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Wissenschaftliche Instrumente – Nostalgie treibt die Preise
Vom »Charme des Ungefähren« schwärmt Deutschlands Marktführer im Liebhabersegment der Einzeigeruhren, die nie die Zeit sekundengenau anzeigen können. Wenn das stimmt, dann dürften Sonnenuhren als ziemlich ungefähre Zeitmesser die wohl charmantesten Uhren sein. Und nicht nur das: Antike Stücke von großen Meistern erreichen Preise, für die man durchaus eine zeitgenössische Schweizer Nobeluhr mit Komplikationen bekommt.
Zu den großen Meistern zählt der im Jahr 1588 verstorbene Uhr- und Sonnenuhrmacher Ulrich Schniepp. Er kümmerte sich unter anderem um die Zeitmesser des bayerischen Herzogs Wilhelm V. und machte sich durch eine Reihe von außergewöhnlichen Sonnenuhren einen bleibenden Namen. Bekannt sind seine Büchsensonnenuhren für die Reise oder die von ihm gefertigte Pulverflasche mit eingebauter Sonnenuhr. Seltene Büchsensonnenuhren von Ulrich Schniepp aus dem 16. Jahrhundert werden heute zu Preisen bis 15.000 Euro gehandelt.
Ein anderes Instrument zur archaischen Zeitmessung – die Sanduhr – bleibt zwar deutlich hinter den kostbaren Sonnenuhren zurück, doch seltene Stücke aus dem 17. Jahrhundert können durchaus vierstellige Summen erzielen.
Beide Ur-Uhren zählen zur Kategorie der historischen wissenschaftlichen Instrumente, die sich seit Jahren steigenden Sammlerinteresses erfreut. »Zu dieser Gruppe gehören daneben unter anderem Globen, Mikroskope, Fernrohre sowie Instrumente aus der Medizin und zur Vermessung«, weiß Simon Weber-Unger, Experte im Wiener Auktionshaus Dorotheum.
Vor allem Globen steigen seit Jahren im Preis. Gesuchte Modelle aus dem 18. Jahrhundert sind selten unter 5.000 Euro zu haben. Dazu zählt der Erdglobus im Holzgestell des Nürnberger Pfarrers und Mathematikers Johann Philipp Andreae (1700–1760) mit Kupferstichsegmenten und einem Vollkreismeridianring aus Messing, der im Dorotheum jüngst zu einem Schätzpreis zwischen 3.000 und 5.000 Euro angeboten wurde. Aber auch Globen aus dem 20. Jahrhundert sind mitunter gefragt. Für Reliefgloben mit in Ölfarbe gemaltem Kartenbild zahlen passionierte Sammler ebenfalls vierstellige Summen.
Sehnsucht nach der prä-digitalen Zeit
»Historische Globen sind meist kunstvoll verarbeitet, haben einen wissenschaftlichen Hintergrund und noch dazu einen starken Symbolcharakter, zum Beispiel Macht«, sagt Weber-Unger. Obwohl Globen sehr gefragt seien, entwickle sich der Markt weg vom Sammler, der ausschließlich in bestimmte Instrumente, also etwa nur in Globen oder Mikroskope, investiere. »Kunstsinnige Menschen umgeben sich gern mit Objekten, die ein bisschen mehr bieten als nur Alter. Gerade wissenschaftliche Instrumente stehen oft für eine ganze Epoche an technischer Revolution oder Wissenschaftsgeschichte«, erläutert der Wiener Experte. Das macht den besonderen Reiz von historischen wissenschaftlichen Instrumenten aus und lässt wohl auch künftig steigende Preise erwarten. Hinzu kommt eine zunehmende Sehnsucht nach Objekten aus prä-digitalen Zeiten, als Instrumente im doppelten Wortsinn noch »begreifbar« waren.
Nicht alle Artefakte mit Wertsteigerungspotenzial müssen derweil optische Hochgenüsse sein. Manche jagen dem Betrachter vielmehr einen Schauer über den Rücken. Zum Beispiel die sogenannten Pelikane, mit denen die Dentisten vom 17. bis ins 19. Jahrhundert kranke Zähne zu entfernen pflegten. Obwohl schon der Berliner Hofzahnarzt Johann Jacob Serre (1759–1830) den Pelikan als ein »sehr ungeschicktes Instrument« bezeichnete, kamen vor allem im 18. Jahrhundert besondere Luxus-Ausführungen auf den Markt, die heute allerdings anmuten wie Folterinstrumente aus dem Mittelalter. Ein eiserner Pelikan mit Überwurf und gedrechseltem Wurzelholzgriff bringt auf Auktionen rund 1.000 Euro und mehr. Und um im Bereich des Makabren zu bleiben: Sogar alte Arm- und Beinprothesen werden für ein paar Hundert Euro gehandelt.
Ein besonders populärer Vertreter aus der prä-digitalen Zeit ist die mittlerweile nur noch selten zu findende mechanische Rechenmaschine Curta I aus den 1950er-Jahren. Sie erinnert an eine Epoche, als nicht per Mausklick und Tastendruck gearbeitet wurde, sondern mittels einer Kurbel, weshalb man die Curta häufig als »Kaffeemühle« bezeichnete. Die von Curt Herzstark entwickelte, zylinderförmige Rechenmaschine wurde bis 1970 im Fürstentum Liechtenstein produziert. Eine gut erhaltene Curta I von 1950 bringt aktuell zwischen
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