5 Tage Liebe (German Edition)
ehemals geliebten, jetzt verhassten Couch ein.
„Ja?“
„Ich habe das Ticket zurückgegeben.“
Mayas Stimme klingt schrill und etwas panisch, so als wäre sie sich nicht sicher, die richtige Entscheidung getroffen zu haben.
„Das ist gut. Das war richtig.“
„Sicher?“
„Absolut. Patrick und ich haben die Couch schon im Sprinter.“
Eine glatte Lüge. Patrick tippt sich stumm an die Schläfe, aber ich ignoriere ihn.
„Ich verkaufe sie einem alten Schulfreund, der sie schon lange haben wollte. Du wirst sehen, alles wird gut.“
„Und du holst mich nachher ab?“
„Versprochen. Ich habe die Adresse, keine Sorge.“
Pause.
Pausen sind nicht gut. Maya zweifelt.
„Danke.“
„Nicht dafür. Ich mache das wirklich gerne.“
„Dann sehe ich dich nachher.“
„Ganz bestimmt.“
Als wir auflegen, fällt mir ein Stein vom Herzen. Sie hat das Ticket wirklich zurückgegeben. In mir war immer noch diese kleine versteckte Panik. Was, wenn sie einfach in diesen Flieger steigt und dann weg ist. Ich würde sie nie wiedersehen, aber all solche Gedanken sind jetzt komplett überflüssig.
Patrick lehnt am Sprinter und schaut am Gebäude nach oben, wo meine Wohnung liegt.
„Deine nächste Wohnung sollte im Erdgeschoss liegen. Entweder das, oder du musst dir einen neuen besten Freund suchen.“
„Möbelpacker.“
Wir sind gerade dabei, die Couch in den Bauch des Sprinters zu drücken – bedacht, möglichst wenig zu ruinieren, was nur den Preis drücken würde –, als mein Handy erneut klingelt. Wieso diese Handymelodie die Gabe hat, einen spastischen Anfall in meinem Herzen zu verursachen, weiß ich nicht. Wieder krampft sich alles zusammen. Aber es ist nicht Maya.
„Frank, hallo. Wir sind schon auf dem Weg zu dir.“
„Den Weg kannst du dir sparen, Jonas.“
Frank Schulze war mein Sitznachbar in Geschichte. Die halbe Oberstufe hat er nur überlebt, weil meine Handschrift in Arbeiten immer besonders schön und groß war. Er hat sich nie dafür bedankt, aber das passiert schon mal. Heute Morgen hatte er mir fest zugesagt, die Couch für knapp tausend Euro zu kaufen.
„Was?“
„Meine Freundin hasst das Teil. Und sie will unter keinen Umständen unsere Couch loswerden.“
„Das ist eine Eins-a-Couch! Und für den Preis ist sie geschenkt!“
Patrick dreht sich zu mir um, er ahnt, wie sich mein Plan in Luft auflöst.
„Ja, ich mag sie ja auch, aber daraus wird leider nichts, tut mir leid.“
„Du hast deine verfickten zehn Punkte in Geschichte nur wegen mir bekommen! Alles, was du über Karl den Großen weißt, weißt du wegen mir und meiner klaren Handschrift!“
Meine Stimme wird so laut, dass sich eine Dame mit Hund empört zu mir umdreht.
„Ich sage doch, es tut mir leid, Jonas.“
„Du kannst dir dein „tut mir leid“ in den Arsch schieben, mein Lieber! Hätte ich dich in der Schule mal so hängen lassen, du hättest dir dein Abi abschminken können! Und nichts wäre es gewesen mit deinem tollen Job bei Daimler, du Arschloch!“
Patricks Lachen dröhnt aus dem Sprinter zu mir nach draußen, aber ich denke nicht daran, zu lachen. Frank durchkreuzt all meine Pläne.
„Hör mal! Ich habe mich doch schon entschuldigt!“
„Hoffentlich ist deine Freundin jetzt glücklich! Soll sie sich ihren Arsch ruhig auf eurer Ikea-Couch platt sitzen!“
Damit lege ich wütend auf und starre die Frau mit dem Hund an, die mich nach wie vor überrascht ansieht.
„Wenn Ihr Köter auf den Bürgersteig scheißt, ist hier die Hölle los!“
Patricks Hand packt meinen Nacken und schiebt mich in den Sprinter zur Couch, die jetzt so wertlos erscheint, während er sich bei der Frau für seinen Freund entschuldigt; ich sei heute nicht ich selbst. Dabei hat er so recht, ich fühle mich tatsächlich nicht wie ich selbst – eher so, als würde ich neben mir stehen.
„Komm erst mal wieder runter:“
„Nur weil seine Freundin die Couch nicht mehr will! Und jetzt?“
Ich hatte mich zu sehr auf diesen Plan verlassen.
„Wir lassen uns was anderes einfallen. Vielleicht will ja noch jemand die Couch. Wer weiß.“
Niemand, den ich kenne, denn bevor Frank ja und dann wieder nein gesagt hat, habe ich meine gesamte Freundesliste bei Facebook, Google+ und Xing durchgefragt, aber niemand hatte Interesse oder Geld, meine Couch zu erwerben. Dabei wäre das Geld jetzt doch so verdammt wichtig!
„Zweitausend Euro, das kann doch nicht so schwer sein.“
Ich setzte mich neben die Couch und lasse den Kopf
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