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595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition)

Titel: 595 Stunden Nachspielzeit - Humorvoller Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo C. Parker
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zwanzig auf der Lauer. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich zwei Grundschulen. Ich muss herausfinden, welche Noah besucht.
    Ein paar Minuten später werde ich heimlich Zeuge des morgendlichen Abschiedsrituals zwischen Mutter und Sohn, durch das ich vom geplanten Mittagessen – Brokkoli mit Kartoffeln – erfahre. Noah freut sich darüber mit der gleichen Wortwahl wie bei der Bolognese, dann läuft er die Stufen hinunter. Ich vergewissere mich, meinen Schlüssel eingesteckt zu haben. Sobald die Haustür ins Schloss fällt, folge ich ihm. Er hat bereits die Nachbarhäuser passiert und den Bürgersteig erreicht. Er wendet sich nach links und ich bemerke, dass er den Kopf senkt. Ich bemühe mich, ihn weder aus den Augen zu verlieren noch ihm zu sehr auf die Pelle zu rücken. Nach einhundert Metern überquert er vorsichtig eine kleine Straße. Bestimmt wäre seine Mutter stolz auf ihn.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite werden zwei Jungen auf ihn aufmerksam. Der eine deutet mit ausgestrecktem Arm zu ihm hin, der andere macht ein erfreutes Gesicht. Offensichtlich Schulfreunde von Noah. Nun muss ich also aufpassen, von keinem der drei Kinder entdeckt zu werden.
    »Weichbirne!«, ruft einer der beiden Schüler laut.
    Noah zuckt zusammen und beschleunigt seinen Schritt. Ich überdenke unterdessen meine Freundetheorie.
    »Bleib stehen, Matschhirn!«
    Die beiden Rüpel rennen ihm plötzlich hinterher, das Nachbarskind bemerkt dies und sprintet seinerseits los.
    Muss das jetzt sein?
    Drei Kinder, die auf der Straße schnell laufen, fallen niemandem auf. Ein Erwachsener, der ihnen hinterherhechelt, findet sich zügig in der Pädophilenschublade wieder; eine wenig verkaufsfördernde Kategorisierung für einen Kinderbuchautor.
    Trotzdem muss ich dringend wissen, welche der infrage kommenden Schulen Noah besucht. Sein bisheriger Weg lässt keine Rückschlüsse zu. Seufzend trabe ich los und versuche den Eindruck eines Joggers zu vermitteln, dem bloß die nötige Ausrüstung fehlt.
    Und die erforderliche Kondition, wie ich nach dreihundert Metern feststelle.
    Keuchend biege ich um eine Ecke, um die meine Zielobjekte vor einer Ewigkeit verschwunden sind. Ich trudle aus und stütze mich auf den Oberschenkeln ab. Glücklicherweise habe ich gesehen, dass Noah und seine Verfolger an der nächsten Kreuzung nach links gelaufen sind. Damit haben sie mir endlich einen Anhaltspunkt geliefert.
    Nachdem ich Luft geschnappt habe, gehe ich in normalem Tempo weiter. Fünf Minuten später komme ich an der
Max-und-Moritz-Grundschule
vorbei. Wegen des guten Wetters halten sich die Kinder draußen auf. Rasch entdecke ich Noah – in ein Gespräch mit einer erwachsenen Aufsichtsperson vertieft.
    Cleveres Kerlchen!
    Von den Rabauken, die ihn anscheinend mobben, ist auf dem Schulhof nichts zu sehen.
    Ich warte, bis die Schulglocke die Schüler in die Klassen ruft, dann begebe ich mich auf den Heimweg. Der erste Teil meines Tagespensums ist abgehakt, nun benötige ich die Telefonnummer der Direktorin.
    ***
    Bevor ich in meinem Arbeitszimmer die Kontaktdaten der Schule herausfinde, signalisiert mir mein E-Mail-Programm den Eingang einer Nachricht meines Verlegers. Ich öffne sie und meine Laune sinkt auf den Nullpunkt.
    Lieber Herr Frost,
    momentan haben wir einen schlechten Presselauf. Ich hätte mir von einer Zeitung aus Ihrer Region etwas mehr Lokalverbundenheit erhofft. Oder sind Sie jemals dem Kulturredakteur auf die Füße getreten?
    Na ja. Kurz ärgern, Ärmel hochkrempeln, weitermachen, lautet mein Rat für den Umgang mit mieser Presse.
    Ich empfahl Sie übrigens als Autor für die Norddeutschen Lesewochen im Herbst. Die Veranstalter zahlen ein gutes Honorar und im Regelfall gibt es wohlwollende Zeitungsartikel.
    Wir hören voneinander.
    Viele Grüße
    Justus Wirth
    Im Anhang der Mail befindet sich eine PDF-Datei. Aufgrund der Vorwarnung ringe ich einen Moment mit mir, ob ich die Rezension überhaupt lesen soll. Muss ich mich vor meinem Ableben noch damit auseinandersetzen? Meine Neugier ist jedoch zu groß, daher bewege ich den Mauszeiger zu dem entsprechenden Symbol und öffne die Datei.
    Die Besprechung ist am Wochenende in der größten Tageszeitung der Region erschienen. Die fett gedruckte Überschrift lässt erahnen, was auf mich zukommt.
    Lesen bildet? Leider nicht immer.
    Vor wenigen Wochen erhielt ich vom Galaxia Verlag ein Rezensionsexemplar des Buches
Konstantin Klever
von Sven Frost.
    Voller Freude machte ich mich daran,

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