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5 Farben Blau

5 Farben Blau

Titel: 5 Farben Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kajsa Arnold
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Zeit frage? Stand diese Frau schon in den Startlöchern und hat nur darauf gewartet, dass du mich abschießt? Oder hast du sie schon die ganze Zeit neben mir gefickt? Wann, Rhys? Davor oder nachdem du bei mir warst?«
    Er blickt sie wütend an, seine Stimme ist eiskalt, als er sagt: »Melissa, du gehst jetzt besser .«
    »Ich wollte nur meine Sachen holen .«
    Er öffnet die Wohnungstür. »Es gibt hier nichts, das dir je gehört hätte.«
    ~
    Der Raum ist kleiner als ich erwartet habe. Das Licht scheint nur auf einen Punkt, dafür hell, wie Tageslicht. Ich sehe ein rundes Podest, davor einen Drehhocker mit drei Beinen. Auf dem Sockel steht ein Stein und auf dem Drehstuhl sitzt Rhys, der ihn mit Hammer und Meißel bearbeitet. Er ist so in seine Arbeit vertieft, dass er mich nicht wahrnimmt. So glaube ich. In diesem Moment wird mir klar, dass die Skulpturen im Wohnzimmer von ihm sind. Mit eigenen Händen hat er sie erschaffen. Er steht mehr, als er sitzt und ich bewundere seine Armmuskulatur, die sich unter den zarten Schlägen bewegt. Das kurzärmlige Hemd, das er trägt, ist zu meiner Verwunderung grün. Seine Füße sind nackt.
    »Habe ich dich geweckt ?« Seine Stimme lässt mich zusammenfahren. Er spricht zu mir, ohne seine Arbeit zu unterbrechen, ohne mich anzusehen. Ich trete weiter in den Raum hinein und sehe mich um. Auf einem Wandboard stehen einige unfertige Exponate, auf dem Sideboard darunter liegen grobe Steinblöcke in unterschiedlichen Größen, alle aus blauem Marmor.
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass du der Künstler bist ?«
    »Hätte das einen Unterschied gemacht ?« Rhys legt sein Werkzeug zur Seite und wischt sich den Staub von den Händen. Ich trete zu ihm und wir haben nun fast dieselbe Größe, da er immer noch an dem Drehstuhl lehnt. Ich starre auf seine nackte Brust. Schwarze kleine Locken kräuseln sich auf ihr und ich unterdrücke mein Verlangen, ihn zu berühren. Dafür ertaste ich den Stoff seines Hemdes. »Grün«, ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen, »steht dir.«
    Er blickt mich an. »Wie deine Augen.«
    »Wie lange brauchst du für eine Skulptur?« Ich versuche das Gespräch neutral zu halten, da ich nicht weiß, ob Melissa sich noch in der Wohnung aufhält.
    »Kommt ganz darauf an. Manche Ideen entstehen in meinem Kopf, andere haben eine Vorlage .«
    » Hat Melissa jemals Modell gesessen?« Mir rutscht die Frage einfach so über die Lippen. Wenn ich könnte, würde ich sie zurückziehen, denn ich will die Antwort gar nicht wissen, und wenn ich mir die üppigen Figuren so ansehe, denke ich eher nicht, dass eine davon Melissa darstellen könnte. Mit meinen Fingern fahre ich die halb fertige Statue entlang. Der Körper einer Frau, die ihre Arme um sich geschlungen hat, es fehlt nur noch das Gesicht.
    »Möchtest du es versuchen ?«, fragt Rhys und erhebt sich von dem Hocker. »Komm, setz dich, ich zeige es dir.«
    Unsicher schaue ich zur Tür, als erwarte ich dort jeden Moment, Melissa zu erblicken. Ich setze mich, kann jedoch nicht auf die Frage verzichten: »Ist Melissa schon gegangen?«
    Rhys steht hinter mir und ich kann sein Gesicht nicht sehen, als er antwortet: »Melissa ist nach wenigen Minuten wieder verschwunden und wird auch nicht mehr wiederkommen .«
    Er legt die Arme von hinten um mich und greift nach dem Werkzeug. Ich spüre seine warme Brust an meinem Rücken, als er mir Hammer und Meißel in die Hände legt und dann seine Hände darüber. Gemeinsam führen wir zwei präzise Schläge aus und kleine Einkerbungen entstehen in dem Stein. Seine Finger sind warm, ich schließe für eine Sekunde die Augen. Das Material ist nicht so hart, wie ich dachte und man muss nicht viel Kraft aufwenden. Es ist eher eine Kunst, sie richtig zu dosieren. Beim dritten Schlag rutsche ich mit dem Meißel ab und Rhy sʼ Knöchel schaben an dem rauen Stein entlang.
    »Verflucht, oh Gott, habe ich dir wehgetan ?« Ich lasse sofort das Werkzeug fallen und sehe mir seine Hand an.
    »Nein, es ist nichts passiert. Alles okay. Es blutet nicht einmal .« Seine Stimme ist rau und ganz nah an meinem Ohr. Ich puste den Staub von seiner Hand, bis auf eine kleine Abschürfung ist nichts zu sehen. Zärtlich drücke ich meine Lippen auf die Stelle. Die Erleichterung, dass meine Fantasie von Rhys und Melissa sich als Hirngespinst herausgestellt haben, flutet plötzlich mein Herz.
    »Es ist wirklich in Ordnung, Jaz.« Er dreht mich auf dem Hocker zu sich herum und ich muss die Beine etwas

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