5 Farben Blau
Fragwürdige Antworten, aber besser als nichts. Ich bin eine Abenteuerin, habe Fantasie und bin ausgesprochen kreativ. Diese Kreativität wird mir nun dabei helfen, Rhys zu retten. Ob er will oder nicht. Und mich gleich mit.
~
Die Woche zieht sich wie Kaugummi. Rhys geht mir mal wieder aus dem Weg und ich bekomme ihn so gut wie gar nicht zu Gesicht. Wenn es etwas für mich zu erledigen gibt, bekomme ich meine Aufträge von Susan. Die gute alte Susan scheint sein Fels in der Brandung zu sein. Sie bringt mir heute, am Freitag, eine Zusammenstellung der Exponate, die bei der Galerieeröffnung am Samstag in Boston zu sehen sind.
Sie legt die Mappe wortlos auf meinen Tisch und bleibt reglos stehen. Erst als ich fragend aufblicke, sagt sie: »Was haben Sie mit ihm gemacht ?«
Verständnislos schaue ich zu ihr auf, weiß nicht, was sie genau mit dieser Frage meint.
»Was haben Sie mit Rhys gemacht? So kenne ich ihn gar nicht«, wiederholt sie. Sie verschränkt die Arme vor der Brust. »Sie haben mit ihm geschlafen, stimm tʼ s?«
Nicht schon wieder , denke ich etwas genervt und muss mich zwingen, keine patzige Antwort zu geben. Haben die denn hier alle keine anderen Sorgen?
»Leugnen Sie es nicht, Jaz. Ich habe beobachtet, wie er sie ansieht. Er geht Ihnen aus dem Weg, nicht wahr? Das ist ein sicheres Zeichen dafür, dass er etwas für Sie empfindet. Ich weiß nicht, was anders an Ihnen ist, aber er hat Gefühle für Sie, die er hinter seiner Maske versteckt.«
Susan geht zur Tür . Bevor sie hinausgeht, dreht sie sich noch einmal um und sagt: »Reißen Sie ihm diese Maske runter, Jaz. Sie sind die Einzige, die es kann.« Dann ist sie verschwunden.
Trage ich einen für mich unsichtbaren Stempel, der in regelmäßigen Abständen Blinksignale mit der Aufschrift Geliebte von Rhys Cunningham von sich gibt?
Dieser Gedanke beschäftigt mich, als ich mit dem Fahrstuhl meinem Feierabend entgegenfahre. Das Erste, was ich sehe, als ich meine Wohnung betrete, ist der große Karton auf dem Küchentresen. Eine Karte steckt in der himmelblauen Schleife: Trage es morgen Abend, R .
Ich ahne, was in der Schachtel ist, nehme sie mit in s Schlafzimmer und öffne den Deckel. Dort liegt ein wunderschönes Cocktailkleid aus nachtblauer Seide. Wenn wundert die Farbe? Und hört dieser Mann denn gar nicht zu? Ich schnappe mir das Kleid und stiefele in seine Wohnung hinüber.
12
Eigentlich will ich nur das Kleid auf seinen Tresen knallen, doch er steht in der offenen Küche und trinkt aus einer Flasche Multivitaminsaft. Ich halte in der Bewegung inne, als er mich ertappt.
»Dafür, dass ich deine Wohnung nicht ohne deine Erlaubnis betreten darf, betrittst du meine ziemlich oft ohne Erlaubnis.« Bedächtig nimmt er einen weiteren Schluck und dreht dann die Flasche zu.
»Das hier ist Einladung genug .« Ich halte ihm das Kleid entgegen. »Ich weiß nicht, was du nicht verstanden hast, als ich sagte, dass ich meine Kleidung selbst bezahle.«
Einen Moment blickt er auf das Kleid in meiner Hand, dann schaut er mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. »Ich dachte, das hätten wir geklärt .«
»Scheinbar nicht.« Sein arroganter Ton macht mich wütend.
Er stellt die Flasche wieder in den Kühlschrank. »Zieh es an.«
»Was?«
»Ich möchte, dass du das Kleid anziehst, das ich für dich gekauft habe.«
Irritiert blicke ich ihn an. »Du hast das Kleid gekauft ?«
So ganz kann ich seinen Worten keinen Glauben schenken.
»Ja, ich habe es heute persönlich für dich gekauft. Zieh es an.«
»Warum?«
»Weil ich wissen will, wie du darin aussiehst.«
»Reicht es nicht, wenn du es morgen Abend siehst ?«
»Zieh es an .«
Ich schaue zur Badezimmertür.
»Zieh es hier an.«
Seine Augen blicken drohend und der arrogante Ton, tut sein Übriges dazu. Ohne meinen Blick von ihm zu nehmen, ziehe ich mein Shirt über den Kopf, schlüpfe aus den Schuhen und öffne meine Jeans. Langsam schäle ich mich aus der Hose. Dass ich jetzt schon wieder nur in Dessous vor ihm stehe, blende ich einfach aus. Es gibt nichts, was er nicht schon gesehen hat. Schnell ziehe ich das Kleid über.
»Es steht dir .« Langsam schlendert er auf mich zu. »Zieh dich aus.« Er trägt noch seine Anzughose und ein weißes Hemd. Die Krawatte, die er normalerweise trägt, hat er bereits abgelegt.
Ich ignoriere seinen Kommandoton, lege das Kleid ab und will in meine Jeans steigen, als er die Hand hebt. »Ich sagte: Zieh dich aus.«
Sein Blick ist weiter
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