5 1/2 Wochen
liegt fein säuberlich zusammengelegt und frisch duftend mein großer Wäschestapel. Wie konnte ich auch nur einen Moment daran zweifeln, dass die herzensgute Wirtin unbedacht handeln könnte!
Startklar begebe ich mich in den Comedor und staune über das reichhaltige Frühstück. Zusammen mit meinen Pilgerkollegen von gestern Abend lasse ich es mir so richtig schmecken. Es gibt von allem bis zum Abwinken. Gerade als ich das Haus verlasse, bekomme ich noch die Gelegenheit mich bei der besten Hospitalera des gesamten Caminos zu bedanken. Ihre Augen strahlen vor Lebensfreude und sie schenkt mir eine mütterliche Umarmung. „Gracias, por todo!“ „Buen camino!“
Nach ein oder zwei steil ansteigenden Kilometern auf dem Randstreifen der Nationalstraße, die jetzt sehr stark befahren ist, stoße ich erleichtert wieder auf den offiziellen Weg. Bis Arzúa geht es ständig kurz aber heftig auf und ab. Ein paar Mal muss die Nationalstraße überquert werden.
Hinter Arzúa geht es auf Waldwegen weiter. Ich atme tief durch und genieße die frische Luft und Stille in der Natur. Ruddi läuft mal vor und mal hinter mir. Das kann er sich hier locker erlauben. Als er mich mal wieder überholt, bekomme ich einen Riesenschreck. Wie sieht der denn aus? Es ist nur ein Bruchteil einer Sekunde, aber er kommt mir mutiert und völlig verwahrlost vor. Die Ohren hängen so komisch runter! Was ist passiert? Hatte er eine Begegnung mit einem wilden Tier? Und plötzlich sehe ich zwei Hunde! Ruddi beschnuppert den Mutanten interessiert. Das einzige was er mit Schnurzel gemeinsam hat, ist das schwarze Fell. Er ist deutlich größer als meiner. Außerdem handelt es sich um eine Hündin. Ihr Bauch und ihre Zitzen hängen schlapp herunter. Sie muss vor kurzem Junge bekommen haben. Ich schau mich um, kann aber keine Hundewelpen entdecken oder hören. Von jetzt an läuft die Schwarze neben mir her, als gehörten wir seit Jahren schon zusammen. Sie macht nichts, sie beschnuppert mich noch nicht einmal, sie läuft einfach nur brav und lässig bei Fuß. Ruddi findet das absolut in Ordnung, normal eben. Ich denke mir nichts dabei. Die wird schon gleich wieder umkehren. Sie hat ja schließlich ein paar Babies zu versorgen.
Einige Pilger wundern sich darüber, dass ich gleich mit zwei Hunden auf dem Jakobsweg unterwegs bin. Manche schütteln sogar verständnislos den Kopf. Den ein oder anderen frage ich, was ich tun könnte, um einen zugelaufenen Perro wieder loszuwerden. Sie haben gute Tipps für mich. Ich soll das Tier mit Gewalt verjagen, Steine nach ihm werfen, treten oder heftig erschrecken. Entsetzt über diese Herzlosigkeit und ungläubig, das überhaupt gehört zu haben, trotten wir weiter zusammen durch den Wald. Meine neue Begleiterin denkt gar nicht daran, zurückzulaufen. Ich werde echt unruhig. Von Entspannung keine Spur mehr.
Nach ungefähr vier Kilometern komme ich an einer gemütlichen Bar vorbei. Ich trau mich aber nicht, mit zwei Hunden dort einzukehren. Was weiß denn ich, wie sich die Hundemama so benimmt! Am Ende legt sie noch einen Haufen unter den Tisch oder benimmt sich sonst wie daneben. Das muss ich mir nicht geben. So verzichte ich auf meinen Café con leche.
Wir bleiben noch weitere vier Kilometer zusammen und die Belastung wird für mich immer größer. Ich will das nicht mehr. Ich fühle mich nach den letzten gemeinsamen Stunden fast schon verantwortlich für diesen fremden Hund. Immer noch im Wald, erreiche ich die nächste Bar. Wie schön! Mitten in der Natur stehen unter großen Bäumen gemütliche Stühle an Tischen. Es haben sich sehr viele Pilger eingefunden. Ich bin es ja gewöhnt, schon allein wegen Ruddi aufzufallen. Aber für eine Pilgerin mit zwei Hunden, holen die Leute erstrecht ihre Kameras raus. Ruddi legt sich lässig ins Gras, die „Neue“ jedoch hat nichts Besseres zu tun, als die anderen Gäste zu belästigen. Ich stelle deutlich klar, dass dieser Hund nicht zu mir gehört.
Das wird mir jetzt zu blöd. Ich beschließe, den Wirt dieser Bar um Hilfe zu bitten. Ich lasse die Hündin draußen und geh mit Ruddi in den Gastraum. Temperamentvoll mit Händen und Füßen mache ich dem freundlichen Señor hinter der Theke klar, worum es geht. Er lächelt und gibt mir zu verstehen, dass er das für mich erledigt. Sofort kommt er hinter der Theke vor und will an mir vorbei nach draußen, um den Hund... ja, um was zu tun? Ich halte ihn auf, lege meine Hand auf seinen Arm und flehe ihn an, dem armen Tier kein
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