerdem konnte er sich frei in alle Richtungen bewegen, da er allein hinterherlief.
Er war sicher, dass niemand hinter ihnen war. Doch die Stadt, die sie betraten, beunruhigte ihn schon jetzt. Dieser Ort war viel zu still, um eine Enklave der Metallarbeiter zu sein. Er sah sich um, und es schien immer wahrscheinlicher, dass sie verlassen war. Die Straßen und Läden um sie herum waren leer. Trotzdem hörte er leise menschliche Stimmen irgendwo vor ihnen. Er roch wie erwartet Rauch von Feuern, doch es fehlte das Klirren von Metall, das bearbeitet und geformt wurde. Er hörte nicht, wie erhitzte Klingen zischend im Wasser abgekühlt wurden, keine Stimmen riefen sich über den Lärm hinweg etwas zu. Doch Oishi und die anderen gingen weiter, also folgte er ihnen, sagte nichts und wartete ab.
Plötzlich hielt Oishi seine Hand hoch, als würde auch er erkennen, was Kai längst wahrgenommen hatte – die Läden und Häuser am Stadtrand waren alle leer. Er bedeutete den anderen, schweigend immer weiter ins Herz der Stadt vorzudringen, wo sie alle die Geräusche hören konnten, die Kai schon beim Betreten der Stadt bemerkt hatte.
Jetzt erkannte er, dass etwas mit den Geräuschen nicht stimmte – sie konnten nur Ärger bedeuten. Er hoffte, dass es nicht mehr Ärger war, als eine Handvoll schlecht ausgerüsteter Männer bewältigen konnte. Die Ronin vor ihm rückten näher zusammen. Er schloss zu ihnen auf und blieb neben Chikara stehen, der einzigen Person, der er zutraute, nicht plötzlich laut zu protestieren.
Sie gingen um eine weitere Kurve der sich windenden Straßen und Gassen und sahen sich plötzlich einer kleinen Gruppe von Kiras Soldaten gegenüber, die einen Ochsenkarren mit Wertsachen belud, die sie irgendwo in den verlassenen Häusern gefunden hatten. In der Ferne sah Kai den Rauch, den er gerochen hatte. Er stieg nicht aus den Schmieden auf sondern von Gebäuden
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