5 Tage Liebe (German Edition)
angekommen.
Mayas Kopf schaukelt hin und her, während ich versuche, auch enge Straßen geschmeidig mit dem Sprinter zu befahren. Ich will sie noch nicht wecken. Nur noch ein paar Straßen, nicht mehr lange. Ich wünsche mir sehr, dass auch Maya in Barcelona ankommen wird. Sie hat es verdient.
Ich stelle den Motor ab und sehe auf das beleuchtete Gebäude vor uns. Es sieht prachtvoll aus in der Nacht. Ein schlafender Gigant. Meine Arme fühlen sich schwer an, als ich aus dem Sprinter steige und mich die Luft im spanischen Küstenort umgibt. Es riecht nach Meer, ganz anders als in meinem Stuttgart. Leichter, aber auch spannender.
Ich gehe um den Sprinter herum und betrachte Maya hinter der Scheibe. Sie bewegt sich, nicht mehr lange, und sie wird aufwachen. Ich kenne sie inzwischen, weil ich zwei Nächte neben ihr liegen durfte und hunderte von Kilometern mit ihr an meiner Seite verbracht habe. Kleinigkeiten haben sich in mir verankert. Sie reibt sich kurz über die Nase und das Gesicht, dann öffnet sie die Augen und ihr Blick geht suchend zu ihrer Linken. Aber ich bin nicht da. Sie sieht sich um, dann raus zu mir. Ein verstörtes Lächeln umspielt ihre Lippen, als sie mich erkennt. Schön zu sehen, wie sie langsam zurück in die Realität findet, erneut die Augen reibt und sich etwas streckt. Vermutlich weiß sie noch nicht, dass wir bereits angekommen sind. Ich gebe ihr ein paar Sekunden, dann deute ich auf das Gebäude vor uns. Ihr Blick folgt meiner Hand, bis sie sieht, wohin ich sie gebracht habe. Ihre Augen betrachten das Gebäude und ich warte auf ein Zeichen, dass sie verstanden hat. Sie beugt sich weiter vor, liest das beleuchtete Schild. Ihre Augen werden größer, wie Untertassen sehen sie aus. Ihr Mund steht offen, bevor er sich zu einem Lächeln verzieht. Ein breites Lächeln. In ihren Augen sammeln sich Tränen, und wieder sieht sie zu mir. Ihre Lippen formen Worte, die ich durch die Scheibe nicht verstehen kann.
„Was?“
Sie legt ihre Hand gegen die Scheibe, und ich tue es ihr gleich. Das Glas fühlt sich kalt an und beschlägt unter der Wärme meiner Handfläche. Ich spüre es gegen meine Fingerkuppen, aber es kann uns nicht trennen. Mayas Gesicht strahlt, als sie einen Kussmund auf der Scheibe hinterlässt, bevor sie die Tür aufreißt und zu mir ins Freie springt. Nur ein Schritt, dann habe ich sie in meinen Armen und spüre, wie fest sie sich an mich drückt.
„Danke, Jonas!“
Ich möchte es durch einen blöden Spruch herunterspielen, weil ich nicht weiß, wie ich damit umgehen soll, aber so weit komme ich nicht, denn sie küsst mich. Zuerst stürmisch und leidenschaftlich, dann sanft und zärtlich, während sie mich so fest hält, wie sie nur kann.
Hinter uns in der Nacht von Barcelona leuchtet das Picasso-Museum. Maya muss sich nicht mehr hierher denken, um hier zu sein. Sie ist es einfach.
Mayas Mutter Elke sieht ihr ähnlich, nur ist sie etwas kleiner. Fabian, ein erstaunlich großes Kerlchen, macht auf mich nicht den Eindruck, als wäre er behindert oder eingeschränkt, als er auf Maya zustürmt und sie fest umarmt. Minuten vergehen, Tränen fließen, es wird noch mehr umarmt, bis ich schließlich wahrgenommen werde. Ich stehe am Sprinter, will die Situation nicht stören und fühle mich etwas fehl am Platz. Dem Mann, der in der Eingangstür stehen geblieben ist, scheint es wie mir zu gehen. Unsere Blicke treffen sich, wir nicken uns zu und wissen: dieser Moment findet ohne uns statt.
Irgendwann zerrt mich Maya heran und stellt mich als „der Jonas“ vor. Der Mann von der Eingangstür heißt Alejandro und ist wohl ein Freund der Familie, oder so was. Zumindest spricht er gebrochenes Deutsch und lächelt uns an. Er hat Elke und Fabian geholfen, die Wohnung zu finden und ist bereit, beim Einzug zu helfen. Die Familie möchte hier in Barcelona einen neuen Start wagen. Elkes Spanisch ist erstaunlich gut, nur Fabian bleibt stumm. Große klare Augen beobachten und mustern mich. Ich traue mich nicht, Maya zu berühren, weil ich nicht weiß, wie er wohl reagieren wird. Eifersucht will ich nicht provozieren, deswegen folge ich mit langsamen Schritten in das Gebäude, die Treppe nach oben in eine schlichte Wohnung, die ohne Zweifel noch nicht völlig eingeräumt ist. Kartons empfangen uns im Flur, Möbel fehlen bis auf Tisch und Stühle komplett. Alejandro versucht mir zu erklären, dass Freunde von ihm am Wochenende einen Schrank vorbeibringen, dann können die Kartons endlich
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