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47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition)

Titel: 47 Ronin: Der Roman zum Film (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Sie trat in den Gang, der zum Außentor führte.
    »Was meinte er damit ›Es war mir eine Ehre‹?«, flüsterte sie Oishi zu, als sie Seite an Seite auf ihre wartenden Pferde zugingen.
    Oishi zuckte mit einem milden Lächeln die Schultern. »Ich nehme an, er meint die Ehre, Euch kennenzulernen, Madame Asano.«
    Sie nahmen die Zügel ihrer Pferde von den Wachen entgegen und schwangen sich in die Sättel. Sie lächelte ihn ironisch an. »Vielleicht sollte ich mich öfter im Dreck wälzen und Männerkleidung tragen. Ich bin gespannt, ob der Adjutant des Shoguns mich heute wahrnehmen wird.« Ihr Lächeln wurde absolut humorlos.
    Oishis Lächeln wurde zu einer reuigen Grimasse, während sie durch die Felder zu den anderen zurückritten. »Ihr werdet immer schwer zu ignorieren sein, Mika-
hime
. Das liegt Euch im Blut.«
    Doch dann wurde er wieder nüchtern und schaute auf die Brücke. Sein Blick suchte den noch immer leeren Zugang zur Burg ab. »Die Spione des Shoguns sind tüchtiger, als ich dachte«, murmelte er.
    »Sie hätten blind und taub sein müssen, um nicht zu wissen, wo wir sind, als wir Ako erreichten. Jeder kannte uns.« Mika schüttelte den Kopf und war gleichermaßen erstaunt und verzweifelt, als sie sich an all die Menschen erinnerte, die sich an finsteren Nebenstraßen versammelt hatten, um sie vorüberziehen zu sehen oder die ihnen von den Feldern aus zugerufen hatten.
    Auf einmal ergab die Hochachtung, die die Samurai des Shoguns ihnen entgegengebracht hatten, unerwartet einen Sinn für sie. Sie sah hinüber zu Oishi und ihr plötzliches Lächeln überraschte ihn, genau wie der Stolz in ihren Augen.
    »Jeder …«

25
    Der Shogun ließ der Dame Asano und den erschöpften Männern, die im Schatten rasteten, nicht viel Zeit, sich auf seine Ankunft vorzubereiten. Sie bedauerten das, waren aber gleichzeitig auch erleichtert. Die Geräusche von Reitern und Schritten in der Ferne ließen alle aufblicken. Truppen in schwarzgoldener Rüstung erschienen auf einem Hügel.
    Die Ronin und die sich noch immer bei ihnen aufhaltenden Dorfbewohner beobachteten, wie die Prozession des Shoguns sich Burg Ako näherte. Allen kam das irgendwie bekannt vor. Es war wie an jenem schicksalsträchtigen Tag im letzten Frühling. Doch dieses Mal war der Zug weder so prächtig, noch so lang wie zuvor, und ihre Ankunft war für niemanden ein Grund zum Feiern. Die Ronin halfen sich gegenseitig beim Aufstehen und begaben sich zum Grab ihres Fürsten. Mika befand sich seit ihrer Rückkehr von der Burg bereits dort und kniete betend davor.
    Die Ehrenwache des Shoguns bog von der Straße aufs offene Feld, als sie sah, dass die Ronin sich bei Fürst Asanos Grab versammelt hatten. Mika stand auf und stellte sich neben Oishi vor die anderen, als könnte sie sie vor den herannahenden Truppen mit ihrem Körper beschützen.
    Der Shogun und sein Gefolge hielten vor ihr an, blieben auf ihren Pferden sitzen und schauten auf sie herab. Mika verbeugte sich, kniete aber nicht nieder. Sie hatte sich so sehr daran gewöhnt, Kira respektlos zu behandeln, dass sie es unmöglich fand, einem Mann, der sich so leicht von Kira hatte manipulieren lassen, mehr Ehre zu erweisen, als dieser verdiente – auch wenn dieser Mann der Shogun war.
    Die Ronin um sie herum schienen derselben Meinung zu sein. Sie knieten sich respektvoll hin, warfen sich aber nicht in formvollendeter Ehrerbietung auf den Boden. Sie neigten nicht einmal die Köpfe.
    Der Shogun schaute von seinem Platz zwischen seiner Ehrenwache auf sie alle hinunter und nahm ihre kleine Geste des Respekts gepaart mit unverkennbarer Missachtung zur Kenntnis. Er trieb sein Pferd an und stieg vor Oishi ab, der weiterhin kniete und geradeaus starrte.
    »
Kuranosuke
Oishi?«, fragte der Shogun.
    Endlich sah Oishi hoch in einer Mischung aus Überraschung, weil der Shogun ihn mit seinem früheren Titel ansprach, und Gehorsam.
    »Ich habe Euch per Befehl verboten, Rache zu nehmen«, sagte der Shogun kalt, als Oishi ihm in die Augen sah. »Ihr habt meinen Befehl missachtet.«
    Oishis unnachgiebiger Blick wurde noch härter. Er hob seine Hand und zeigte auf Fürst Asanos Grabstein und die in ein Bündel geschnürte Opfergabe, die davor lag. »Was auf diesem Grab liegt, ist Gerechtigkeit.«
    Überraschtes und empörtes Gemurmel erhob sich unter den Begleitern des Shoguns. Dieser arrogante Ronin wagte es, den Fürst aller Fürsten so direkt anzusprechen, als wäre er ein Gleichgestellter.
    Doch der Shogun hob

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